Es gibt Zeiten, da haben wir das Gefühl, Gott würde auf unsere Gebete nicht antworten. Und dann kommen schnell Zweifel: Vielleicht bin ich nicht gut genug. Vielleicht habe ich zu viel falsch gemacht. Warum sollte Gott gerade auf mich hören?
Manche hören irgendwann ganz auf zu beten – aus Angst, dass Gott erst mal ein ernstes Wörtchen mit ihnen reden würde, bevor er überhaupt zuhört. Aber ist das wirklich so?
Die Bibel sagt etwas anderes: „Wenn jemand von euch Weisheit braucht, weil er wissen will, wie er nach Gottes Willen handeln soll, dann kann er Gott einfach darum bitten. Und Gott, der gerne hilft, wird ihm bestimmt antworten – ohne ihm Vorwürfe zu machen“ (Jakobus 1,5).
Dieses „ohne Vorwürfe“ hat mich getroffen. Denn oft rechne ich innerlich doch mit einem mahnenden Zeigefinger Gottes. Dabei ist sein Herz ganz anders.
Mir kam dazu ein Bild: Stell dir vor, dein Kind spielt draußen. Plötzlich hörst du, wie es in Gefahr gerät und um Hilfe schreit. Würdest du denken: „Tja, gestern hat es seine Hausaufgaben nicht gemacht – jetzt soll es mal sehen, wie es allein klarkommt“? Natürlich nicht! Du würdest losrennen, die Tür aufreißen und helfen – ohne Vorwürfe, einfach aus Liebe.
Klar, irgendwann sprichst du mit deinem Kind über sein Verhalten. Vielleicht gibt es Konsequenzen. Aber nicht, weil du Spaß am Strafen hast, sondern weil du willst, dass sein Leben gelingt.
Wenn wir Menschen so reagieren – warum trauen wir Gott oft weniger Liebe zu als uns selbst?
In 2. Petrus 3,9 heißt es: „Wenn manche meinen, Gott würde die Erfüllung seiner Zusage hinauszögern, dann stimmt das einfach nicht. Gott kann sein Versprechen jederzeit einlösen. Aber er hat Geduld mit euch und will nicht, dass auch nur einer verloren geht.“
Gott zögert also nicht aus Gleichgültigkeit – er wartet aus Liebe.
Seit ich selbst Kinder habe, verstehe ich das besser. Kinder wollen vieles – und zwar sofort. Aber als Eltern sieht man das große Ganze. Ich will, dass meine Kinder nicht nur glücklich sind jetzt, sondern dass ihr Leben gelingt. Deshalb sage ich auch mal Nein oder Noch-nicht.
So ist Gott mit uns. Er sieht unser Leben als Ganzes. Er weiß, wann wir bereit sind und was uns wirklich gut tut.
Je länger ich mit ihm unterwegs bin, desto mehr vertraue ich darauf, dass Gott mir gibt, was ich brauche – und zwar zur rechten Zeit. Besonders Weisheit. Denn manchmal ist nicht das Problem, dass Gott nicht antwortet, sondern dass ich nicht weiß, welche Frage ich wirklich stellen soll.
Meine Herausforderung für heute:
Schau auf dein Leben. Wo brauchst du nicht mehr Dinge, sondern Weisheit? Wo brauchst du Klarheit, Mut oder Geduld? Sprich mit Gott darüber – ehrlich, ohne Angst vor Vorwürfen. Er hört dich. Und er antwortet – auf seine Weise, zu seiner Zeit. Vielleicht nicht sofort. Aber immer aus Liebe.
Sei gesegnet.
„Geduld ist nicht die Fähigkeit zu warten, sondern die Fähigkeit, beim Warten eine gute Haltung zu bewahren“ (Joyce Meyer).