Ich habe schon oft über „Gnade“ gepredigt oder geschrieben – und noch viel öfter darüber nachgedacht. Ein Satz, den mir einmal jemand sagte, ist mir hängen geblieben: „Gnade bedeutet, dass Gott deine Probleme nimmt und sie zu seinen macht – obwohl du es nicht verdient hast.“
Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Gott gibt mir, was ich brauche, nicht weil ich etwas leiste, sondern weil er mich liebt. Paulus bringt es auf den Punkt:
„Denn aus Gnade seid ihr gerettet – durch den Glauben. Das verdankt ihr nicht eurer eigenen Kraft, sondern es ist Gottes Geschenk. Er gibt es unabhängig von irgendwelchen Taten, damit niemand darauf stolz sein kann“ (Epheser 2,8-9 HfA).
Richtig verstanden habe ich Gnade, als ich wieder darüber nachdachte, meinen Rettungsschwimmer-Schein aufzufrischen. Früher habe ich das alle zwei Jahre gemacht, jetzt ist er lange abgelaufen.
Im Rettungsschwimmerkurs lernst du, Menschen zu retten, die in Not sind – egal, ob du sie kennst oder nicht. Unser Sohn hat an der Ostsee einmal gesehen, wie ein älterer Mann taumelte und immer wieder kopfüber ins seichte Wasser fiel. Er rannte sofort los, um ihm zu helfen, noch bevor ich reagieren konnte. Das ist Gnade: helfen, ohne zu fragen, ob der andere es verdient hat.
Aber im tiefen Wasser sieht Rettung oft anders aus. Wenn jemand in Panik gerät, schlägt er um sich, versucht, alles zu packen, um sich selbst zu retten. Im Rettungsschwimmerkurs haben uns die Trainer gewarnt: „Du kannst einen Ertrinkenden nicht retten, solange er versucht, sich selbst zu retten. Wenn er panisch um sich schlägt, kann er dich mit unter Wasser ziehen, und ihr ertrinkt beide.“
Manchmal muss man warten, bis der Ertrinkende aufgibt und bewusstlos wird, damit man ihn retten kann. Das klingt hart, aber es zeigt ein tiefes geistliches Prinzip:
Du kannst dich nicht selbst retten. Du musst aufhören, zu strampeln.
Erst wenn wir aufgeben, ruhig werden und loslassen, kann Gott eingreifen. Wenn Ertrinkende aufhören zu kämpfen, kann der Retter den Arm um sie legen und sie sicher ans Ufer bringen.
Gott möchte dich retten. Jesus will dich aus deinen Verletzungen, Ängsten und festgefahrenen Gewohnheiten herausziehen. Er will dich durch seine Gnade retten und für seine guten Absichten einsetzen.
Aber dafür musst du aufhören, selbst zu kämpfen. Du musst loslassen und Gott Gott sein lassen.
Bist du bereit, aufzuhören zu strampeln? Bist du bereit, dich retten zu lassen?
Sei gesegnet.
„Es ist nicht das Wasser um das Schiff herum, das es zum Sinken bringt, sondern das Wasser, das hineingelangt“ (Afrikanisches Sprichwort).