Wie oft war ich schon in Situationen, in denen ich mir gewünscht hätte, Gott hätte vorher eingegriffen – bevor ich eine falsche Entscheidung getroffen oder einen Fehler gemacht habe. Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, ist unser Geschrei groß. Aber die Frage ist: Hätten wir vorher überhaupt gehört, wenn Gott gesprochen hätte?
Oft beten wir: „Herr, segne meinen Weg, den ich gehe, und lass meine Entscheidungen gelingen. Du hast mich doch lieb – also musst du doch gut finden, was ich tue!“ Doch viel seltener beten wir: „Herr, zeig mir deinen Weg! Ich will dir gehorsam sein, auch wenn ich ihn nicht verstehe.“
Auch König David hat schwere Fehler gemacht. Nachdem er seine Sünde lange geheim gehalten hatte, wurde er vom Propheten Nathan überführt – durch eine Geschichte, in der David sich selbst erkannte (2. Samuel 12). Als Reaktion darauf entstand Psalm 32. Dieser Psalm zeigt, wie Gott zu David gesprochen hat, nachdem er wirklich fatale Entscheidungen getroffen hatte.
Darin sagt Gott: „Ich will dich lehren und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst; ich berate dich, nie verliere ich dich aus den Augen“ (Psalm 32,8 HfA). Eine klare Ansage. Und sicher war das für David weder angenehm noch leicht zu akzeptieren. Doch Gottes Ziel war nicht, David bloßzustellen – sondern ihn zurückzugewinnen.
Ich verstehe David gut. Gerade in solchen Momenten hört man Gottes Anweisungen nicht gerne – besonders, wenn es darum geht, eigene Fehler einzugestehen und Schuld zu bekennen. Aber es geht nicht nur um große Sünden, sondern auch um die alltäglichen Entscheidungen: im Umgang mit der Familie, im Beruf, mit Nachbarn – oder wie wir mit uns selbst umgehen.
Wie viel einfacher ist es, einfach zu tun, was wir wollen, und dann Gott um seinen Segen zu bitten. Nach dem Motto: „Immerhin liebt er uns doch, oder?“ Aber Liebe bedeutet nicht, dass Gott unsere Wege einfach absegnet. Im Gegenteil: Er weist uns Wege, die er für richtig hält – nicht zwangsläufig die, die wir wählen würden. Und meistens fällt uns das erst ein, wenn wir in der Sackgasse stehen und seine Hilfe brauchen.
Es geht nicht um Kleinigkeiten. Es geht um unser Herz. Denn auch in uns Christen lebt noch der „alte Adam“ – unser Ego, unser Eigenwille. Und Gott sagt klar: „Ich zeige dir, wo es langgeht. Und mein Auge wacht über dir.“
Die Bibel ist kein Regelbuch zur Kontrolle, sondern eine Anleitung für das Leben in Freiheit und Wahrheit. Aber die Frage bleibt – wie damals bei David:
Gehen wir unseren Weg – oder seinen?
Folgen wir unserer eigenen „Weisheit“ – oder vertrauen wir auf Gottes Führung?
Das Gute ist: Gott verliert uns nie aus den Augen. Das kann sich wie Kontrolle anfühlen – oder wie Fürsorge. Gott ist Liebe. Und aus Liebe lässt er uns nicht aus den Augen. Ganz gleich, wie tief wir gefallen sind oder wie ratlos wir gerade sind – er bleibt da.
Frage dich heute:
Was möchte Gott in deiner aktuellen Situation von dir? Welche Schritte möchte er, dass du gehst? Und welche falschen Entscheidungen darfst du heute am Kreuz ablegen?
Sei gesegnet!
„Gott führt nicht immer dorthin, wo wir hinwollen, aber immer dorthin, wo wir hingehören“ (unbekannt).