Gerichtshammer

Geliebt, nicht geleistet

Jürgen Ferrary
10. Mai 2025

In den Gedanken der letzten Tage ging es um die Frage nach dem alten „Gesetz“ und dem „Neuen Bund“. Sind wir dem alten Gesetz – gemeint sind meistens die 10 Gebote – verpflichtet oder leben wir seit Jesus in einem anderen Verhältnis zu Gott?
Nun, auch unter Christen wird diese Frage sehr kontrovers diskutiert und führt nicht selten zum Streit. Auch kommt es vor, dass sie unterschiedlich beantwortet wird, je nachdem wie betroffen man ist oder nicht oder wie verwerflich man ein Gebot empfindet (oder eben nicht).

Manches wird aus dem Gesetz übernommen, manches nicht – was gilt noch, was nicht? Kindern wird zum Beispiel beigebracht: „Du sollst nicht lügen, das steht schon in den Zehn Geboten!“ Wenn aber eine Gemeinde lehrt, dass es gut und segensreich ist, den sogenannten Zehnten (zehn Prozent vom Einkommen) Gott abzugeben, dann wird das schnell abgetan als Regel, die in die Zeit des „Alten Bundes“, also der Zeit vor Jesus gehört.

Was stimmt denn nun?

Einen zentralen Bibelvers nimmt in diesem Zusammenhang ein Wort ein, das Jesus selbst den Menschen damals gesagt hat: „Denkt ja nicht, ich bin gekommen, um das Gesetz und die Propheten außer Kraft zu setzen. Ich bin nicht gekommen, um sie außer Kraft zu setzen, sondern um sie zu erfüllen“ (Matthäus 5,17 BB). Da sehen wir es doch: Jesus hat das Gesetz nicht außer Kraft gesetzt, es gilt also heute noch!

Tut es das wirklich?

Denn gleichzeitig hat Jesus besonders die Gesetzeslehrer, die Pharisäer verärgert, wenn er zum Beispiel den Menschen über das Gesetz stellte und am Sabbat (dem jüdischen Feiertag – unserem Samstag) heilte. War Jesus nicht der, der Normen und Konventionen brach, der zu denen ging, mit denen niemand etwas zu tun haben wollte? Der Dinge tat, die niemand sonst tat, wie zum Beispiel Menschen zusprechen, Gott hätte ihnen vergeben?

Ehrlich gesagt: So sehr wir uns anstrengen würden, wir könnten das Gesetz gar nicht halten. Wir sind gar nicht in der Lage dazu. Versuche doch einmal eine Woche lang nichts zu tun und nichts zu denken, von dem du selbst genau weißt, dass es falsch ist. Wie lange, meinst du, könntest du durchhalten?

Vielleicht liegt es daran, dass wir den Hang haben, bei anderen gerne darauf zu achten, dass sie doch bitte den Regeln folgen sollten, was wir dann oft auf bestimmte Verhaltensweisen beschränken. Und genau deswegen ist es so wichtig, dass Jesus das Gesetz und die Propheten nicht außer Kraft gesetzt hat.

Im griechischen Urtext steht ungefähr: „Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.“ Jesus hat das gesamte Gesetz erfüllt. Warum? Weil wir es nicht können. Deshalb tat er es, ansonsten hätte er die Schuld von uns nicht übernehmen können.

Aber weil er das Gesetz erfüllt hat, weil er nie gesündigt hat, kann er meine und deine Verfehlungen tragen. Wenn du versuchst, vor Gott zu bestehen, indem du jeden Buchstaben hältst, wirst du nicht nur sehr unglücklich, du wirst schnell scheitern.

Vielmehr ist es wichtig, das Geschenk von Jesus anzunehmen, dass er dich liebt, trotz deiner Fehler, dass er dich mit Gott versöhnt hat, nicht, weil du alles richtig machst, sondern aus Gnade. Das ist Nummer eins. Und dann lass Jesus an dir und in dir wirken. Je enger du mit Jesus lebst, desto mehr wird sich deine Sicht auf vieles verändern.

Und viele Dinge (wie das Lügen zum Beispiel) wirst du lassen, nicht, weil du es irgendwo gelesen hast, sondern, weil dein Herz verändert wurde. Das macht glücklich – dich, dein Leben und natürlich auch Gott, der sich freut, wenn du Jesus ähnlicher wirst.

Sei gesegnet!

„Gnade ist, dass Gott dich genau da liebt, wo du bist – aber dich zu sehr liebt, um dich dort zu lassen“ (Corrie ten Boom).

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