Prediger im Tempel

Wo ist dein Platz?

Jürgen Ferrary
16. Juli 2025

Als Prediger bin ich schon ziemlich herumgekommen und habe viele Gemeinden erlebt – in der Stadt und auf dem Land, große und kleine, wachsende und schrumpfende. Und ganz gleich, wie unterschiedlich diese Gemeinden geprägt waren, eines habe ich noch nie erlebt: eine Gemeinde, die zu viele Mitarbeiter hatte.

Noch nie habe ich gehört: „Kennst du jemanden, der Hilfe braucht? Wir haben zu viele Musiker, zu viele Mitarbeiter im Kinderdienst oder zu viele Leute, die putzen wollen.“ Stattdessen höre ich: „Wir würden so gerne ein Gemeindecafé eröffnen, um Menschen in unserem Kiez zu erreichen, aber uns fehlen die Mitarbeiter.“ Oder: „Unser Jugendkreis ist eingeschlafen, weil niemand mehr da war, der ihn leiten konnte.“

Dienste wie der Blumendienst am Altar fallen selten auf, wenn sie fehlen. Aber in den Bereichen, in die man investieren müsste – Musik, Kinder, Senioren, Evangelisation – herrscht oft „Fachkräftemangel“. Genau darin liegt ein großes Problem: Viele Gemeinden schrumpfen, weil ihnen Menschen fehlen, die bereit sind, ihre Gaben einzubringen.

Vielleicht denkst du jetzt: „Und was habe ich damit zu tun?“ Meine Antwort: Vielleicht bist es genau du, der einen Unterschied machen kann. Vielleicht wird gerade dein Dienst in deiner Gemeinde gebraucht.

Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth:

„Ihr seid der Leib Christi, und jeder Einzelne von euch gehört als ein Teil dazu“ (1. Korinther 12,27).

Damit spricht er genau das Problem vieler Gemeinden an. Stell dir vor, deine Niere würde plötzlich sagen: „Ich habe keine Zeit mehr zu dienen, ich möchte nicht mehr mitarbeiten.“ Was würde passieren? Du würdest sterben!

Die Niere ist ein großes, wichtiges Organ. Aber hast du schon einmal vom Felsenbein gehört? Das ist ein kleiner Teil im Ohr, in dem dein Gleichgewichtssinn sitzt. Wenn dieser winzige Teil seinen Dienst verweigert, bekommst du große Probleme.

In der Gemeinde ist es genauso: Es sind nicht nur die „sichtbaren“ Dienste des Pastors oder der Lobpreisleitung wichtig, sondern jeder Beitrag zählt. Wir haben einen alten Kronleuchter über unserem Esstisch, der schönes, helles Licht spendet. Aber weißt du, was fast wichtiger ist? Das kleine Nachtlicht, das dir nachts den Weg ins Bad zeigt, wenn du aufstehen musst.

Es sind nicht nur die „großen Jobs“, die wichtig sind. Auch die kleinen Dienste sind entscheidend. Wenn jemand keine Lust hat, keine Zeit findet oder gekränkt ist und deshalb seinen Platz in der Gemeinde verlässt, dann leidet der ganze Leib – wie ein Gleichgewichtssinn, der seinen Dienst verweigert.

Und nicht nur die Gemeinde leidet – auch dir fehlt etwas. Gott hat dich nicht so geschaffen, wie du bist, weil ihm gerade nichts Besseres eingefallen ist. Er hat dir Gaben und Begabungen gegeben, damit du sie einsetzt. Genau dafür hast du sie bekommen, und es bereichert dein Leben, wenn du sie gebrauchst.

Die Bibel sagt:

„Gott hat uns so geschaffen, wie wir jetzt sind, in Christus Jesus neu geschaffen, um das zu tun, was gut ist. Gott hat alles, was wir tun sollen, vorbereitet; an uns ist es nun, das Vorbereitete auszuführen.“ (Epheser 2,10)

Immer, wenn du anderen dienst – egal ob in deiner Gemeinde oder im Alltag – dienst du letztlich Gott. Und das macht auch dein eigenes Leben reich und sinnvoll.

Wo ist dein Platz in der Welt und im Reich Gottes? Welches Teil des Leibes Christi bist du? Frag Gott heute, wo dein Platz ist. Sei mutig, deinen Beitrag zu leisten – er wird dich segnen.

Sei gesegnet!

„Niemand kann alles tun, aber jeder kann etwas tun“ (Unbekannt).

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