Mann -sitzt auf dem Feld

Erinnern statt verzweifeln

Jürgen Ferrary
7. Oktober 2025

Es gibt Zeiten, da befinden wir uns in einem Tal – dunkel, eng, hoffnungslos – und denken, Gott hätte uns vergessen. In solchen Momenten hilft mir ein einfacher, aber kraftvoller Schritt: Ich erinnere mich. Ich schaue zurück auf all das, was Gott schon in meinem Leben getan hat. Bisher hat er mich durch jedes Tal getragen. Er hat Türen geöffnet, Wege geebnet, mich nie allein gelassen. Und das gibt mir die Gewissheit: Er wird es auch diesmal wieder tun.

Wenn man das dritte Kapitel des Propheten Habakuk liest, dann klingt es fast wie ein modernes Lobpreislied: „Herr, ich habe von deinen großen Taten gehört, deine Werke erfüllen mich mit Ehrfurcht. Greif in dieser Zeit noch einmal so machtvoll ein! Auch wenn du im Zorn strafen musst – so hab doch Erbarmen mit uns!“ (Habakuk 3,2 HfA)

Habakuk kennt das Leid. Er versteht, dass das Leben nicht immer fair ist. Aber er erinnert sich daran, wer Gott ist und was Gott kann. Das ist der erste Schritt aus dem Tal heraus – nicht die Lösung aller Probleme, aber der Beginn von neuem Vertrauen.

Wenn ich auf mein eigenes Leben zurückblicke, sehe ich viele solcher Momente. Ich erinnere mich an die Zeit, als ich Gott fast trotzig sagte: „Du willst mein Leben? Hier hast du es. Mach damit, was du willst!“ Ich hatte aufgegeben. Aber Gott nahm dieses Gebet ernst – und verwandelte mein Leben.

Ich erinnere mich, wie er mir meine Frau Alexandra geschenkt hat – bis heute eines der größten Geschenke meines Lebens. Ich erinnere mich, wie wir uns nach Kindern sehnten und wie ein Gast in der Gemeinde für uns betete. Kurz darauf – nach langer Zeit des Wartens – wurde meine Frau schwanger. Zwei wundervolle Kinder sind das sichtbare Zeichen dieser Gebetserhörung.

Ich erinnere mich an Prüfungen, die mir schlaflose Nächte bereiteten – und daran, wie ich plötzlich ruhig wurde, als mein Sohn für mich betete. Ich erinnere mich, wie Gott beruflich immer wieder Türen öffnete, ohne dass ich mich mühsam durch Bewerbungsverfahren kämpfen musste.

Und ja, es gab Täler. Tiefe Täler. Zeiten voller Angst, Zweifel, Erschöpfung. Aber es gab nie eine Sackgasse. Gott war immer treu. Immer.

Wenn ich heute zurückblicke, kann ich nur staunen, wie oft Gott schon gehandelt hat – oft anders als erwartet, aber immer gut. Ich bin noch hier. Und ich bin gespannt, was noch kommt.

Vielleicht stehst du gerade selbst in einem Tal. Vielleicht betest du und hörst keine Antwort. Dann erinnere dich daran, was Gott schon in deinem Leben getan hat. Erinnere dich an das letzte Mal, als du dachtest: Jetzt geht es nicht mehr weiter.“ – und es doch weiterging.

Erinnere dich an das Gebet, das du längst vergessen hattest – und das Gott trotzdem beantwortet hat.
Erinnere dich daran, wer er ist. Und wage zu glauben, dass er wieder tun wird, was er schon einmal getan hat.

Sprich mit ihm. Ganz ehrlich.
Bete: „Herr, ich erinnere mich daran, wie du … Und ich vertraue darauf, dass du es wieder tun wirst.“

Sei gesegnet – „und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“ (Psalm 103,2).

„Das Leben kann nur vorwärts gelebt, aber nur rückwärts verstanden werden“ (Søren Kierkegaard).

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