Sehr oft hört oder liest man: Das wesentliche Kennzeichen von Christen ist die Nächstenliebe. Jesus betont sie in dem sogenannten „Dreifachgebot der Liebe“. In Markus 12,29-31 (BB) sagt er, als er gefragt wurde, welches der Gebote das wichtigste sei: „Jesus antwortete: »Das wichtigste Gebot ist dieses: Höre, Israel: Der Herr ist unser Gott, der Herr allein! Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft. Und als Zweites kommt dieses dazu: Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist wichtiger als diese beiden.«“
Gott lieben, den Nächsten lieben, sich selbst lieben, damit würden wir alle Gebote anderen Gebote Gottes und der Propheten erfüllen, so betont Jesus (Matthäus 22,40). Die ersten beiden Aspekte werden dabei oft sehr stark betont, der letzte Teil fast schon vernachlässigt.
Jesus sagt deutlich, wir sollen uns auch selbst lieben. Ich kenne viele Christen, die sich aufopfern, die sich einbringen, die viel Zeit für Gott investieren und für andere Menschen. Das ist gut, richtig und wichtig. Aber ebenso wichtig ist, dass wir uns auch um uns selbst kümmern.
Das Leben ist oft stressig und hart. Wir müssen irgendwie alles unter einen Hut bekommen. Wir gehen arbeiten oder zur Schule. Wir haben unsere Familie. Wir haben unsere Freunde, unsere Hobbys. Wir haben den Glauben. Alles verlangt Zeit und Energie von uns.
Die Terminkalender sind voll, die Wochenenden belegt, die freie Zeit ist knapp. Wir kümmern uns um unsere Angehörigen und Nachbarn, wir investieren in die Gemeinde, wir haben ein offenes Ohr für Freunde, aber oft kommen wir selbst zu kurz.
Jesus sagt deutlich: Du darfst dich selbst lieben. Es ist wichtig, dass du dich um dich selbst kümmerst. Du sollst nicht nur für andere da sein, du sollst auch für dich da sein. Du sollst nicht nur für andere Zeit, Energie und auch Geld investieren. Du sollst dies auch für dich tun!
Jesus hat es selbst vorgemacht. Auch wenn er den Sabbat, dem Ruhetag der Juden nicht immer gehalten hat. Er hat ihn nicht abgeschafft. „Jeder siebte Tag ist ein Sabbat. Das ist ein Feiertag, an dem ihr nicht arbeiten sollt. Sechs Tage dürft ihr arbeiten. Der siebte Tag aber ist ein Ruhetag zu Ehren des Herrn. Das gilt überall, egal wo ihr wohnt“, so heißt es in den Gesetzen (3. Mose 23,3 BB).
Gott möchte, dass du ausruhst, Gott möchte, dass du Kraft tankst. Und Gott möchte, dass deine Beziehung zu ihm nicht ein zusätzlicher Stressfaktor im Leben ist, sondern dass du Zeit dafür hast, weil sie dir guttut, weil sie dir Kraft gibt, weil sie dir Wege ebnet und Türen öffnet.
Nimm dir Zeit für dich selbst – und das ganz ohne schlechtes Gewissen. Jesus hat sich auch immer wieder zurückgezogen. Mal für eine kurze Zeit, mal für eine ganze Nacht. Wenn es dem Sohn Gottes wichtig war, darf es dir auch wichtig sein!
Ich kenne viele Christen, die Sorge haben, sie wären zu egoistisch, wenn sie an sich selbst denken. Aber Jesus sagt uns, wir sollen die Nächsten lieben, wie uns selbst. Wir sollen nicht nur den Nächsten lieben, wir sollen nicht nur uns lieben. Es soll eine Balance beider Seiten sein.
So wie es Christen gibt, die nur an sich denken und kaum in das Reich Gottes investieren, so gibt es auch Menschen, die fast ausschließlich an andere denken. Sich selbst zu lieben bedeutet, sich auch um sich selbst zu kümmern, sich selbst zu versorgen, sich selbst zu pflegen.
Die Empathie, die du anderen gegenüber empfindest, darfst du auch dir selbst gegenüber empfinden. Pass auf dich auf und kümmere dich auch um dich selbst. Das gehört zum „Dreifachgebot der Liebe“ dazu. Gott sind alle drei Teile wichtig.
Sei gesegnet!
„Vergiss vor allem nicht die Pflicht, dich selbst zu lieben“ (Sören Aabye Kierkegaard).