Schwach?
Wir haben Paulus einen großen Teil des Neuen Testaments zu verdanken. Viele seiner Briefe haben den Weg in die Bibel geschafft und sind heute das Fundament unseres Glaubens. Er ist ein großer Lehrer, der den Finger in die Wunde legt, der sich nicht so leicht umhauen lässt und von dem man denkt: Was der alles erlebt und erduldet hat; Paulus war ein starker Mann.
Umso erstaunlicher sind Worte, die er an die Gemeinde nach Korinther schrieb: „Aber er hat zu mir gesagt: »Meine Gnade ist alles, was du brauchst! Denn gerade wenn du schwach bist, wirkt meine Kraft ganz besonders an dir.« Darum will ich vor allem auf meine Schwachheit stolz sein. Dann nämlich erweist sich die Kraft von Christus an mir“ (2. Korinther 12, 9 HfA).
Schlechtes Gewissen
Das passt so gar nicht in das Bild, das uns die Welt von einem erfolgreichen Menschen vermittelt. Das passt nicht zu den Maßstäben unserer Gesellschaft. Im Allgemeinen sträuben wir uns gegen Schwäche und Versagen. Solche Dinge kommen gar nicht gut an, also produzieren sie uns eher ein schlechtes Gewissen.
Wir haben Angst, dass andere nicht viel von uns halten, wenn wir Schwäche zeigen, also versuchen wir diese Seiten von uns zu verbergen. Das tun Menschen sehr unterschiedlich. Manche treten an Stellen, an denen sie schwach sind, extra stark auf und verstecken Unsicherheiten und Makel hinter einer Maske.
Andere ziehen sich zurück, wenn sie das Gefühl haben, sie könnten an bestimmten Punkten versagen. Ganz anders Paulus. Er sagt, er will sich seiner Schwachheit rühmen, wie es im Griechischen heißt. Er ist stolz auf seine Schwäche.
Paulus – strahlendes Vorbild
Warum? Weil Paulus gelernt hat, dass sein Wert nicht darin bestand, was er konnte oder was er tat, was er besaß oder was die anderen Menschen von ihm dachten. Er wusste, sein Wert ist gegründet allein auf Gott. Weil Christus in ihm lebte, war er ein strahlendes Vorbild, ein Held.
Und er wusste, gerade in Momenten, in denen er nicht weiter kam, in denen seine Schwäche ihm Grenzen setzte, öffnete das genau die Tür für Gottes Stärke in seinem Leben. Da, wo er sich eingestand, dass er nicht konnte, da konnte Gott durchbrechen.
Nicht nur das. Im griechischen Originaltext endet der Vers mit den Worten: „… damit die Kraft Christi bei mir wohnt“, wobei das Wort „wohnt“ abgeleitet ist von „zelten“. Paulus hat also gelernt, dass Jesu Stärke und Macht „ein Zelt über ihm aufschlagen und in ihm wohnen“ würden! Was für ein großartiges Bild!
Schwach – kein Problem
Wenn wir aufhören, unsere Schwächen zu verstecken, dann können wir uns wieder auf die Quelle unserer Kraft konzentrieren, auf Jesus! Wenn er bei dir „sein Zelt aufgeschlagen“ hat, dann wird seine Kraft in deinem Leben durchbrechen. Du wirst erleben, was das bedeutet, und die Menschen um dich herum werden sehen können, dass du dich auf die Kraft von Jesus verlässt.
Wenn du in dieser Art von Glauben lebst, dann wirst du einen festen Stand im Leben bekommen, denn du weißt, du bist in jedem Sturm sicher. Du musst dich nicht auf deine Fähigkeiten, auf dein Können, auf deine Kraft verlassen, sondern da ist jemand, der dich hält, der dich trägt, der dich sicher ans Ziel bringt.
Aber das bedeutet, dass wir Vertrauen entwickeln müssen, denn nicht gerne lassen wir uns fallen, wenn wir denken, dass sich unter uns ein Abgrund auftut. Sein Versprechen gilt: Bist du schwach, zeigt er seine Stärke.
Sei gesegnet!
„Du kannst nie tiefer fallen, als in Gottes Hand“ (Arno Pötzsch).
Jürgen Ferrary für GottinBerlin
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