„Gott selbst schlichtet den Streit zwischen den Völkern und den vielen Nationen spricht er Recht. Dann schmieden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen um und ihre Speere zu Winzermessern. Kein Volk wird mehr das andere angreifen; niemand lernt mehr, Krieg zu führen“ (Jesaja 2,4 HfA).
Was für ein starkes Bild: Schwerter werden zu Werkzeugen der Landwirtschaft, Speere zu Messern für den Weinbau. Waffen werden zu Instrumenten des Lebens, nicht des Todes. Das ist Gottes Zukunftsvision – ein Frieden, der nicht nur politisch, sondern auch tief in den Herzen verankert ist.
Und doch fällt es vielen schwer, an diesen Gott des Friedens zu glauben, wenn sie im Alten Testament lesen. Denn da begegnen uns Geschichten von Kriegen, von Gewalt, von ganzen Städten, die zerstört wurden – angeblich im Auftrag Gottes. Wie passt das zusammen? Ist Gott im Alten Testament nicht ein Gott der Liebe?
Vier Dinge helfen uns, solche Texte besser zu verstehen:
- Gericht – Gott richtet gerecht
Gott ist ein Gott der Liebe – aber auch der Gerechtigkeit. Wenn Menschen über lange Zeit hinweg Unrecht tun, andere unterdrücken, Gewalt ausüben, Leben verachten, dann zieht Gott irgendwann eine Grenze. Krieg war in biblischen Zeiten oft Gericht über anhaltende Ungerechtigkeit. Das macht das Leid nicht kleiner, aber es hilft, Gottes Gerechtigkeit nicht aus dem Blick zu verlieren. Ein Gott, der nur liebt, aber nie richtet, wäre ein schwacher Gott. Liebe ohne Gerechtigkeit wäre beliebig – Gerechtigkeit ohne Liebe wäre hart. Gott vereint beides in vollkommener Weise.
- Sitz im Leben – Gott handelt in den kulturellen Kategorien seiner Zeit
Gott spricht zu Menschen in ihrer Sprache – und handelt auch innerhalb ihrer kulturellen Vorstellungen. Krieg war damals ein selbstverständliches Mittel politischer Auseinandersetzung. Gott offenbart sich in eine Welt hinein, in der Gewalt an der Tagesordnung war. Aber er lässt das nicht unkommentiert stehen – sondern beginnt einen Weg, auf dem sich die Menschen entwickeln, verändern, lernen können. Gottes endgültiges Ziel ist der Frieden – aber der Weg dorthin führt durch die Geschichte der Menschheit, so wie sie ist, nicht wie sie sein sollte.
- Zeit – Gottes Plan entfaltet sich über Zeit
Die Bibel ist eine Geschichte – keine Sammlung von zeitlosen Sätzen. Sie erzählt von Gottes Weg mit uns Menschen über viele Jahrhunderte hinweg. Was wir im Alten Testament sehen, ist nicht das Endprodukt, sondern der Anfang. In Jesus wird sichtbar, wie Gott wirklich ist: Er kommt als Friedensbringer, nicht als Kriegsherr. In seinem Reich hat Gewalt keinen Platz mehr. Die Vision von Jesaja 2,4 ist keine Utopie – sie ist das Ziel der Geschichte, an dem Gott unaufhörlich arbeitet. Und manchmal dauert Heilung eben länger als ein Menschenleben.
- Sprache – Die Sprache der Bibel ist oft dramatisch und bildhaft
Viele Texte im Alten Testament sind in der Sprache ihrer Zeit geschrieben – in einer Bildsprache, die emotional und überhöht ist. So wie ein Kind sagt: „Papa hat gesagt, ich darf nie wieder fernsehen“, obwohl es nur um einen Tag geht, so beschreibt auch die Bibel das Handeln Gottes oft drastisch. Wir müssen lernen, zwischen dem, was gesagt wird, und dem, wie es gesagt wird, zu unterscheiden. Nicht jeder Kriegstext ist ein Aufruf zur Gewalt – oft ist er ein Spiegel des Schmerzes und der Zerrissenheit einer Welt ohne Gott.
Jesaja 2 ist Gottes Gegenbild zur Gewalt: Schwerter zu Pflugscharen, Speere zu Messern. Gott will den Frieden – von Anfang an. Aber er lässt den Menschen ihren freien Willen. Und manchmal ist das Ergebnis davon Krieg. Doch Gott bleibt nicht tatenlos. Er geht mit, leidet mit, kämpft um unsere Herzen – und ruft uns zu: „Lerne nicht mehr Krieg zu führen.“
Möge sein Friede in unseren Herzen anfangen – und durch uns in die Welt strahlen.
Sei gesegnet!
„Frieden ist nicht alles – aber ohne Frieden ist alles nichts“ (Willy Brandt).