Ein alter Witz erzählt davon, dass ein Pastor vor der Himmelstür steht und um Einlass bittet. Petrus fragt nach seinem Namen, heißt ihn willkommen, gibt ihm ein Zepter aus Holz und eine Mütze aus Stoff und bittet ihn herein. Einen Moment später kommt ein Taxifahrer an die Himmelstür.
Petrus fragt nach seinem Namen, heißt ihn willkommen, gibt ihm ein Zepter und eine Krone aus reinem Gold. Der Pastor ist verwundert und fragt: „Ich bin Pastor Andreas und habe diese große Gemeinde in Berlin geleitet. Warum bekomme ich ein Zepter aus Holz und eine Mütze, dieser Taxifahrer aber erhält ein Zepter aus Gold und eine Krone?“
Petrus schaut den Pastor liebevoll an und antwortet: „Andreas, die Sache ist ganz einfach. Wenn du gepredigt hast, haben die Leute geschlafen. Aber wenn er Taxi gefahren ist, haben die Leute gebetet!“
So theologisch inkorrekt dieser Witz ist, so viel Tiefe besitzt er, nicht, weil Predigten vielleicht nicht aufregend genug sind, sondern was das Thema Gebet angeht. Es gibt bei den großen Kirchen regelmäßig eine Befragung, die sich Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung nennt.
Bei der letzten dieser Befragungen kam heraus, dass 15,1 % der Befragten evangelischen Christen täglich beten, 14,8 % der katholischen (Quelle: kmu.ekd.de). Mein spontaner Gedanke war: Vielleicht sollten wir wieder öfters Taxi fahren. Aber Spaß beiseite.
Mich haben diese Zahlen etwas erschüttert. Und dann sind wir doch wieder bei dem Witz, denn er zeigt: Wenn Menschen Angst haben, in Not sind, dringend etwas brauchen, dann fällt ihnen oft das Gebet ein. Oder aber im Nachgang, wenn ein Unglück geschehen ist.
Wir Menschen sind gut im Bitten, und je größer die Not, desto intensiver können wir bitten. Und wir Menschen sind gut im Klagen. Wenn etwas Schlimmes passiert, dann rufen wir oft vorwurfsvoll: „Gott, warum konntest du das zulassen?“
Ganz anders lädt die Bibel uns ein. Sie sagt: „Macht euch keine Sorgen. Im Gegenteil: Wendet euch in jeder Lage an Gott. Tragt ihm eure Anliegen vor in Gebeten und Fürbitten und voller Dankbarkeit“ (Philipper 4,6 BB). Wenn ich den Vers lese, dann habe ich das Bild von zwei Frauen im Kopf, die in einem Café sitzen.
Sie sind eigentlich der finanzielle Ruin eines jeden Geschäftes, denn sie schaffen es, sich an einem Latte Macchiato festzuhalten und sich über Stunden zu unterhalten. Wir Männer sind – ebenso plakativ gesprochen – das Gegenteil. Wir machen den Laden mit einem Bier nach dem anderen reich und haben den ganzen Abend über nicht eine ernsthafte Sache gesprochen, außer vielleicht die Klage über die politische Lage.
Sosehr man darüber schmunzeln kann, der Kern ist, dass Gott sich eine Beziehung wünscht, Gemeinschaft, wie Frauen sie oft erleben, echte Gespräche, tiefe Kommunikation. Er interessiert sich für alles in unserem Leben. Er ist ein großartiger Zuhörer und möchte vor allem auch antworten.
Deshalb nennt der Philipperbrief die drei Aspekte Gebet, Fürbitte und Dank. Um es kurz zu machen: Kann es sein, dass wir Gott so wenig in unserem Leben erleben, weil wir zu wenig mit ihm sprechen? Jakobus schreibt: „Aber ihr habt nichts, weil ihr Gott nicht bittet!“ (Jakobus 4,2 BB).
Warum fällt es uns eigentlich so schwer, den Kontakt mit Gott zu halten, regelmäßig mit ihm zu sprechen, regelmäßig Antworten in seinem Wort zu suchen? Warum haben wir das Wissen, dass Gott uns hört, wenn wir in Not sind, aber sobald die Not vorüber ist, schläft unsere Kommunikation mit Gott ein?
Kann es sein, dass Jakobus recht hat, dass wir wenig haben, weil wir wenig bitten? Dass wir Gott wenig erleben, weil wir wenig mit ihm sprechen? Dass wir den Weg oft nicht wissen, weil wir ihn so wenig fragen?
Nutze doch den Ansporn und nimm dir einen Moment Zeit, um mit Gott zu sprechen – über das, wie es dir gerade geht, über deine Wünsche, deine Ängste, deine Sorgen. Und belasse es nicht bei diesem einen Date. Du kannst mit Gott immer und überall sprechen, in der Kirche ebenso wie im Taxi, in deinem Zimmer ebenso wie im Sportstadion. Das Wichtigste ist: Tu es!
Sei gesegnet!
„Beten ist Verweilen bei einem Freund“ (Teresa von Avila).