Der Mensch, der meine Kindheit am meisten positiv beeinflusst hat, war meine Uroma. Und das, obwohl sie eigentlich unscheinbar war, ihr Leben lang arm, eher zurückhaltend und von kleiner, körperlicher Gestalt. Und dazu kam, dass wir eigentlich gar nicht wirklich miteinander verwandt waren. Sie war die Mutter der zweiten Frau meines Opas.
Meinen Opa kannte ich gar nicht, weil der sich schon totgesoffen hatte, noch bevor ich geboren worden war. Diese Frau, die im Hinterhof in einem der ärmsten Gebiete des damaligen West-Berlins wohnte, machte einen Unterschied – und das nicht nur in meinem Leben.
Und warum? Weil sie etwas verstanden hatte: Ob wir ein erfülltes Leben haben oder nicht hängt nicht davon ab, ob wir angesehen sind, wohlhabend oder sehr gebildet. Meine Uroma hat zwei Weltkriege überlebt und fünf Ehemänner. Und als sie auf dem Sterbebett lag, sagte sie mir: „Ich hatte ein erfülltes Leben, und jetzt freue ich mich auf meinen Jesus!“
Was ihr Leben erfüllt hat, war ihre Beziehung zu ihrem Herrn – und daraus resultierend ihr Leben für andere, ihr Leben für den Dienst für ihren Herrn. Das mag so klingen wie eine Ersatzbefriedigung, unter dem Motte: Sie hatte so wenig, dass sie nur Jesus hatte.
Aber vielleicht war das ihr Geheimnis. Sie hat gesehen, dass man nur Jesus braucht, um glücklich zu sein. Denn wenn du dich von ihm gebrauchen lässt, wenn du dich senden lässt, dann wirst du die Welt verändern, und dann das wird dein Leben absolut erfüllen.
Kennst du den Spruch: „Ich würde jetzt mein Leben für ein Eis geben“? Oder für ein kaltes Getränk oder etwas anderes. Die Wahrheit ist: Du wirst dein Leben immer für etwas geben: für den Sport, für die Musik, deine Karriere, Geld, Ansehen, Rum. Aber die Wahrheit ist auch, dass nichts davon Bestand hat.
Spätestens wenn du auf dem Sterbebett liegst, werden all die Dinge nichts zählen – aber wahrscheinlich wirst du schon viel früher dahinter kommen. Was dein Leben wirklich reich macht, ist, Teil der Familie Gottes zu sein. Und nicht nur mit dem Herzen, sondern wirklich als Teil des Teams.
Paulus vergleicht dieses Team mit einem Leib. Und er sagt, dass ein jeder von uns seinen Sinn und seine Aufgabe als Teil seines Leibes findet: „Ebenso ist es mit uns Christen. Gemeinsam bilden wir alle den Leib von Christus, und jeder Einzelne ist auf die anderen angewiesen“ (Römer 12,5 HfA).
Gott möchte dich gebrauchen in seinem Team, nicht, weil er es nötig hat, sondern weil er weiß was dich glücklich macht. Ich hatte viele Ausreden, warum ich mich Gott nicht zur Verfügung stellen wollte, bis ich diesen Gedanken fand:
Abraham war alt. – Jakob war unsicher. – Lea war unattraktiv. – Josef wurde missbraucht. – Mose stotterte. – Gideon war arm. – Samson war abhängigkeitsgefährdet. – Rahab war unmoralisch. – David hatte eine Affäre und alle Arten von Familienproblemen. – Elia war selbstmordgefährdet. – Jeremia war depressiv. – Jona war widerspenstig. – Naomi war eine Witwe. – Johannes der Täufer war, gelinde gesagt, exzentrisch. – Petrus war impulsiv und jähzornig. – Martha war sehr besorgt. – Die samaritanische Frau hatte mehrere gescheiterte Ehen. – Zachäus war unpopulär. – Thomas hatte Zweifel. – Paulus hatte eine schlechte Gesundheit. – Timotheus war schüchtern.
Welche Ausrede sollte also bei mir gelten? Heute kenne ich das Geheimnis meiner Uroma, denn heute weiß ich, dass es glücklicher macht, Gott zu fragen: „Herr, was kann ich für dich tun?“, als: „Herr, was kannst du für mich tun?“
Gott schenkt uns sehr viel. Er will uns mit allem versorgen, was wir brauchen, vor allem aber mit allem, was unser Leben gelingen lässt. Und dazu gehört, dass er uns „nutzen“ darf.
Sei gesegnet!
„Der Sinn des Lebens besteht nicht darin, ein erfolgreicher Mensch zu sein, sondern ein wertvoller“ (Albert Einstein).