Schon als Kind habe ich Ostern geliebt. Wir hatten wenig, was an eine normale Familie erinnerte, bei uns. Sehr viel drehte sich um den Alkohol und die Folgen davon. Ostern war eine Ausnahme. Ich habe wirklich schöne Erinnerungen daran.
Ostersonntag war einer der wenigen Tage im Jahr, an dem wir zusammen gefrühstückt haben. Als Kind war mir das vielleicht egal oder aber eher unwichtig, denn ich musste immer sitzen bleiben, bis alle aufgegessen hatten. Und das konnte dauern. Heute aber schaue ich mit anderen Augen zurück.
Ostern wurden auch bei uns oft Süßigkeiten „vom Osterhasen“ versteckt. Ich kann mich daran erinnern, wie wir in einen nahegelegenen Park gegangen sind und eine gefühlte Ewigkeit gesucht haben. Eine andere Sache werde ich nie vergessen: Einmal waren die Süßigkeiten bei uns in der Wohnung versteckt, aber selbst meine Mutter hatte vergessen, wo sie waren.
Sie hatte im Gespür, dass noch eine ganze Menge fehlte, aber sie hatte keine Ahnung mehr, wo sie die Sachen hingelegt hatte. Und so fanden wir in den folgenden Monaten immer mal wieder Schoko-Eier, kleine Hasen oder Gummibärchen an den unmöglichsten Stellen.
Nachdem ich Christ wurde, bekam Ostern natürlich eine andere Bedeutung. Mir wurde bewusst, dass Jesus für alle meine Fehler, alle meine falschen Entscheidungen und die Folgen davon gestorben war. Er tat es aus Liebe, um mich mit Gott zu versöhnen.
In der Bibel heißt es deswegen: „Kein anderer kann Rettung bringen. Und Gott hat uns auch keinen anderen Namen unter dem Himmel bekannt gemacht, durch den wir Rettung finden“ (Apostelgeschichte 4,12 BB). Was Jesus hat, hat niemand anderes getan, konnte auch niemand anderes tun, denn keiner außer Jesus war ohne Fehler.
Wie hätte also jemand anderes die Strafe auf sich nehmen können? So weit, so gut. Mir war bewusst, dass ich dieses Geschenk annehmen musste, um es zu empfangen. So weit so gut. Aber je länger ich Ostern nicht nur als Kulturfest feierte, sondern mit dem Bewusstsein, dass sich alles um den Tod und die Auferstehung Jesu dreht, desto mehr verschwand dieser Aspekt aus meinem Fokus.
Es war halt irgendwie alles normal das mit der Vergebung. Und irgendwann merkte ich, dass Ostern doch wieder zu einer Art Kulturfest geworden ist, nur, dass ich es anders gefeiert habe. Jetzt gehörte der Gottesdienstbesuch dazu, aber natürlich trotzdem Ostereier und Schokolade.
Ostern hatte etwas mit der Vergebung der Schuld zu tun, aber wenig mit der Vergebung meiner Schuld. Ich hatte nicht das Gefühl, dass meine eigenen Sünden wirklich der Grund waren, warum Gott Jesus sandte, bis zu dem Tag, an dem ich mich näher mit dem berühmten Spruch von Johannes 3,16 befasste: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt …“
Es ist einfach, sich gefühlsmäßig von der persönlichen Verantwortung für Jesu Leiden und Tod zu distanzieren. Ist ja auch alles schon lange her und geschah Hunderte von Jahren vor meiner Geburt. Doch die Wahrheit ist, dass Jesus genau deshalb starb – um unsere Sünden zu sühnen und uns von einer sehr realen Schuld zu befreien.
Eine Schuld, die – wenn sie unbezahlt bliebe – zum ewigen Tod und zur Trennung von Gott führen würde. So wie es in Römer 6,23 (BB) heißt: „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod. Aber die Gnade, die Gott uns gewährt, ist das ewige Leben. Denn wir gehören zu Christus Jesus, unserem Herrn.“ Wow, das saß!
Ostern ist keine einmalige Sache. Wenn wir uns bewusst machen, was es bedeutet, nämlich, dass Gott uns an jedem Tag von unseren falschen Entscheidungen befreien möchte, und wenn ich dann eine Kultur lebe, in der ich diese Fehler dann auch am Kreuz abgebe, dann werden zwei Dinge geschehen: Ich werde im Glauben wachsen, und ich werde von Gott verändert, sodass ich Jesus immer ähnlicher werde.
So wird Ostern immer bedeutungsvoller. Jesus sagte: „Ich bin die Auferstehung und das Leben! Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“ (Johannes 11,15 BB).
Sei gesegnet!
„Bei uns ist alle Tage Ostern, nur dass man einmal im Jahr Ostern feiert“ (Martin Luther).