Hände gefaltet im Schoß

Gott möchte dir begegnen

Jürgen Ferrary
13. März 2025

Als ich noch recht jung im Glauben war, lernte ich eine wirklich großartige Gemeinde kennen und entschloss mich, dass sie meine geistliche Heimat werden sollte. Das wurde sie dann auch, bis ich meine erste Pastorenstelle antrat. Namen sind für mich wenig wert, aber weil ich nicht wusste, was das war, habe ich damals extra Lexika und Bücher gewälzt, denn die Gemeinde nannte sich „Evangelisch-methodistische-Kreuzkirche“ (oh, das war jetzt wohl Schleichwerbung).
Die „Methodisten“ wurden von einem Mann gegründet, der John Wesley hieß, ein großartiger Theologe und Visionär. Er sagte später, sein Leben wäre geprägt gewesen durch die Gebete seiner Mutter. Das klingt auf den ersten Blick verwunderlich, denn seine Mutter, Susanne Wesley, hatte zusammen mit John 18 Kinder im Haus.

Wie kommt also solch eine Frau dazu, überhaupt zu beten? Wie kann ein Mensch, der so eingespannt ist, Ruhe finden, um mit Gott zu sprechen und damit seine Kinder zu prägen? Die Antwort ist ziemlich einfach: indem man sich dafür entscheidet und dann den Raum dafür schafft.

In Susanna Wesleys Biografie steht, sie hätte sich jeden Tag in ihren Lieblingsschaukelstuhl gesetzt und ihre Schürze über den Kopf gezogen. Ihre Kinder wussten: „Wenn Mama die Schürze über dem Kopf hat, darf sie niemand stören – oder es gibt Ärger!“

Die Früchte waren enorm. John Wesley gründete die methodistische Kirche und verbreitete das Christentum in den westlichen Teilen Amerikas durch methodistische Erweckungsprediger. Ein anderer Sohn, Charles Wesley, schrieb mehr als 6.000 Hymnen.

Von der Familie Wesley habe ich eines gelernt: Wenn du wirklich entschlossen bist, kannst du Zeit für Stille finden, egal, wie stressig dein Alltag ist. Unser Alltag ist meist so voll mit Lärm und Hektik. Wir füllen unseren Kopf mit unendlich vielen Informationen. Schau dir allein unseren Medien-Konsum an.

Bei vielen herrscht zudem den ganzen Tag irgendeine Art von Lärmkulisse, das Radio, Musik, der Fernseher oder YouTube und Co. Nun gab es diese Dinge damals noch nicht, aber dennoch gilt für uns, was Jesus einst seinen Zuhörern mitgab – vielleicht sogar noch mehr als einst: „Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten“ (Matthäus 6,6 BB).

Der Schlüssel, um Gottes Stimme zu hören und seine Vision für dein Leben zu erkennen, ist dieser: Gott möchte dir begegnen. Es ist oft so, dass wir denken, wir müssten auf Gott warten, die Wahrheit ist, dass Gott schon da ist und auf uns wartet.

Gott hat dich erschaffen, weil er Beziehung mit dir leben möchte. Er möchte dich als Gegenüber haben. Er wünscht sich, dass du jeden Tag mit ihm Zeit verbringst, mit ihm sprichst, dass du dir jeden Tag eine Verabredung mit ihm einplanst. Gott wartet auf dich.

Das ist heutzutage schwierig geworden. Vielleicht ist es gut, wenn wir uns wirklich Zeit im Alltag einplanen. Mir tut es in meinem Alltag gut, mich morgens hinzusetzen und meine Andachten zu schreiben, weil es Zeit ist, die ich nicht nur für Gott nutze, sondern mit Gott.

Ich habe keine Musik angeschaltet, keinen Kopfhörer im Ohr, die Stille in meinem Zimmer wird nur durch das Gezwitscher der Vögel unterbrochen. Das tut gut, denn ich weiß: In der Stille werde ich empfänglich für Gott. Er ist schon lange da, wartet in meinem Zimmer schon, wenn ich noch schlafe.

Wenn ich den Raum schaffe, mir Zeit nehme, zur Ruhe komme, wenn ich Gott einen kleinen Teil meines Lebens schenke, dann mache ich mein Herz bereit für die Begegnung mit ihm. Dann fällt es mir leichter, ihm zu erzählen, was mich beschäftigt, und zuzuhören, wie er antwortet.

Nun bin ich weder Susanna noch John Wesley und Gott redet auf ganz andere Weise zu mir; das zeigt, dass Gott mit jedem seinen eigenen Plan hat – auch mit dir.

Sei gesegnet!

John Wesley: „Be still and let God mold you.“ (Sei still und lass Gott dich formen).

Mehr Gedanken

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner
Warning