Gebet am Schreibtisch

Pläne, die halten

Jürgen Ferrary
23. Oktober 2025

Es ist jetzt fast 30 Jahre her, dass ich mit einer Handvoll Pfadfindern ein altes, verlassenes Toilettenhäuschen übernommen habe. Ja, richtig gelesen – eine ehemalige Bedürfnisanstalt. Wir hatten irgendwo im Fernsehen gesehen, dass eine Band so etwas als Proberaum umgebaut hatte. Das fanden wir genial.

Nach Jahren des Wartens hielten wir endlich den Schlüssel zu unserer „Bäkeburg“ in der Hand – 36 Quadratmeter samt Keller. Als wir das Häuschen zum ersten Mal betraten, war schnell klar: Das Dach war morsch, der Putz bröckelte, das Ganze sah eher nach Abbruchreif als nach Aufbruchsstimmung aus.

Aber wir legten los. Ohne Geld, ohne Plan, nur mit jugendlichem Enthusiasmus und einer Menge Idealismus. Wir rissen das Dach ab, Schindel um Schindel. Und ganz ehrlich – ohne Hilfe von außen wäre das Ganze wohl im Chaos geendet.

Dann kam ein Architekt. Er fand unser Projekt so sympathisch, dass er uns kostenlos einen Umbauplan zeichnete. Plötzlich hatten wir nicht nur ein Ziel, sondern auch einen Weg dorthin. Und genau das machte den Unterschied. Diese Erfahrung begleitet mich bis heute: Für fast alles im Leben brauchst du zwei Dinge – ein Ziel und einen Plan.

Das gilt fürs Kuchenbacken, für den Beruf, für Beziehungen – und genauso für den Glauben. Doch oft leben wir einfach so in den Tag hinein, als hätten wir unendlich viele davon. Wir wundern uns, warum unser Leben nicht erfüllter, tiefer, spannender ist – während wir mit der Chipstüte auf dem Sofa sitzen und davon träumen, dass „irgendwann“ alles anders wird.

Viele Menschen, die am Ende ihres Lebens stehen, sagen denselben Satz: „Wenn ich noch einmal könnte – ich würde so vieles anders machen.“ Aber du kannst noch. Du hast Zeit. Du atmest. Also begrabe deine Träume nicht, bevor sie überhaupt gelebt wurden.

Ein Traum allein wird nie wahr. Erst wenn du anfängst, ihn zu planen, wird er real. Und wenn du ihn dann Gott anvertraust, bekommt er Tiefe und Richtung. Bei unserem kleinen Häuschen war das nicht anders: Wir saßen im Winter auf dem Dach, ohne Heizung, mit kalten Fingern – und deckten Schindel für Schindel neu. Es war harte Arbeit, aber das Dach hält bis heute.

In der Bibel heißt es: „Vertraue dem Herrn deine Pläne an, dann wird dein Vorhaben gelingen“ (Sprüche 16,3). Das bedeutet nicht, dass plötzlich dein Traumleben neben der Chipstüte auf der Couch auftaucht – wie im Märchen der Prinz auf dem weißen Pferd.

Es heißt:
– Gott schaut sich deine Pläne an.
– Er zeigt dir, was möglich ist.
– Und manchmal verändert er sie.
– Vielleicht schließt er eine Tür, weil der Weg dich nicht glücklich machen würde.
– Oder er sagt: „Mach weiter, ich bin bei dir.“

Und dann heißt es: Ärmel hochkrempeln, anpacken, dranbleiben. Denn Gott segnet nicht das Warten, sondern das Vertrauen im Tun.

Anvertrauen heißt:
– Bereit sein, dass Gott korrigieren darf.
– Offen bleiben, das Ziel zu verändern.
– Und dann mutig losgehen – Schritt für Schritt.

Herausforderung für heute: Nimm dir ein paar Minuten Zeit. Schreib deine Pläne, Träume und Wünsche auf. Dann leg sie Gott hin. Bitte ihn, dir zu zeigen, welche Wege offenstehen – und welche sich schließen dürfen. Und wenn du Klarheit bekommst, geh los. Nicht perfekt, nicht sofort, aber mit Herz und Vertrauen.

Denn Pläne, die Gott in der Hand hält, sind Pläne, die halten.

Sei gesegnet! 

Ein Ziel ohne Plan ist nur ein Wunsch“ (Antoine de Saint-Exupéry).

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