alter Mann in der Stadt

Vergleichen raubt dir den Frieden

Jürgen Ferrary
10. Juli 2025

Vor ein paar Tagen war ich zu einem traditionellen Weißwurst-Essen eingeladen. Die Familie eines Unternehmers lädt seit Jahren alle Lehrer der Schule seiner Kinder dazu ein. Die Location: eine große und großartige Villa in Potsdam. Bei diesem Empfang kam ich mit dem Hausherrn ins Gespräch.

Er erzählte mir von der Geschichte des Grundstücks, das direkt am See liegt. Zu DDR-Zeiten endete es an einer Mauer, denn die Mitte des Sees war die Grenze nach West-Berlin. Als die Familie das Haus in den 2000er Jahren kaufte, sah es nicht aus wie eine herrschaftliche Villa, sondern eher wie ein heruntergekommener Klotz. Die Stasi hatte hier ihr Domizil und es verfallen lassen, sodass kaum etwas vom Charme der Bauzeit übrig war.

Der Hausherr berichtete von der langen Reise, dieses Haus wiederherzustellen. Alte Baupläne waren in den Stasi-Akten verschwunden, also rekonstruierten Architekten den Originalzustand anhand alter Bilder – mit beeindruckendem Ergebnis. Als er fertig erzählt hatte, sagte er fast beiläufig:

„Was wirklich schmerzt, ist, dass Menschen anderen so wenig gönnen. Ich weiß, ich spreche von einem hohen Ross, aber Neid bringt so viel Ablehnung hervor.“

Dieser Satz blieb bei mir hängen. Denn er trifft einen wunden Punkt in unserer Gesellschaft – und auch in meinem Herzen. Wir vergleichen uns ständig: Im Sandkasten beneiden wir die schönere Buddelschippe, später den Job, das Auto oder eben das Haus am See. Aber mal ehrlich: Hat uns dieser ständige Vergleich jemals zufriedener gemacht?

Solange wir uns mit anderen vergleichen, raubt es uns den Frieden. Wir glauben der Lüge, dass wir erst glücklich wären, wenn wir hätten, was andere besitzen. Doch hinter dem Neid steckt oft ein tieferes Problem: Misstrauen gegenüber Gott. Wir vertrauen ihm nicht, dass er weiß, was uns wirklich glücklich macht und uns gibt, was wir brauchen.

Die Bibel zeigt einen anderen Weg: Der Apostel Paulus war wohlhabend aufgewachsen, lebte später aber auch in Zeiten des Mangels. Er schrieb:

„Alles, was ich jetzt bin, bin ich allein durch Gottes Gnade. Und seine Gnade hat er mir nicht vergeblich geschenkt. Ich habe mich mehr als alle anderen Apostel eingesetzt, aber was ich erreicht habe, war nicht meine eigene Leistung, sondern Gott selbst hat das alles in seiner Gnade bewirkt“ (1. Korinther 15,10 HfA).

Paulus hatte verstanden: Meine Identität und mein Wert hängen nicht von Besitz oder Erfolg ab, sondern von Gottes Gnade. Alles, was ich bin und habe, ist ein Geschenk.

Wenn wir wissen, wer wir in Gottes Augen sind, verändert das unsere Sicht. Du kannst ein Workaholic sein und viel erreichen, aber innerlich leer bleiben. Du kannst in einer kleinen Hütte im Wald ebenso erfüllt leben wie in einer Villa am See. Der Unterschied liegt nicht in den äußeren Umständen, sondern in deinem Herzen.

Gott möchte dir helfen, aus jeder Lebenssituation das Beste zu machen. Vergleiche und Neid führen dich nicht zu echter Zufriedenheit. Stattdessen kannst du deine Freude darin finden, dein Bestes für Gott zu geben, egal wo du stehst.

Er akzeptiert dich, so wie du bist, mit dem, was du hast. Und er möchte aus deinem Leben das Bestmögliche herausholen. Die Frage ist: Gibst du ihm eine Chance – oder schielst du ständig auf das, was andere haben?

Gott möchte dir Frieden schenken. Lass den Vergleich los – und entdecke, wie reich du wirklich bist.

Sei gesegnet!

„Vergleiche dich nicht mit anderen. Vergleiche dich mit dem, der du gestern warst“ (Jordan B. Peterson).

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