Niemand erlebt gerne Enttäuschungen, niemand erleidet gerne Schmerzen. Und dennoch gehören sie zum Leben dazu. Ich dachte lange: Wenn du auf Gott hörst und dann tust, was er sagt, dann bewahrt er dich dafür. Ich dachte, wenn Gott dich beruft und du auf diese Berufung hörst, dann ebnet er dir den Weg, und du gehst ohne nennenswerte Widerstände durch dein Leben.
Später kippte dann meine Stimmung, denn zum einen musste ich erleben, dass Enttäuschungen und Verletzungen leider auch zum Leben eines Christen dazugehören, zum anderen waren es gerade die Verletzungen, die mich davon abbrachten, auf meine Berufung zu hören.
Ich hatte einfach Angst davor, wieder verletzt zu werden. Heute versuche ich, mit offenen Ohren durch meinen Alltag zu gehen, denn ich habe gelernt: Oft können gerade die Dinge, die ein großes Hindernis für unsere Berufung sein können, auch ein Weg zur Entdeckung sein, der unsere Berufung stärkt.
Gott lässt durch den Propheten Jesaja dem König Kyrus eine Wahrheit ausrichten, die auch für uns gilt. Er sagt: „Die verborgenen Schätze und die versteckten Reichtümer gebe ich dir. Daran sollst du erkennen, dass ich der HERR bin“ (Jesaja 45,3 HfA).
Wenn wir es wagen, unseren Weg mit Gott zu gehen, dann entdecken wir verborgene Reichtümer. Wir entdecken mehr über Gott und mehr über uns selbst. Unser Schmerz und unser Leid führen oft dazu, dass wir uns zurückziehen. Aber sie bieten die Chance, dass wir unser Herz öffnen, dass wir die Nähe Gottes suchen.
Haben wir nicht schon zu oft versucht, diese Gefühle mit anderen Dinge zu betäuben? Mit Arbeit, mit Erfolg, mit Macht, Einfluss, vielleicht Alkohol, mit immer größer werdenden Erlebnissen oder Reichtümern? Hat das funktioniert?
Ich habe gelernt, dass es sich lohnt, sich mehr der Liebe Gottes hinzugeben, auch und besonders, wenn ich Gottes Ruf gefolgt bin und dennoch enttäuscht oder verletzt wurde, denn er hat Dinge für mich parat, von denen ich nicht zu träumen wagte.
Natürlich bin ich ebenso traurig, wenn man mich verletzt. Jede Enttäuschung birgt Trauer in sich. Aber manchmal ist es eben wichtig, durch die Trauer hindurchzugehen. Die einzige Möglichkeit, Schmerz und Leid zu überwinden, besteht darin, zu trauern, und man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die meisten von uns nicht besonders gut darin sind, zu trauern. Wir sind gut darin, uns selbst zu bemitleiden, aber das ist kein Trauern.
Sagt der Psalm 23 nicht, dass hinter dem Tal der gedeckte Tisch auf uns wartet? Wir müssen erst durch das Tal hindurch. Und übrigens kann das auch zu einer Berufung werden: Wenn ich ein Tal von Schmerz und Leid durchschritten habe und sehe, dass sie nicht das Ende sind, dann kann ich genau mit dieser Erfahrung einen Unterschied machen.
Gott hat uns versprochen, jedem einzelnen von uns, dass er uns haben möchte, als seinen Partner, um mit uns sein Reich zu bauen. Lass dich nicht von negativen Erfahrungen abhalten. Lass dich nicht aus Sorge vor Enttäuschungen oder Schmerz abhalten, sondern sage Gott, dass du mit in sein Team möchtest.
Du kannst darauf vertrauen, dass er dir verborgene Schätze und Reichtümer schenkt, wenn du seinen Weg gehst – vielleicht nicht Gold und Edelsteine (die sind eh zu schnell vergänglich), wohl aber Dinge, die dir guttun, die alten Schmerz heilen, die deinen Charakter voranbringen, die dein Leben erfüllen.
Gott ist den Menschen mit einem gebrochenen Herzen besonders nahe. Halte deine zerbrochenen Teile Gott hin und bitte ihn, dass er daraus etwas machen wird. Er wird es tun. Er wird heilen, er wird stärken, er wird neu berufen, er wird Erfüllung schenken.
Sei gesegnet!
„Gottes Wege sind immer richtig. Uns muten sie möglicherweise sinnlos an. Uns mögen sie rätselhaft, unerklärlich schwierig und sogar schmerzlich vorkommen. Doch sie sind richtig“ (Max Lucado).