Gestern war ich zum Predigen in einer Gemeinde in der Prignitz eingeladen. Ich war dort schon öfter und fahre immer wieder gern hin. Der Empfang ist jedes Mal sehr herzlich. Schon am Bahnhof begrüßte mich eine Dame – mit einem selbst gebackenen Stück Käsekuchen in der Hand.
Im Gemeindehaus angekommen, wurde ich empfangen, als wäre ich etwas Besonderes. Das rührt mich jedes Mal. Und doch erinnert mich so eine Situation auch an ein Wort eines alten Predigers:
"Verwechsle niemals Prominenz und Bedeutung. Etwas kann prominent sein, aber nicht signifikant."
Dieser Satz ist für mich eine gute Warnung, nicht eingebildet zu werden. Nur weil man sichtbar ist, heißt das noch lange nicht, dass man wirklich relevant ist. Der Prediger ergänzte damals mit einem Augenzwinkern:
"Meine Nase ist prominent. Sie ragt heraus. Aber sie ist nicht bedeutsam. Ich könnte sie verlieren und würde trotzdem weiterleben. Auffällig, ja – aber nicht entscheidend."
Gestern hatte ich im Gottesdienst eine sichtbare Rolle. Ich habe mein Bestes gegeben, um den Menschen zu dienen. Aber ich war nicht wichtiger als der Mann an der Technik, den kaum jemand beachtet hat – ohne ihn wäre der ganze Nachmittag ziemlich leise geblieben.
Oder der Mann, der selbstgemachtes Schmalz vorbereitet hat, sodass nach dem Gottesdienst alle Schmalzstulle mit Holundersirup genießen konnten. Ich habe ihn nicht getroffen, man nannte mir nur seinen Namen.
Und dann war da noch die Dame, die mich am Bahnhof abholte und mir mit einem Stück Käsekuchen das Gefühl gab, willkommen zu sein. Ihre kleine Geste hat meinen ganzen Tag positiv beeinflusst.
Die Bibel vergleicht die Christenheit oft mit einem Körper. Im Römerbrief heißt es:
„Unser Körper besteht aus vielen Teilen, die ganz unterschiedliche Aufgaben haben. Ebenso ist es mit uns Christen. Gemeinsam bilden wir alle den Leib von Christus und jeder Einzelne ist auf die anderen angewiesen.“ (Römer 12,4–5 HfA)
Jeder Teil wird gebraucht. Auch du.
Vielleicht denkst du: Wenn ich so begrüßt und gefeiert würde wie Jürgen, wenn ich da vorne stehen dürfte – dann wäre es einfach, einen Unterschied zu machen. Aber wer bin ich schon?
Du bist du – und niemand sonst ist wie du. Vielleicht fühlst du dich nicht wie ein sichtbarer Körperteil, sondern eher wie der Zehnagel am kleinen Zeh. Unauffällig. Unwichtig. Entbehrlich.
Aber das ist eine Lüge. Hast du dir schon mal den kleinen Zeh richtig gestoßen? Dann weißt du, wie lange so ein „unbedeutender“ Körperteil Schmerzen verursachen kann. Es mag klein sein – aber es gehört dazu. Genau wie du.
Vielleicht wirkt deine Liebe leiser als große Worte. Vielleicht sieht dich niemand. Aber wie Herz, Leber oder Lunge – Organe, die niemand sieht – bist du entscheidend für das Ganze.
Im Leib Christi wird jeder gebraucht. Auch du.
Wir alle haben eine Aufgabe. Und gemeinsam machen wir den Unterschied.
Sei gesegnet!
„Du bist nicht zu klein, um einen Unterschied zu machen. Du bist nur zu leise, um zu glauben, dass du es kannst“ (unbekannt).