Fuß aus Bronze

Stinke-Füße

Jürgen Ferrary
30. März 2025

Vor Ostern gibt es einen Tag, den man bei uns als Gründonnerstag bezeichnet. Es gibt verschiedene Theorien, woher der Name kommt. Manche sagen, es habe etwas mit den Büßern im Mittelalter zu tun, die wohl grüne Gewänder anhatten, nachdem sie ihre Sünden bekannt hatten.
Andere meinen, es habe damit zu tun, dass man seit alters her an diesem Tag hauptsächlich Gemüse aß. Und wieder andere meinen, der Name kommt vom mittelhochdeutschen Wort „greinen“ ab, was übersetzt „weinen“ bedeute.

Unsere amerikanischen Freunde nennen diesen Tag „Maundy Thursday“. Das Wort „maundy“ stammt vom lateinischen Wort „mandatum“ ab und bedeutet „Befehl“ oder „Gebot“. Und das bezieht sich wiederum auf Worte, die Jesus an diesem Tag gesagt hat:

„Ich gebe euch ein neues Gebot: Liebt einander! Genauso wie ich euch geliebt habe, sollt ihr einander lieb haben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt“ (Johannes 13,3-4 BB).

Bevor Jesus dieses Gebot seinen Jüngern mitgab, demonstrierte Jesus beim letzten Abendmahl auf eindrückliche Weise, was er mit dieser Liebe zueinander meinte, indem er sich demütigte und seinen Freunden die Füße wusch:

„Jesus stand vom Tisch auf, legte den Mantel ab und band sich ein Tuch um. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen. Danach trocknete er sie mit dem Tuch ab, das er umgebunden hatte“ (Johannes 13,4-5 BB).

Wenn man das liest, kann man nur ein Stück erahnen, was es bedeutet, anderen die Stinke-Füße zu waschen. Und wir sprechen hier nicht über gut gepflegte Füße, die eben eine Weile in schicken Schuhen gelaufen sind. Wir sprechen hier von Männern, die tagelang in der Wildnis lebten und von morgens bis abends in einer Art Sandalen herumliefen.

Du kannst dir vorstellen, wie die Füße aussahen: Jeder Dreck, jeder Mist, jeder Abfall, der auf den Wegen und Straßen lag, hatte seine Spuren an diesen Füßen hinterlassen. Und ja, sie mussten vor dem Essen gewaschen werden, denn man saß auf dem Boden vor dem Tisch, denn Stühle gab es damals noch nicht.

Also waren die Stinkefüße in einer Höhe mit den anderen am Tisch und vor allem auch mit dem Essen.

Wenn wir uns also demütigen und anderen dienen, wie Jesus es getan hat, dann tun wir das, was er uns geboten hat. Wir zeigen Liebe. Nun gibt es nur sehr wenige Gemeinden, in denen man sich gegenseitig die Füße wäscht.

Was Jesus aber meint, ist: Sei dir nicht zu schade, dich klein zu machen und anderen zu dienen, denn dann zeigst du, dass du sie wirklich liebst. Und mal ganz ehrlich, wenn wir das alle so leben würden, dann würden sich die Menschen in der Kirche darum reißen, wenn es zum Beispiel um das Putzen der Toiletten geht oder das Saubermachen nach einer Veranstaltung.

Die meisten von uns lassen sich lieber dienen, als dass sie dienen. Das steckt irgendwie in unserer Natur des Menschen. Vielleicht meinte Gott genau das, als er durch einen alten Propheten ankündigte: Wenn einst der Heilige Geist kommt, „dann gebe ich euch ein neues Herz und einen neuen Geist. Das tote Herz aus Stein nehme ich aus eurem Leib. An seiner Stelle gebe ich euch ein lebendiges Herz aus Fleisch.“

Ich lade dich heute ein, einmal nachzudenken, wem du heute dienen kannst. Oder noch besser: Bete darum und schaue, wen Gott dir aufs Herz legt. Und dann stellt sich die Frage: Bist du auch bereit, dich für diesen Menschen zu „demütigen“, das heißt, etwas zu tun, was dir eigentlich unangenehm ist? Eben so wie das Waschen von Stinke-Füßen? Das wäre ein großer Beweis deiner Liebe – zu Gott und zu dem Menschen.

Sei gesegnet!

„Die beste Art, sich selbst zu finden, ist, sich in den Dienst anderer zu stellen“ (Mahatma Gandhi).

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