Mitten in der Löwengrube – und doch nicht vergessen

„Wenn die Last der Welt dir zu schaffen macht, hört er dein Gebet. Wenn dich Furcht befällt vor der langen Nacht, hört er dein Gebet. Er hört dein Gebet …“ So beginnt ein bekannter Kirchenschlager, den wir früher gefühlt jede Woche gesungen haben, als ich Christ wurde.

Für mich hieß das damals: Wenn du Gott an deiner Seite hast, nimmt er dir alle Lasten ab, du gehst frei und leicht durchs Leben. Doch das stimmt nicht immer. Daniel ist ein gutes Beispiel dafür.

Er war schon alt, als man ihn aus Eifersucht loswerden wollte. Seine Neider stellten ihm eine Falle, und König Darius – gefangen in seinen eigenen Gesetzen und seinem Stolz – musste Daniel in die Löwengrube werfen. Er hatte es schließlich selbst so angekündigt.

Ich weiß nicht, ob Daniel dieses Lied gesungen hätte, hätte er es gekannt. In meinen jungen Christenjahren wäre ich fest davon ausgegangen: Wenn Gott dich liebt, bewahrt er dich vor der Löwengrube.

Aber Daniel wurde nicht davor verschont – er wurde mitten hineingeworfen. Und doch war er nicht allein. Was er nach dieser Nacht sagte, berichtet uns die Bibel:

„Daniel antwortete ihm: ›Lang lebe der König! Mein Gott sandte seinen Engel. Der hat den Löwen das Maul verschlossen, sodass sie mir nichts antun konnten. Denn ich bin unschuldig vor meinem Gott und habe auch gegen dich nichts Unrechtes getan.‹“ (Daniel 6,22–23).

Daniel hatte erlebt: Gott bewahrte ihn nicht vor der Löwengrube, aber in der Löwengrube. Er war nicht verschont, aber auch nicht vergessen.

Das sollten wir für unser Leben lernen: Manchmal führt der Weg tatsächlich durch die Löwengrube – doch Gott geht mit. Und das hat nicht immer mit Fehlern oder Sünde zu tun. Daniel hatte ein reines Gewissen.

Treue zu Gott kann einen Preis haben: Nachteile, wenn du ehrlich bleibst. Ablehnung, wenn du nicht mitlästerst. Unverständnis, wenn du zu Gottes Werten stehst oder wertschätzend bleibst, selbst wenn du angegriffen wirst.

Daniel hätte vielleicht kurzfristig Erfolg gehabt, wenn er seinen Glauben verraten oder sich verbogen hätte. Aber er wählte den besseren Weg: Vertrauen, Treue, Integrität. Und am Ende wurde genau dieser Weg belohnt.

Sein Leben wurde zu einem Zeugnis. Sein Standhalten war eine Predigt – damals schon und bis heute.

Wir stehen oft vor der gleichen Entscheidung: Wähle ich den schnellen, bequemen Weg des geringsten Widerstandes, auch wenn ich damit meine Werte verrate? Oder vertraue ich Gott auch im Gegenwind – und glaube, dass er ihn in Rückenwind verwandeln kann?

Mach dir bewusst, wo deine „Löwengruben“ im Alltag sind: Situationen, in denen es leichter wäre, nachzugeben, wegzuschauen oder mitzumachen. Bitte Gott heute um Mut und Treue – und entscheide dich bewusst für Integrität.

Herausforderung: Lies heute Daniel 15-29

„Der wahre Test des Charakters ist nicht, wie man sich auf dem Höhepunkt verhält, sondern wie man durchhält, wenn es schwer wird“ (Anonym).

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