Rohrbruch
Gestern fing mein Handy an, regelrecht zu glühen. Ein paar Straßen neben der, in der ich wohne, gab es einen Rohrbruch, und das ganze Viertel wurde von der Wasserversorgung abgeschnitten. Und so tauschten sich die Nachbarn rege darüber aus. Etwa 150 Meter von unserem Haus entfernt hatten die Wasserwerke einen Not-Wasserhahn auf der Straße installiert.
Hier konnten wir Wasser für den Tag zapfen – zum Trinken und Kochen ebenso, wie für die Toilette oder zum Waschen. Am Abend machte ich mich also mit zwei Eimern auf, um für die Familie Wasser zu holen. „Ich bin echt dankbar, dass dies eine Ausnahmesituation ist“, dachte ich mir noch, „wie furchtbar wäre es, wenn man immer laufen müsste, um Wasser zu holen.“
Selbstverständlich
Plötzlich hatte ich das Gefühl, Gott würde zu mir sprechen und mir sagen: „Dann sei doch mal ein bisschen dankbarer für das, was du hast und meckere nicht so oft herum!“ Das saß! Mir wurde gestern bewusst, wie sehr wir uns an unseren Lebensstandard gewöhnt haben, wie selbstverständlich wir oft alles sehen.
Es gibt unzählige Menschen auf der Welt, die Stunden für einen Eimer frisches Wasser laufen müssen. Es gibt Menschen, denen wird die Wasserleitung mal eben durch eine feindliche Rakete weggebombt. Es gibt Menschen, die nicht wissen, wie sie ihre Familie satt bekommen, und wir jammern, wenn mal ein Sonderangebot schon ausverkauft ist.
Wohin schaue ich?
Auch in Berlin leben Menschen ohne Heizung und müssen den Winter über frieren, weil die Hausverwaltung niemanden zum Reparieren schickt. Momente wie gestern zeigen, wie gut es uns eigentlich geht. Es ist halt nur die Frage, wohin ich schaue.
Irgendwie haben wir Menschen die Eigenschaft, schnell nach unten zu schauen, das Negative zu sehen. Psalm 121 beginnt mit den Worten: „Ich schaue hinauf zu den Bergen – woher wird meine Hilfe kommen? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“ (Psalm 121, 1-2 HfA). Es ist einer der sogenannten Pilger-Psalmen, also eines der Lieder, die die Israeliten gesungen haben, wenn sie sich auf den Weg zu einem der drei großen Feste im Jahr aufmachten.
Ich schaue nach oben
Jesus selbst war Jude, Jesus hat diese Feste besucht. Also wird Jesus mit Sicherheit diesen Psalm auf dem Weg zum Fest oder vom Fest nach Hause gesungen haben. Er wusste, wo er seine Hilfe herbekam. Ich finde die Worte sehr eindrücklich.
Ich denke, niemand nimmt an, dass Gott auf den Bergen wohnt, so wie die Griechen es von Zeus einst annahmen. Dennoch lauten die Worte: „Ich schaue auf zu den Bergen!“ Ich schaue nicht nach unten auf meine Bedrängnis, auf mein Leid, meinen Mangel, meine Trauer – ich schaue nach oben.
In welche Richtung schaust du?
Wenn du nach unten schaust, dann ist die Richtung, in die deine Emotionen gehen, vorprogrammiert. Es geht nach unten. Du gehst immer in die Richtung, in die du schaust. Wenn du deinen Blick nach oben wendest, dann schaust du auf Gott.
Du ignorierst deine Nöte nicht, aber du weißt, wer sich um sie kümmern wird. Du weißt, wer sich um dich kümmern wird, auch wenn gerade nicht alles glattläuft. Dein Blick nach schenkt dir Vertrauen, denn tief in deinem Herzen weißt du, dass Gott dich liebt, dass er dich nicht im Stich lässt und dass er einen Plan exakt von dem Punkt aus hat, an dem du gerade stehst.
Schaust du nach unten?
Es ist eine Frage deiner Entscheidung. Schaust du nach unten und siehst dir das Negative an? Lässt du dich davon anstecken? Dann musst du dich nicht wundern, dass sich eine Decke von negativen Gefühlen über dein Herz legt.
Oder schaust du nach oben „hinauf auf die Berge“, mit dem Wissen: Auch deine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde, der dich gemacht hat, der dich kennt, der dich liebt und der weiß, was du brauchst.
Ein Leben, das auf die Hoffnung schaut, wird anders verlaufen als ein Leben, das sich von negativen Gedanken und Gefühlen bestimmen lässt. Du hast nicht in der Hand, ob morgen Wasser aus deinem Wasserhahn fließt oder ob die an die übernächste Straßenkreuzung musst, um dort welches zu zapfen.
Aber du hast es in der Hand, mit welcher Einstellung du deine Eimer in die Hand nimmst, um Wasser holen zu gehen.
Sei gesegnet!
„Gib der Hoffnung Raum, und du wirst ein Optimist sein. Gib dem Zweifel Raum, und du wirst dich schutzlos fühlen“ (Max Lucado).
Jürgen Ferrary für GottinBerlin
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