Immer wenn ich an einer bestimmten Stelle vorbeikomme, muss ich an ein Erlebnis denken, das fast 50 Jahre zurückliegt. Ich war noch ein Kind, unterwegs zum Judoverein meines Bruders. Auf dem Heimweg merkte ich an der Bushaltestelle, dass die 50 Mark, die meine Mutter mir mitgegeben hatte – ein kleines Vermögen für unsere Familie – verschwunden waren. Weinend stand ich dort, völlig aufgelöst.
Ein fremder Mann kam zu mir, half mir beim Suchen, kramte Kleingeld hervor, damit wir von der Telefonzelle aus meine Mutter anrufen konnten. Sie war nicht zu Hause. Er setzte mich schließlich in den Bus, zahlte sogar mein Ticket, und abends rief er noch einmal an, um sich zu vergewissern, dass ich gut angekommen war.
Und dann geschah das Unglaubliche: Zu Hause tauchte der 50-Mark-Schein plötzlich wieder auf – obwohl wir alle Taschen durchsucht hatten.
Ich habe diesen Mann nie wiedergesehen, aber bis heute imponiert mir seine Haltung: selbstlos, freundlich, mein Leid über seine eigenen Bedürfnisse stellend – und das, obwohl er mich gar nicht kannte.
Jesus hat uns genau zu solchem Verhalten eingeladen. Er sagt:
„Behandelt andere Menschen so, wie ihr selbst behandelt werden wollt“ (Lukas 6,31).
Was wäre, wenn wir das wirklich täten?
Wir wünschen uns, dass die Verkäuferin im Laden freundlich ist? Dann fangen wir an und sagen selbst „Bitte“ und „Danke“. Wir hoffen, dass uns jemand hilft, wenn wir in Not geraten? Dann schauen wir mit offenen Augen, wem wir helfen können.
Vor einiger Zeit habe ich bei einer alten Dame an der Supermarktkasse, die ihre paar Produkte nicht zahlen konnte, einfach meine Karte ans Lesegerät gehalten. Das hat mir nicht wehgetan, aber für sie war es ein Unterschied. Ich bin kein Held, aber ich dachte: Wenn ich in so einer Situation wäre, würde ich mir auch so etwas wünschen.
Stell dir vor, was geschehen würde, wenn wir alle Jesu Worte ernst nehmen würden:
– Wir reden so mit anderen, wie wir wollen, dass man mit uns redet.
– Wir handeln so, wie wir behandelt werden wollen.
– Wir beten für andere, wie wir es uns selbst wünschen.
– Wir lassen uns nicht so schnell reizen, sondern reagieren liebevoll.
Meinst du nicht, das würde auffallen? Meinst du nicht, es würde einen Unterschied machen in unserer Welt, wenn Christen „anders“ reagieren – freundlicher, großzügiger, gnädiger?
Viele haben schon damit angefangen. Lass uns einstimmen.
Challenge für heute:
Überlege, wem du in dieser Woche etwas Gutes tun kannst.
Vielleicht dem Nachbarn Brötchen mitbringen. Den Busfahrer freundlich grüßen. Der Lehrerin deiner Kinder oder der Krankenschwester beim Arzt ein Dankeschön schenken. Oder jemanden, von dem du weißt, dass er einsam ist, zu einem Kaffee oder Abendbrot einladen.
Es gibt so viele Gelegenheiten. Frag dich: Was würde mich freuen – und wie kann ich das jemand anderem schenken?
Sei gesegnet!
„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt“ (Mahatma Gandhi).