Vor ein paar Tagen begannen wir unsere kleine Andachtsserie mit dem Schema Israel, dem wohl wichtigsten Gebet für Juden: „Höre, Israel! Der HERR, unser Gott, der HERR ist einzig.“
„Hören“ meint hier mehr als nur akustisches Wahrnehmen. Es bedeutet: Hinhören, vertrauen – und dann auch gehorchen. Und genau das braucht Mut. Denn auf Gott zu hören, ihm wirklich zu gehorchen, erfordert Vertrauen – oft auch dann, wenn man nicht weiß, wohin der Weg führt.
Aber der „Lohn“ ist groß. Die Bibel sagt an vielen Stellen, dass Gott es gut mit uns meint. Jesus selbst verspricht: Wenn wir ihm vertrauen und seinem Wort folgen, sind wir nicht nur Kinder Gottes – sondern auch Erben seines Reiches.
Eines der schönsten und bewegendsten Worte Jesu steht in Lukas 12,32:
„Hab also keine Angst, kleine Herde. Denn es macht eurem Vater große Freude, euch das Reich Gottes zu schenken.“ (HfA)
Gott schenkt uns nicht nur sein Reich – er tut es mit Freude. Nicht zögerlich, nicht widerwillig, sondern mit Begeisterung.
Warum also sind wir so oft zögerlich, unsicher, unentschlossen?
Warum leben so viele Christen nicht wie Erben, sondern eher wie Bittsteller?
Warum denken wir manchmal, Gott sei dann ein guter Gott, wenn er unsere Pläne umsetzt – anstatt dass wir Teil seiner Pläne werden?
Viel zu oft jagen wir Dingen hinterher, die uns Einfluss, Klarheit oder Bequemlichkeit versprechen – und verwechseln sie mit dem Reich Gottes. Doch was ist das Reich Gottes wirklich?
Paulus schreibt in Römer 14,17:
„Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist.“
Das sind keine beiläufigen Tugenden. Es sind geistgewirkte Realitäten, geformt im Herzen eines Menschen, der sich ganz Gott hingibt.
Die Frage ist: Vertrauen wir Gott – auch wenn wir seinen Willen gerade nicht klar sehen?
Oder warten wir auf Gewissheit, bevor wir handeln?
Ich denke an die Geschichte von John Kavanaugh, einem katholischen Priester und Ethiker. Auf der Suche nach Orientierung reiste er nach Kalkutta, um bei Mutter Teresa mitzuarbeiten. Eines Tages bat er sie:
„Bitte beten Sie für mich.“
Sie fragte: „Wofür soll ich beten?“
Er sagte: „Für Klarheit.“
Da antwortete sie: „Nein. Ich werde nicht für Klarheit beten. Klarheit ist das Letzte, woran du dich klammerst – und du musst es loslassen.“
Als er verwundert fragte, warum, sagte sie lächelnd:
„Ich habe nie Klarheit gehabt. Was ich hatte, war Vertrauen. Ich werde dafür beten, dass du Gott vertraust.“
Was für eine Antwort.
In 2. Chronik 16,9 heißt es:
„Die Augen des HERRN blicken über die ganze Erde, um die zu stärken, deren Herzen ganz ihm gehören.“ (NLB)
Gott sucht nicht nach perfekten Menschen.
Er sucht nach Shema-Herzen – Herzen, die weich genug sind, um zuzuhören, und mutig genug, um zu gehorchen.
Ich habe kürzlich eine Predigtserie einer Gemeinde aus Michigan City gesehen – sie trug den Titel:
„No perfect people allowed!“ (Keine perfekten Menschen erlaubt.)
Provokant, aber stark. Denn Gott braucht keine perfekten Menschen – sondern verfügbare, hörende, vertrauende Menschen.
Wenn er so ein Herz findet, bewegt sich etwas.
Gott bewegt sich. Und sein Reich bewegt sich mit ihm.
Und du? Ist dein Herz in einer „Shema-Haltung“ – bereit, tief zuzuhören und dann zu gehorchen, koste es, was es wolle?
Sei gesegnet!
„Klarheit ist, was wir wollen. Vertrauen ist, was Gott gibt“ (Mutter Teresa).