Wenn dir jemand richtig wehtut, Geschichten über dich erzählt, dich betrügt oder dir auf sonst irgendeine Weise dein Leben schwermacht, wie reagierst du? Als ich vor Jahren einmal einem Freund gegenüber erzählte, wie es in mir gerade brodelte und was ich am liebsten tun würde, wenn der, der mir so wehgetan hat, mir gegenüberstünde, fragte er zu mich: „Du bist doch Christ, oder?“
Natürlich nickte ich mit dem Kopf und ahnte, was kommen würde. Er fragte noch einmal: „Wenn du Christ bist, bist du ein Kind von Gott. Und wenn du ein Kind von Gott bist, vertraust du dann nicht deinem himmlischen Vater?“ Auch hier musste ich nicken.
Er fuhr fort (und an seinen Worten allein merkt man, dass er Pastor ist): „Warum vertraust du dann nicht auch darauf, dass Gott eingreift, wenn man dir Unrecht tut und dir wehtut? Du würdest deine Kinder verteidigen, das tut Gott auch! Also solltest du dem anderen vergeben.“ Wumms, das hat gesessen.
In seinem Brief an die Gemeinde in Rom schreibt Paulus (der viel unter anderen Menschen leiden musste): „Liebe Freunde, verschafft euch nicht selbst Recht. Überlasst vielmehr Gott das Urteil, denn er hat ja in der Heiligen Schrift gesagt: »Es ist meine Sache, Rache zu üben. Ich, der Herr, werde ihnen alles vergelten.«“ (Römer 12,19 HfA).
Mein erster Gedanke: Wenn ich mich nicht rächen darf, sondern vergeben soll, dann ist das unfair. Das ist es auch! Aber wer hat gesagt, dass Vergebung fair ist? War es fair, dass Jesus für den Mist, den ich verbockt habe, ans Kreuz gehen musste?
Es ist gut, dass Gott nicht fair ist, denn dann würden wir bekommen, was wir verdienen. Wir wollen, dass Gott gnädig mit uns ist. Und deshalb ist es richtig, wenn auch wir gnädig sind. Wir tun uns selbst auch keinen Gefallen, wenn wir es nicht sind, denn dann werden wir in die Falle der Bitterkeit tappen.
Groll, Hass und Bitterkeit sind wertlose Emotionen, die nur unser eigenes Leben versauern. Sie machen sogar krank, sagen Ärzte, und fressen uns auf wie Krebs. Wenn du an deinem Groll festhältst, dann lässt du es zu, dass die Menschen, die dir einst wehgetan haben, bis heute Einfluss auf dein Leben haben, dir bis heute wehtun dürfen.
Die Menschen aus deiner Vergangenheit sind deine Vergangenheit – und ganz ehrlich: Es wird sie nicht interessieren, ob du noch Groll in deinem Herzen hast oder nicht. Lass nicht zu, dass deine Vergangenheit noch Schaden in deiner Gegenwart anrichten darf, denn das tut sie, wenn du dich dafür entscheidest, weiterhin an deinem Schmerz festzuhalten.
Lass stattdessen dein Bedürfnis los, dich zu rächen und übergib diese Gefühle bewusst Gott. Eines Tages wird Gott das letzte Wort haben. Er wird die Rechnung begleichen. Er wird das Unrecht zurechtrücken. Überlasse den Gerechtigkeitsteil Gott. Kümmere dich nur um das Vergeben, damit Frieden in deinem Herzen sein kann und du dein Leben weiterführen kannst.
Sei gesegnet!
„Seht darauf, dass keiner von euch versäumt, auf die Gnade zu reagieren, die Gott euch gibt. Denn wenn er es tut, kann leicht ein bitterer Geist in ihm entstehen, der nicht nur an sich schlecht ist, sondern auch das Leben vieler anderer vergiften kann“ (Die Bibel, Hebräer 12,15 PHILLIPS).