Neben meinem Job biete ich mich als Redner für verschiedene Gelegenheiten, wie Hochzeiten, Beerdigungen und Kindersegnungen an. Wenn ich Hochzeiten halte, werde ich immer wieder auch zu den Feiern eingeladen. Aber ganz ehrlich: Eigentlich bleibe ich nach der Zeremonie eher nicht, denn ich kenne ja niemanden. Alle Paare, die mich ganz bewusst als Redner für ihre Zeremonie engagieren, sind wirklich nett, aber irgendwie habe ich das Gefühl, ich gehöre nicht auf diese Feier, denn ich bin weder Freund noch Familie.
Ich könnte kommen können – aber ich will meistens nicht. So wie viele Menschen, denen Jesus in seinem Gleichnis von einem großen Fest begegnet.
Ein Mann lädt zu einem festlichen Abendessen ein. Alles ist vorbereitet, die Plätze sind gedeckt. Die Gäste aber sagen ab. Einer muss auf sein Feld, ein anderer hat gerade geheiratet, ein dritter will seine Ochsen ausprobieren. Jeder hat eine Ausrede.
Und Jesus sagt: Der Hausherr wurde zornig. Nicht, weil die Gäste beschäftigt waren, sondern weil sie sich der Einladung bewusst entziehen. Weil sie sagen: „Ich habe Wichtigeres zu tun.“ Und dann passiert das Überraschende – die Wende in der Geschichte:
„Der Hausherr sagte zu seinem Diener:
›Lauf schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt.
Bring die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Gelähmten hierher.‹“ (Lukas 14,21 BB)
Der Gastgeber lädt die ein, die keiner auf der Liste hatte. Die, die sonst nicht gefragt werden. Die, die nichts vorzuweisen haben – außer ihrer Sehnsucht.
Ich frage mich: Wo hätte ich gestanden? Unter denen, die abwinken, weil das Leben gerade „dran“ ist? Oder unter denen, die sich wundern, dass sie überhaupt eingeladen werden?
Jesus erzählt dieses Gleichnis nicht einfach so. Es ist eine Reaktion auf die Menschen, die sich sicher waren, Gott sei auf ihrer Seite. Die glaubten, zur religiösen Elite zu gehören. Und die plötzlich hören müssen: Es kann sein, dass andere an eurer Stelle hineinkommen. Nicht wegen ihrer Leistungen. Sondern weil sie sich einladen lassen.
Gottes Reich ist kein exklusiver Club. Es ist ein Ort für die, die wissen, dass sie Hunger haben. Die sich ihre Schwächen eingestehen. Die sich nicht auf ihren Besitz, ihre Beziehungen oder ihre Fähigkeiten verlassen, sondern auf Gottes Gnade.
Was mich berührt: Die Einladung geht nicht nur einmal raus. Sie geht immer wieder raus. Auch heute. Auch an dich. Auch an mich.
Der Diener bekommt später noch einen Auftrag: „Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und dränge alle, hereinzukommen, damit mein Haus voll wird!“ (V. 23)
Gott gibt sich nicht mit leeren Stühlen zufrieden. Sein Herz will füllen, nicht filtern.
Vielleicht sitzt du selbst schon lange am Tisch Gottes – aber bist du auch Bote geworden? Wen hast du eingeladen in letzter Zeit?
Oder gehörst du zu denen, die denken: „Für so jemanden wie mich ist das sicher nicht gedacht…?“
Dann hör genau hin: Gerade du bist gemeint. Gott ruft dich – nicht, weil du passt. Sondern weil er liebt.
Lass dich einladen und sei gesegnet!
„Gott ruft nicht die Qualifizierten – er qualifiziert die Berufenen“ (unbekannt).