Kirchenfenster

Bist du auch ein „Christfluencer“?

Jürgen Ferrary
9. Februar 2025

Der Einfluss der Christen in unserem Land schwindet immer mehr. Spätestens seit 2022 ist statistisch belegt, dass weniger als 50 % der Menschen in Deutschland einer der beiden großen Kirchen angehörten. Ursachen gibt es viele, offizielle Lösungsansätze eher wenige. Was erstaunt, ist, dass es dennoch eine Reihe von Kirchen und Gemeinden gibt, die wachsen.

Ich saß irgendwann einmal im Gottesdienst einer wachsenden Gemeinde. Der Pastor rief in seiner Predigt dazu auf, ihre Menschenfurcht zu überwinden. In Zeiten wie diesen wäre es besonders wichtig, als Christ Flagge zu zeigen. Erst einmal dachte ich: Das tue ich doch.

Auf den zweiten Blick dann aber musste ich mir eingestehen, dass es genügend Situationen in meinem Leben gibt, in denen ich meinen Glauben lieber verstecke, weil ich Angst davor habe, in eine Schublade gesteckt zu werden oder Ablehnung zu erfahren.

Die Bibel kennt solche Menschenfurcht auch. Der Evangelist Johannes berichtet von einem Mann, den Jesus geheilt hatte. Die Schriftgelehrten waren nicht gerade amüsiert darüber, denn die Heilung fand an einem Samstag statt, was absolut verboten war. Sie befragten erst den Geheilten, denn sie wollten ihm nicht glauben, dass er zuvor blind gewesen sei.

Als sie bei dem Mann nicht weiterkamen, nahmen sie sich dessen Eltern vor und fragten sie aus. Die Eltern antworteten ausweichend: “ »Wir wissen, dass dies unser Sohn ist und dass er blind geboren wurde, aber wir wissen nicht, warum er jetzt sehen kann oder wer ihn geheilt hat. Er ist alt genug, um für sich selbst zu sprechen. Fragt ihn doch selbst.« Das sagten sie aus Angst vor den führenden Juden, weil diese angekündigt hatten, jeden aus der Synagoge auszuschließen, der Jesus als Christus bezeichnete. Deshalb sagten die Eltern: »Er ist alt genug, um für sich selbst zu sprechen. Fragt ihn doch selbst«“ (Johannes 9,20-23 HfA).

Diese Eltern hatten Angst, sie waren gefangen in ihrer Menschenfurcht. Anstatt Jesus die Ehre zu geben, dass er ihren blinden Sohn geheilt hatte, schwiegen sie. Anstatt zu feiern und zu jubeln, dass ihre Gebete erhört worden waren und allen Menschen zu erzählen, was für einen großartigen Gott sie hatten, schoben sie aus Angst vor Repressalien ihren Sohn vor.

Vor diesem Problem ist kaum jemand von uns gefeit. Wenn wir ehrlich sind, dann müssen auch wir zugeben, dass es Situationen gibt, in denen wir uns von Menschen einschüchtern lassen, die Jesus nicht kennen.

Als ich für mein Examen in der Staatsbibliothek lernte, gab es einen Ort, an dem Muslime regelmäßig anfingen zu beten. Und was war mit mir? Ich ließ oft genug heimlich und leise mein Kreuz unter meinem T-Shirt verschwinden. Die Menschen, die dort beteten, schämten sich nicht, dies öffentlich sichtbar zu tun – aber wie oft ist es uns unangenehm, wenn andere mitbekommen, dass wir Jesus folgen?

Die Predigt des Pastors hat mich damals sehr getroffen und sehr verändert. Heute versuche ich, meine Menschenfurcht beiseite zu schieben und anderen offen zu erzählen, was ich im Glauben erlebe und erlebt habe, auch, wenn mich manche vielleicht für verrückt erklären.

Und ganz nebenbei werde ich dabei zu einem „Christfluenzer“, denn es wird immer Menschen geben, die meinen Worten lauschen. Es wird immer Menschen geben, die über das nachdenken, was ich ihnen erzählt habe. Und es wird immer Menschen geben, die selbst Erfahrungen mit Jesus machen wollen.

Sei auch ein „Christfluencer“ und sei gesegnet!

„Auch, wenn mich Gott erst im Himmel gesund macht, glaube ich trotzdem, dass er ein guter Gott ist“ (Youtuber und Influencer Philipp Mickenbecker, der am 09.06.2021 seinem Krebsleiden erlag).

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