Ich hatte gestern das Vorrecht, in einer Gemeinde über das Thema „Gesetz und Gerechtigkeit“ predigen zu dürfen und musste (oder durfte) mich deswegen mit dem Thema intensiv beschäftigen. Ich glaube, ich bin nicht der Einzige, bei dem es etwas im Magen grummelt, wenn es um das Thema Regeln und Gesetze geht, oder?
Regeln sind doch dazu da, uns einzuengen, so denkt man oft. Dass man an bestimmten Stellen auf der Autobahn nur 120 Km/h fahren darf, macht doch eigentlich selten einen Sinn, also reizen wir das Spiel so weit wie möglich aus. Wir schauen innerlich, ab wann es eine Strafe geben könnte oder sogar wie lange eine Strafe noch „erträglich“, sprich bezahlbar ist. Und dann geben wir Gas.
Andere Beispiele gibt es auch zur Genüge. Bei der Steuererklärung driften wir schnell in Grauzonen ab, und der Kugelschreiber aus der Firma landet schon schnell mal unaufgefordert in unserer Tasche.
Alles nicht so schlimm? Bei den Menschen vielleicht. Wenn wir erwischt werden, müssen wir bis zu einem gewissen Maß unser Rasen mit dem Auto durch das Zahlen einer Geldstrafe in Ordnung bringen. Wenn wir es nicht übertreiben, wird uns das Finanzamt nur verwarnen, wenn es uns überhaupt erwischt. Und ganz ehrlich, die Firmen rechnen doch damit, dass ihre Kugelschreiber mitgenommen werden, steht doch schließlich Werbung darauf.
Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht, denn Gott stellt keine Regeln auf, damit wir sie brechen. Gott sagt: Wenn du tust, was du willst, und wenn das meinem Willen widerspricht, dann musst du die Konsequenzen davon selber tragen, denn du zerstörst damit deine Beziehung zu mir. Wow, das klingt doch im Angesicht des Diebstahls eines kleinen, unbedeutenden Kugelschreibers ziemlich hart, oder?
Aber es geht Gott nicht um den Kugelschreiber, sondern um das Prinzip: Ein Diebstahl ist ein Diebstahl, ganz gleich, ob es sich um einen Cent, einen Kugelschreiber oder ein Auto handelt. Das Prinzip lautet, dass wir ehrlich sein und deswegen nicht stehlen sollen.
Es geht Gott darum, dass wir gut miteinander und gut mit uns selbst leben können, deswegen stellt er Regeln auf. Ich glaube, dass unser größtes Problem unsere Sicht auf die Regeln Gottes ist. Wir denken manchmal, Gott würde uns den Spaß rauben wollen, dabei will Gott uns nur schützen. Wenn man sich die 10 Gebote anschaut, dann klingen sie vielleicht auch nicht gerade einladend: „Du sollst dies nicht, du sollst das nicht …“
Aber sie beginnen mit dem einen, entscheidenden Satz: „Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat“ (2. Mose 20,2 NLB). Gott hat sein Volk aus der Sklaverei befreit, damit es frei sein darf – und nicht, um es wieder in eine neue Sklaverei zu versetzen.
Wenn man sich die Regeln Gottes anschaut, dann sind es Regeln der Freiheit und nicht der Einschränkung. Bei einem Tempolimit auf der Autobahn mag man den Sinn vielleicht hinterfragen, Gottes Regeln aber sind wohldurchdacht.
Wenn ich Freiheit so verstehe, dass ich tun und lassen kann, was ich will, dann bedeutet meine Freiheit ganz schnell die Einschränkung von anderen. Und genau das widerspricht der Freiheit, die Gott schenken möchte.
Wie stehst du zu den Regeln, die Gott für dich und mich aufgestellt hat? Und wo gibt es Bereiche in deinem Leben, in denen es dir schwerfällt, dich an sie zu halten?
Gott liebt dich und meint es gut mit dir. Wenn du dir auf diesem Hintergrund seine Regeln anschaust, machen sie dann nicht doch irgendwie Sinn? Ich lade dich ein, dich selbst in den kommenden Tagen einmal in einem Spiegel zu betrachten.
Wo tust du (bewusst oder unbewusst) Dinge in deinem Leben, von denen du selbst weißt, dass sie eigentlich nicht in Ordnung sind? Und dann schaue dir einmal an, was die Gründe dafür sind. Das mag ziemlich anstrengend sein, aber es wird dich und deine Sicht sehr verändern.
Sei gesegnet!
„Die 10 Gebote Gottes sind deshalb so klar und verständlich, weil sie ohne Mitwirkung einer Sachverständigenkommission zustande gekommen sind“ (Arno Backhaus).