Mensch liest in der Bibel

Zwischen Gesetz und Gnade – und du mittendrin

Jürgen Ferrary
9. Mai 2025

Pharisäer waren Menschen, die das Gesetz Gottes so ernst nahmen, dass sie sich sogar herausnahmen, Jesus zu korrigieren. Dabei meinten sie es am Anfang nicht einmal böse. Historiker gehen davon aus, dass Pharisäer – oder Gesetzeslehrer, wie sie auch genannt werden – ursprünglich als eine Art „Erweckungsbewegung“ begannen: Sie wollten das Volk zurück zur Treue gegenüber Gott führen.

Doch irgendwann kippte etwas. Aus dem Feuer für Gott wurde Gesetzlichkeit. Aus Ermutigern wurden Schikanierer. Aus Menschen, die Gott liebten, wurden kleinkarierte Kontrolleure. Ein Legalist ist jemand, der das Gesetz höher hängt als das lebendige Wort Gottes.

Ich erinnere mich an eine Diskussion, in der eine Frau sagte: „Ist mir egal, ob das in der Bibel steht oder nicht – bei uns in der Gemeinde ist das eben Gesetz!“ Ich hatte den Eindruck, sie hielt sich klüger als Gott. Als müsste sie seine Lücken füllen, als hätte er vergessen, gewisse Dinge klarzustellen. Als müsste sie sein Wort ergänzen.

Solche Menschen gab es schon zur Zeit Jesu – und es gibt sie auch heute. Sie meinen, man müsse Gottes Gesetz bis ins kleinste Detail erfüllen, um ihm zu gefallen. Doch in Wahrheit machen sie sich selbst – und anderen – das Leben nur schwer.

Paulus schreibt:
„Die Sünde hat ihre Macht über euch verloren. Denn ihr seid nicht länger an das Gesetz gebunden, sondern ihr lebt von der Gnade Gottes“ (Römer 6,14 HfA).

Und kurz zuvor:
„Jetzt aber hat Gott uns gezeigt, wie wir vor ihm bestehen können – unabhängig vom Gesetz… Gott spricht jeden von seiner Schuld frei, der an Jesus Christus glaubt“ (Römer 3,21 HfA).

Wie also ist Gott? „Geht es bei Gott etwa ungerecht zu? Gewiss nicht!“ (Römer 9,14 LUT). Ein Legalist behauptet vielleicht, er liebe die Bibel mehr als du. Aber was nützt die Liebe zum Buch, wenn die Liebe zum lebendigen Wort – zu Jesus – fehlt?

Das heißt nicht, dass Gottes Gebote bedeutungslos sind. Im Gegenteil. Wer Jesus liebt, wird nicht leichtfertig mit seinem Wort umgehen. Aber wir leben nicht unter dem Zwang des Gesetzes, sondern unter der Leitung seines Geistes.

Gesetzlichkeit hat etwas Verführerisches. Sie reduziert Glauben auf eine To-do-Liste. Aber Jesus ist kein Programm. Er ist Person. Beziehung. Liebe.

Darum:
„Durchforsche mich, o Gott, und sieh mir ins Herz… Sieh, ob ich in Gefahr bin, dir untreu zu werden, und wenn ja: Hol mich zurück“ (Psalm 139,23–24 HfA).


Und:
„Ich bin zerknirscht und verzweifelt über meine schwere Schuld. Solch ein Opfer gefällt dir, o Gott“ (Psalm 51,17 LUT).

Gott will dein Herz – nicht nur dein korrektes Verhalten. Er will, dass du ihm vertraust. Dass du lernst, mit ihm zu gehen, auf ihn zu hören, seine Stimme zu erkennen. Dazu brauchen wir die Bibel – ja! Auch die alten Gebote. Aber mehr noch brauchen wir Beziehung.

Denn: Nicht das Gesetz rettet, sondern die Gnade. Nicht das Gesetz macht dich gerecht, sondern das Opfer von Jesus.

Gesetze können ordnen – aber sie können nicht lieben. Jesus aber liebt.
Er ist nicht gekommen, um dir das Leben schwerzumachen, sondern um es dir zu schenken – frei, voller Gnade und Wahrheit.

Meine Herausforderung an dich:

Prüf dich heute selbst: Lebst du aus der Gnade – oder lebst du nach einer Liste?
Und wenn du merkst, dass dein Herz hart geworden ist, dann geh zurück. Nicht zu den Regeln. Sondern zu Jesus. Sei kein Gesetzeslehrer, kein Pharisäer, kein Legalist, sondern ein Nachfolger von Jesus!

Er ist kein Buchstabe.
Er ist das lebendige Wort.
Und er wartet auf dich.

Sei gesegnet!

„Gott hat uns nicht erlöst, damit wir neue Regeln bekommen, sondern damit wir frei sind, ihn zu lieben“ (Tim Keller).

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