Lamm und Kreuz

Lämmer sind nicht nur zum Essen da

Jürgen Ferrary
15. Dezember 2024

In meinen kleinsten Klassen spiele ich vor Weihnachten immer ein Spiel. Ich habe einen Beutel mit Krippenfiguren und Deko sowie eine Krippe mit dabei. Die Kinder dürfen nacheinander in den Beutel greifen und eine Figur ziehen. Dann ist ihre Aufgabe, dass sie erzählen sollen, was diese Figur, dieses Tier, dieser Gegenstand mit Weihnachten zu tun hat. 

So bauen wir nach und nach die ganze Geschichte zusammen. Immer wenn ein Tier oder eine Pflanze zum Vorschein kommt, sage ich dann immer: „Ich weiß, was das Kamel mit Weihnachten zu tun hat. Zu Weihnachten isst man abends Kamel!“ (Oder Esel, Ochs oder die Schafe). Natürlich lasse ich auch nicht den Spruch weg, dass ich zwar wisse, was Gold und Weihrauch seien, aber die Möhren (statt Myrrhe) wären ja dann auch wieder zum Essen da.

Spannend finden die Kinder dann immer die Rolle der Schäfer, die ihre Herden alleine ließen, um zum Stall nach Bethlehem zu eilen, nachdem die Engel ihnen verkündet haben, der versprochene Retter sei in dieser Nacht geboren worden. 

Immerhin warteten die Menschen damals für Hunderte Jahre auf die Erfüllung der Prophezeiung. Spannend ist in diesem Zusammenhang, dass ein Kind irgendwann einmal wusste, dass Jesus als das „Lamm Gottes“ bezeichnet wurde. 

Als sein Cousin Johannes ihn in der Wüste trifft, begrüßt er ihn zum Beispiel mit dieser Anrede. So heißt es gleich in Johannes 1,29-30 (NLB): „Am nächsten Tag, als Johannes Jesus auf sich zukommen sah, sagte er: »Seht her! Da ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt! Er ist es, von dem ich sagte: ›Bald nach mir kommt ein Mann, der größer ist als ich, denn er war da, lange bevor es mich gab.‹ 31 Ich kannte ihn nicht. Aber um Israel die Augen für ihn zu öffnen, bin ich gekommen und habe mit Wasser getauft.«“

Das kleine, verletzliche Baby bleibt halt nicht das kleine, verletzliche Baby in der Krippe. Er wird zu einem Mann, dem selbst die größten Kritiker nie einen Fehler vorwerfen können – weil sie keinen finden. Deswegen kann er sich auch opfern, um für die Schuld der Menschen zu zahlen, eben weil er sündlos lebte.

Wenn man Jesus also als das „Lamm Gottes“ betrachtet, dann versteht man die tiefe Symbolik seines Opfers. Zu Zeiten des Alten Testaments wurden Opfer dargebracht, um Gott zu gefallen, um die Dinge mit ihm in Ordnung zu bringen. Dies war ein bedeutender Akt der Anbetung Gottes. 

Als Moses das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten hinausführte, spielte das Lamm eine enorme Rolle, denn es entschied über Leben und Tod. Die Israeliten sollten das Blut eines Lammes an die Pfosten ihrer Türen schmieren, als Gott zum letzten Mittel griff und den bösen Pharao mit seinen eigenen Waffen schlug.

Jahre zuvor hatte man auf Befehl hin alle männlichen Babys des Volkes Israels getötet, um das Volk zu dezimieren und zu schwächen. Nun, nachdem kein anderes Mittel half, den Pharao zu überzeugen, das Volk ziehen zu lassen, strafte es Gott auf dieselbe, grausame Weise, damit der Herrscher doch einwilligen würde.

Alle männlichen Babys starben in dieser Nacht, außer in den Häusern, deren Türen mit dem Blut des Lammes bestrichen worden waren. Es musste aber – und das ist wichtig – ein Lamm ohne Makel sein! Jesus ist die ultimative Erfüllung dieses Opfers. Er, der schuldlos war, nahm unsere Schuld auf sich. 

Diese Betrachtung bedeutet sicherlich, Weihnachten vom Ende her zu sehen, aber vielleicht ist es so verständlich, warum die Weisen aus dem Morgenland und die Hirten sich vor diesem kleinen Baby niederwarfen und es anbeteten. Sie sahen und erkannten, was für uns nicht so leicht zu verstehen ist.

Jesus ist das endgültige Ende von Gottes Plan zur Rettung der Welt. Deswegen ist Weihnachten „the most wonderful time of the year“ (die wundervollste Zeit des Jahres), wie es jetzt immer und immer wieder durch die Lautsprecher schallt.

Ist das Lamm nur ein leckeres Essen für dich oder das Lamm, das dich mit Gott versöhnen möchte? Denn das ist das größte Weihnachtsgeschenk.

Sei gesegnet!

Jesus ist am Kreuz gestorben für unsere Schuld, nicht für unsere Entschuldigungen und Ausreden (Arno Backhaus). 

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