Der Tag zwischen der Kreuzigung von Jesus und Ostersonntag hat in Deutschland keinen wirklichen Namen. Manche nennen ihn „Karsamstag“, weil er eben einen Tag nach dem Tag von Jesus Kreuzigung liegt, den wir Karfreitag nennen. In englischsprachigen Gebieten wird er oft „Silent Saturday“ (stiller Samstag) genannt.
Das passt gut. Nicht nur, weil Jesus am Freitag vor Einbruch der Dunkelheit noch schnell ins Grab gelegt wurde, also kurz bevor der jüdische Ruhetag, der Sabbat, begann, sondern auch, weil es der Tag zwischen Trauer und Triumph ist. Es ist der Tag dazwischen.
Die Anhänger von Jesus standen unter Schock und trauerten. Jeder war wie gelähmt. Die Gegner jubelten, denn sie dachten, der Sieg gehört ihnen. Schon so hatte Jesus es vorausgesagt: „Amen, amen, das sage ich euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber diese Welt wird sich freuen. Ja, ihr werdet traurig sein, aber eure Trauer wird sich in Freude verwandeln“ (Johannes 16,20 BB).
Wir alle kennen diese Zwischenzeiten, aber keiner liebt sie. Aber ob wir es zugeben wollen oder nicht, der größte Teil des Lebens besteht aus diesen Zwischenmomenten. Wir lieben die Berge und hassen die Täler. Wir wissen, wie man Siege feiert und Schmerzen erträgt (auch wenn sie nicht angenehm sind).
Was, wenn ich in einem Tal stecke, ich darum bete, dass Gott mich wieder auf den Berg bringt, aber keine Antwort höre? Was, wenn Zweifel in mir hochkommen? Was ist, wenn Gott schweigt?
Was geschah also am Stillen Samstag? Einiges von Gottes großartigem Wirken geschieht hinter den Kulissen. Früher als Schüler wurde mir oft gesagt: „Der Lehrer ist während der Prüfung immer still.“ Wenn Gott weit weg oder still zu sein scheint, heißt das nicht, dass er nicht arbeitet.
Die Bibel zeigt eine ganze Reihe von Menschen, die in einer Zwischenzeit verharren mussten: Abraham wartete darauf, ein Kind zu bekommen, Joseph wartete darauf, zu regieren, und David wartete darauf, König zu werden. Und auch in unserem Leben kann es sein, dass dieses Warten in Form von unbeantworteten Gebeten, unerfüllten Erwartungen und sehnsüchtigen Wünschen auftritt.
Unser menschliches Fleisch kämpft mit unserem Geist, wenn wir zwischen diesen Begriffen stehen. Zweifel steigen in uns auf – und alles ist menschlich und ganz normal.
Heute wissen wir, dass nach den schrecklichen Ereignissen am Freitag der Triumph am Sonntag folgte. Heute wissen wir, dass die Zwischenzeit nicht das Ende war.
Ich habe in meinen dritten Klassen einen wirklich niedlichen Film zum Thema Ostern gezeigt: „Der Löwe von Judah – das Lamm, das die Welt rettete“ (Man kann ihn kostenlos bei YouTube anschauen). Ganz am Ende, nachdem man Jesus ins Grab gelegt hatte, wollen alle nach Hause gehen, denn sie denken, es wäre vorbei.
Nur der Hauptdarsteller, ein Lamm namens Judah, harrt vor dem Grab aus und wartet. Ich finde diese Szene großartig gemacht und sehr ermutigend. Ich kann jeden verstehen, in dem Zweifel hochkommen. Ich kann jeden verstehen, der Zeiten der Unsicherheit und des Wartens nicht aushält.
In solchen Zeiten ist es wichtig, dass man uns Mut zuspricht. Geh nicht weg! Bleibe und warte! Gott wird eingreifen. Gott wird auch dir den Sieg schenken.
Der Karsamstag ist der jüdische Sabbat, ein Tag der Ruhe, ein Tag, den Menschen Gott widmen sollen. Vielleicht sollten wir das wieder lernen, besonders, wenn wir gerade in einer Zwischenzeit feststecken, wenn wir warten müssen, wenn wir zweifeln und uns nach dem Eingreifen Gottes sehnen.
Der Sonntag wird kommen, halte durch!
Sei gesegnet!
„Wenn es scheint, als ob Gott schweigt, erinnere dich: Selbst im Grab hat Jesus die Prophezeiung erfüllt“ (Unbekannt).
„Die Stille des Samstags lehrt uns, zu warten. Der Sonntag kommt“ (Max Lucado).