Alter Mann schreibt bei Kerzenlicht

Zufrieden – obwohl mehr möglich wäre?

Jürgen Ferrary
1. Juli 2025

Als ich vor vielen Jahren mit meiner Frau zusammengezogen bin, mussten wir mit unserem Geld gut haushalten. Natürlich brauchten wir ein paar neue Dinge für die Wohnung, aber wir überlegten genau, was drin war – und was nicht.

Meine Frau sagte damals: „Also einen Staubsauger brauche ich nicht, ich sauge eh keinen Staub. Aber ohne Geschirrspülmaschine ziehe ich nicht ein!“ Oft haben wir später darüber gelacht. Und ich glaube, sie meinte das ernst. Letztlich kauften wir dann beides.

Heute leben wir in einer Welt, die uns so viele Annehmlichkeiten bietet wie keine Generation zuvor. Wir haben mehr Freizeit, größere Fernseher, schnelleres Internet, die Möglichkeit zu reisen – und doch habe ich den Eindruck: Wir sind nicht zufriedener geworden.

Woran liegt das?

Soziologen sagen: Ein Grund ist der ständige Vergleich, vor allem über soziale Medien. Als ich Kind war, fuhren wir alle paar Jahre in ein Feriendorf nach Bayern, das für arme Berliner Familien gebaut wurde. Meine Mutter saß meist in der Kneipe, viele Ausflüge gab es nicht. Und doch war diese Zeit für mich etwas Besonderes.

Heute besuchen Menschen traumhafte Orte – und sehen parallel im Feed, wo andere gerade Urlaub machen. Und plötzlich wirkt der eigene Urlaub fast gewöhnlich. Wir kaufen unserem Kind ein Eis mit einer Kugel – und dann postet jemand ein Bild vom Eis mit zwei Kugeln. Das mag kleinlich klingen, aber es zeigt das Prinzip.

Wir vergleichen uns – bewusst oder unbewusst. Und obwohl wir wissen, dass vieles auf Instagram inszeniert oder bearbeitet ist, beeinflusst es unsere Wahrnehmung. Früher wussten wir: Werbereisen in Katalogen zeigen nicht die Realität. Heute glauben wir unterschwellig, dass alle anderen ein besseres Leben führen.

Aber ganz gleich, wie viel wir haben – es reicht nie ganz. Denn das, was wir wirklich brauchen, können all diese Dinge nicht geben.

Vielleicht hat Paulus das am besten verstanden. Als er im Gefängnis in Rom saß, schrieb er an die Gemeinde in Philippi:

„Ob ich nun wenig oder viel habe – ich kann mit beidem zufrieden sein: Ich kann satt sein und hungern, Mangel leiden und Überfluss haben“ (Philipper 4,12 HfA).

Paulus hat verstanden: Das Leben verläuft für ihn nach Jahreszeiten: Er hatte gute Zeiten, in denen alles gut lief, und er hatte harte Zeiten, in denen nichts nach seinem Geschmack lief. Aber durch all die Zeiten hindurch hat er gelernt, dass es ein Geheimnis gibt, zufrieden zu sein. Er schreibt:

„Alles kann ich durch Christus, der mir Kraft gibt“ (Vers13).

Jesus gibt ihm die Kraft, alles zu bewältigen, was auf ihn zukommt. Meine Erfahrung ist: Du wirst immer mit Unzufriedenheit kämpfen, bis du lernst loszulassen, bis du lernst, dass Christus alles ist, was du brauchst, um glücklich zu sein. Du kannst allem hinterherjagen, was du jemals wolltest, und alles bekommen. Es wird nicht genug sein, denn du wirst jemanden finden, der mehr hat, der glücklicher ist, erfüllter, zufriedener.

Sei gesegnet!

„Du wirst vielleicht nie wissen, dass Jesus alles ist, was du brauchst – bis Jesus alles ist, was du hast“ (Corrie ten Boom).

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