Abenteuer
Gestern habe ich mich auf ein Abenteuer eingelassen, das mir wieder einmal gezeigt hat, warum so viel in unserer Gesellschaft schiefläuft und warum es so viele Menschen gibt, die unglücklich sind: Ich war mit meiner Familie shoppen. Es begann gleich am Morgen, als ich im örtlichen Einkaufsladen Brötchen holen wollte.
Wir fuhren zusammen in ein Industriegebiet, und dort merkte man, dass die Vorweihnachtszeit angebrochen ist. Überall herrschte nicht nur Hektik, sondern auch ein unangenehmes, fast schon aggressives Klima.
Da war die Frau, die einparkte und sich schräg auf zwei Parkplätze stellte, und das, obwohl es wirklich voll war. Da sind die Leute, die hinter einem in der Schlange stehen und laut pöbeln, nur weil es etwas länger dauerte, denn wir besaßen die „Frechheit“, der Verkäufern eine Frage zu stellen.
Auch waren dort die, die grundsätzlich ihre Einkaufswagen quer in den Gang stellen, damit auch ja niemand anderes hindurchfahren kann. Oder die, die einmal quer durch den Laden brüllen, weil sie dem Ehemann oder der Ehefrau sagen wollen, wie schön der Gegenstand ist, den sie gerade in der Hand haben.
Egoismus
Da werden Kassiererinnen angemeckert, weil es eine Schlange beim Bezahlen gibt oder auch, weil jemand den Preis für einen Artikel falsch gelesen hat, wofür natürlich auch die Verkäufer die „Schuld“ tragen. Soll ich fortfahren? Manchmal möchte ich den Kopf einziehen, weil ich mir denke: Wo sind wir eigentlich gelandet?
Und dann erinnert mich Gott, dass Egoismus – denn den sehe ich als das größte Problem in unserer Gesellschaft an – nicht nur „die anderen“ trifft. Im 2. Korinther 1, 3-4 lese ich: „Gepriesen sei Gott, der Vater von Jesus Christus, unserem Herrn. Er ist der Ursprung aller Barmherzigkeit und der Gott, der uns tröstet. In allen Schwierigkeiten tröstet er uns, damit wir andere trösten können. Wenn andere Menschen in Schwierigkeiten geraten, können wir ihnen den gleichen Trost spenden, wie Gott ihn uns geschenkt hat.“
Gott tröstet, damit wir …
Erst einmal ein großartiger Satz. Gott tröstet mich in seiner Barmherzigkeit in allen meinen Schwierigkeiten. Er tätschelt mir nicht nur den Kopf. Gott ermutigt mich. Er kümmert sich, er lässt mich nicht allein und findet immer einen Weg und eine Lösung, ganz gleich, wie meine Schwierigkeiten aussehen. Besser geht es doch gar nicht.
Und dann tauchen da plötzlich zwei Worte auf, die mich zusammenzucken lassen: „… damit wir …“ Das bedeutet: Gott ist für mich da, damit ich für andere da bin. Er hilft mir, damit ich anderen helfe. Gott tröstet mich, damit ich andere tröste.
Ich merke auf einmal, wie der Egoismus auch an mir nagt. Eben noch habe ich mich innerlich über die Frau geärgert, die so egoistisch eingeparkt hat, und nun legt Gott plötzlich seinen Finger in meine Wunde. „Damit ich …“ – den ersten Teil liebe ich: Gott segnet mich. Beim zweiten Teil finde ich plötzlich eine Menge Ausreden: Ich habe keine Zeit. Andren geht es besser, also sollen die doch abgeben. Und außerdem sind andere begabter als ich. Bla, bla, bla.
Herausfinden
Es ist ein bisschen so, als würde Gott in mein Herz sprechen: „Wie kannst du dich über den Egoismus anderer aufregen, wenn du an anderer Stelle genauso egoistisch bist? Und wie kannst du erwarten, dass ich dich segne, dich tröste, ermutige, dir Türen öffne, wenn du das für dich behalten willst?“
Das tut weh. Kann es sein, dass wir durch unseren Egoismus nicht nur anderen manchmal das Leben schwermachen, sondern uns selbst viel Freude rauben? Gehört es zum Konzept des Glücklichseins dazu, dass wir für andere da sind, dass wir teilen – unsere Güter, unsere Gaben und unsere Zeit?
Gott hat uns erschaffen, er weiß, wie wir ticken und auch, was uns glücklich macht. Was, wenn er Barmherzigkeit in uns angelegt hat, es also Voraussetzung ist, dass wir ein erfülltes und glückliches Leben leben? Wir sollten es unbedingt versuchen herauszufinden.
Meine Challenge lautet:
Wenn du Gott um etwas bittest, dann bitte ihn auch, dir sein „damit du“ deutlich zu zeigen, ganz gleich, ob es um Finanzen geht, um Trauer und Probleme, um Wegweisung, um Glück oder Erfüllung. „Himmlischer Vater, ich bitte dich um diese Sache. Und ich bitte dich mir zu zeigen, was dein ´damit du` ist, sodass ich deinen Segen weitergeben kann. Amen!“
Sei gesegnet, damit du …
„Mit dem Egoismus ist das so eine Sache: Der eigene wird als natürlicher Antrieb gedeutet, der des Anderen als moralische Verfehlung“ (Josef Bordat).
Jürgen Ferrary für GottinBerlin
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