Viele Menschen glaubten, Jesus wäre der Befreier des Volkes Israel, das seit Jahrhunderten unter fremder Besatzung litt. Sie hofften, er, der „Messias“, würde die Fremden verjagen, würde Freiheit bringen – nicht wie Moses, indem das Volk floh, sondern als Kriegsherr, indem die Besatzer flohen.
Dementsprechend verständlich war der Frust, den manche hatten, als ihr Hoffnungsträger Liebe predigte – sogar Feindesliebe -, Frieden und Vergebung. Nach seiner Auferstehung und kurz vor seiner Himmelfahrt stellten ihm deswegen seine Freunde die wichtige Frage:
„»Herr, wirst du Israel jetzt befreien und unser Königreich wiederherstellen?« »Die Zeit dafür bestimmt allein der Vater«, erwiderte er, »es steht euch nicht zu, sie zu kennen. Aber wenn der Heilige Geist über euch gekommen ist, werdet ihr seine Kraft empfangen. Dann werdet ihr von mir berichten – in Jerusalem, in ganz Judäa, in Samarien, ja bis an die Enden der Erde.«“ (Apostelgeschichte 1,6-8 NLB).
Ganz ehrlich? Ich finde die Antwort von Jesus grandios. Jesus wehrt die Frage ab, indem er mit etwas antwortet, was ihm viel wichtiger war, als politische Systeme, Grenzziehungen oder die Frage, wer das Sagen hier auf Erden hat.
Viel wichtiger war ihm, dass seine Freunde Kraft empfangen würden. Nicht nur irgendeine Kraft: die Kraft Gottes. Von all den Dingen, auf die sich Jesus hätte konzentrieren können, war das eine, was ihm am meisten auf dem Herzen lag, die Notwendigkeit nach übernatürlicher Power.
Jesus wusste, sein Tod hatte das Böse erschüttert. Seine Auferstehung hatte das Böse besiegt. Aber er wusste auch, das Böse in dieser Welt würde dennoch nicht schweigen. Das Böse würde noch intensiver versuchen zu zerstören und zu vernichten. Mit seiner Auferstehung würde ein Kampf Gut gegen Böse beginnen, für den wir Menschen viel Kraft benötigen würden.
Er selbst hatte es doch erlebt, wie der Teufel versucht hatte, seine Schwachheit auszunutzen, nachdem er 40 Tage lang in der Wüste gefastet hatte. Er kannte die Tricks und die Methoden. Jesus wusste, dass dieser Widersacher keine Ruhe geben würde, sondern alles daransetzen würde, den Menschen ihr Leben zu vermiesen, ihnen die Freude zu rauben, Schmerzen zuzufügen und es zu zerstören.
Und Jesus wusste, dass wir Menschen allein nicht in der Lage sein würden, diesen Angriffen zu widerstehen. Wie schnell reißt es uns den Boden unter den Füßen weg, wenn Leid und Trauer zu groß werden, die Diagnose vom Arzt zu schlimm, die Probleme zu mächtig und die Sorgen zu stark. Jesus kennt die Situationen, in denen die Angst so stark wird, dass sie lähmt und einschränkt.
Und er hat selbst die Kraft Gottes erlebt, die ihn so stark gemacht hat, dass er vor seiner Verhaftung nicht weggelaufen ist, sondern sich verhaften hat lassen, misshandeln, quälen und dann umbringen. Er hat nur deswegen den Sieg erringen können, denn der Tod hatte und hat nicht das letzte Wort. Das Leid hat nicht das letzte Wort, auch nicht die Trauer, die Sorgen und erst recht nicht die Diagnose deines Arztes.
Um all das überstehen zu können, brauchen wir eine Kraft, die über unsere menschliche Kraft hinausgeht. Paulus, der diese Kraft selbst empfangen hat, schreibt später: „Noch ein Wort zum Schluss: Werdet stark durch den Herrn und durch die mächtige Kraft seiner Stärke!“ (Epheser 6,10 NLB).
Es ist erstaunlich und bezeichnend, dass Jesus hierauf seinen Fokus legt. Die Kraft von Gott ist wichtiger als äußerliche Umstände. Die Kraft von Gott ist ein unverzichtbares und notwendiges Element für ein siegreiches Leben. Das bedeutet, du und ich sollten es zur täglichen Priorität machen, auf diese Kraft zuzugreifen, Gott um seine Kraft zu bitten und in dem Bewusstsein durch den Tag zu gehen, dass wir nicht allein kämpfen, dass wir nicht allein bestehen müssen, dass wir nicht allein Kraft haben müssen.
Ohne SEINE Kraft in uns haben wir wenig Chancen und werden immer wieder Niederlagen erleben, die uns zu Boden drücken. Bitte Gott heute darum, dass du seine Kraft empfangen darfst.
Bitte ihn darum, dass seine Kraft in dir wächst, sich entfaltet und dich wirklich stark macht gegen die Angriffe in diesem Leben. Er hat es versprochen: „Ihr werdet Kraft empfangen!“
Sei gesegnet!
„Wo Menschenkraft ausgeht, da geht Gottes Kraft ein, so der Glaube da ist und wartet des“ (Martin Luther).