Ein Mann mit einem Wanderstab

Vom Reden und Hören

Jürgen Ferrary
2. Oktober 2025

Unsere Welt ist laut. Überall prasseln Stimmen, Meinungen und Nachrichten auf uns ein. Doch wann hast du das letzte Mal einfach nur zugehört – wirklich zugehört? Nicht nebenbei, nicht mit einem Auge auf dem Handy oder mit halbem Ohr beim Fernseher. Sondern so, dass du dich voll und ganz auf dein Gegenüber eingelassen hast.

Genau das fällt uns schwer. Und es erklärt, warum wir es oft auch nicht schaffen, Gott zuzuhören.

Habakuk ringt mit Gott
Der Prophet Habakuk lebte vor über 2.600 Jahren – und schon damals stellte er Gott die großen Fragen des Lebens. Er sah Gewalt, Ungerechtigkeit und Leid um sich herum. Und er schrie zu Gott: „Warum schaust du untätig zu?“ (Habakuk 1,3).

Habakuk liebte Gott, daran gibt es keinen Zweifel. Aber seine Liebe hielt ihn nicht davon ab, ehrlich zu sein. Er sprach das aus, was ihn zerriss, und versteckte seine Gefühle nicht hinter frommen Floskeln.

Dann aber geschieht etwas Entscheidendes: Nachdem er alle Fragen gestellt hat, nimmt er sich vor zu warten. Er schreibt: „Ich will auf meinem Posten stehen, will mich auf den Turm stellen, will spähen, um zu sehen, was er mir sagt.“ (Habakuk 2,1 BB)

Habakuk rechnet damit, dass Gott antwortet. Er macht sich innerlich still, um zu hören.

Still werden – schwerer als gedacht
„Seid still und erkennt, dass ich Gott bin“ (Psalm 46,11 LUT). Dieser Vers ist bekannt – aber schwer umzusetzen. Denn Stillsein bedeutet nicht, nur die Lippen zu halten. Stillsein bedeutet, innerlich zur Ruhe zu kommen. Und genau das fällt uns im Lärm der Welt unglaublich schwer.

Wir sind beschäftigt, abgelenkt, ständig im Modus „höher, schneller, weiter“. Doch Gott sagt nicht: „Seid beschäftigt, und erkennt, dass ich Gott bin.“ Er sagt: „Seid still.“

Wie Gott redet
Vielleicht fragst du dich: Wie höre ich Gottes Stimme überhaupt?
Die Bibel zeigt uns verschiedene Wege:

Durch sein Wort. Wenn du die Schrift liest, kann sein Geist die Wahrheit lebendig machen.
Durch Umstände. Manchmal spricht Gott durch das, was dir begegnet – wenn du dir Zeit nimmst, es zu reflektieren.
Durch Menschen. Gott schenkt anderen oft Worte, die dich direkt ins Herz treffen.
Direkt durch seinen Geist. Wenn du ihm gehörst, seine Nähe suchst und still wirst, wirst du lernen, seine Stimme zu erkennen.
Vielleicht hast du Gott schon oft deine Bitten gebracht. Das ist gut – er will, dass wir uns an ihn wenden. Aber die entscheidende Frage ist: Bist du auch bereit, auf seine Antwort zu hören – selbst wenn sie anders ausfällt, als du dir wünschst?

Gott hört – und redet
Das Wunder ist: Gott schweigt nicht. Er hört dich. Er ist nah. Und er wird dir Antwort geben – manchmal direkt, manchmal leise, manchmal anders als erwartet. Aber er lässt dich nicht allein.

Habakuk bekam nicht auf jede Frage eine Antwort. Aber er ging aus seiner Krise mit einer tieferen, reiferen Beziehung zu Gott hervor. Er lernte: Zweifel sind kein Widerspruch zum Glauben. Sie können vielmehr der Weg zu einem echten, tragfähigen Vertrauen sein.

Darum: Trau dich, ehrlich zu fragen. Hab den Mut, still zu werden. Und rechne damit, dass Gott redet.

Herausforderung für heute
Nimm dir 10 Minuten Zeit, in denen du einfach nur still wirst. Leg dein Handy weg, schalte Musik und Ablenkungen aus. Lies Psalm 46,11. Und dann warte. Sag Gott: „Hier bin ich. Rede du.“

Sei gesegnet!

„Die größte Offenbarung ist die Stille“ (Laotse).

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