Als wir vor Ostern in den Urlaub gefahren sind, steckte die Natur noch ein ganzes Stück im Winterschlaf. Hier und da sah man schon Frühblüher, aber die meisten Bäume waren noch absolut kahl. Als wir dann knapp zwei Wochen später wieder in unsere Straße einbogen, bot sich uns ein ganz anderes Bild: Saftiges Grün begrüßte uns, dazu bunte Farben vieler Blumen, die in den Vorgärten blühten.
Deswegen liebe ich den Frühling. Leider wachsen nicht nur Pflanzen, die wir haben wollen. Wer einen Garten hat, weiß ein Lied davon zu singen. Es beginnt nun auch die Zeit, in der wir Pflanzen und Kräuter entfernen müssen, die wir in den Beeten nicht haben wollen.
Genauso ist es in unserem Inneren, dass nicht nur gute Pflanzen wachsen. Auch hier müssen wir achtgeben, dass das Unkraut verschwindet. Eine dieser Pflanzen, auf die wir unbedingt achten sollten, ist die Bitterkeit.
Die Bibel sagt: „Achtet aufeinander, damit niemand die Gnade Gottes versäumt. Seht zu, dass keine bittere Wurzel unter euch Fuß fassen kann, denn sonst wird sie euch zur Last werden und viele durch ihr Gift verderben“ (Hebräer 12,15 NLB).
Bitterkeit ist eine Pflanze, die schneller wächst als Brennnesseln oder Geißfuß. Wenn wir Dinge erleben, die uns schmerzen, werden Samen der Bitterkeit ausgesät. Das Gefährliche daran ist, dass die Bitterkeit oft mehr schadet, als die schlechten Erfahrungen, die wir gemacht haben.
Eigentlich wissen wir: Unsere Vergangenheit ist unsere Vergangenheit und kann uns nur schaden, wenn wir uns entscheiden, an ihr festzuhalten. Wenn wir bitter werden, dann ändern wir nichts an der Vergangenheit, wir lassen nur zu, dass sie uns die Gegenwart auch verderben kann.
Wir müssen uns entscheiden, ob wir an unserer Bitterkeit festhalten oder ob wir auch in unserer Seele Unkraut jäten. Das Erste, was hilft, Bitterkeit loszuwerden, ist, dass wir akzeptieren, dass wir unsere Vergangenheit nicht mehr ändern können. Ich hatte wirklich keine schöne Kindheit. Meine Mutter war Alkoholikerin, da gab es wenig Freude und wenig Liebe.
Das ist natürlich nicht schön, aber ich kann es nicht mehr ändern! Manchmal ist der einzige Weg, ein Problem zu überwinden, es zu akzeptieren, damit man in Frieden leben kann. Ich weiß heute, dass Gott die Kontrolle über mein Leben hat, weil ich sie ihm gegeben habe. Ich weiß, er kümmert sich besser um mich, als meine Mutter es damals konnte.
Was mir hilft, ist, wenn ich auf das schaue, was damals dennoch schön war. Es gab immer mal wieder kleine Highlights. Dafür bin ich dankbar. Dankbarkeit hilft, dass sich die Bitterkeit nicht breitmachen kann. Ich habe einmal gehört, dass Wissenschaftler herausgefunden haben, dass die Dankbarkeit das gesündeste Gefühl ist, das ein Mensch haben kann.
Deshalb habe ich mich entschieden, meinen Fokus im Leben mehr auf die Dankbarkeit zu lenken, denn das hilft mir, gesund zu bleiben.
Das Dritte, was mir hilft, hat ein Prediger einmal folgendermaßen beschrieben: „Spielen Sie es herunter und beten Sie es hoch.“ Was er meinte, war, dass ich das, was mich schmerzt, nicht verdrängen sollte, als hätte ich den Schmerz nicht, sondern versuche, Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Seitdem ich Kinder habe, fällt mir dies leichter. Wenn sie einen Verlust erleiden, traurig sind oder frustriert, dann tröste ich sie und sage ihnen, dass ich fest davon überzeugt bin, dass sie dieses Tal überstehen. Ja, es tut weh, aber wir werden es schaffen, den Schmerz zu überwinden.
Das hilft mir, auch diese Perspektive einzunehmen. Gott ist immer bei mir (wie auch bei meinen Kindern) und hilft uns – in guten wie in schlechten Zeiten. Er ist gut, und er hat einen Plan, auch wenn ich ihn nicht immer gleich sehe.
Wenn der Schmerz hochkommt, dann bete ich und mache das Gebet größer und damit die Wurzel meiner Bitterkeit kleiner. Gott liebt es, wenn wir seine Nähe suchen. Und während ich merke, dass mein Herz nach und nach heilt, bitte ich Gott, mehr und mehr in meinem Herzen zu wirken, damit ich lerne, den Schmerz loszulassen und der Bitterkeit damit keinen Raum zum Wachsen gebe.
Sei gesegnet!
„Bitterkeit ist wie Gift trinken und erwarten, dass der andere daran stirbt“ (Nelson Mandela).