Mutter hält Baby im Arm

Unterscheiden

In der gestrigen Andacht ging es darum, dass ich lerne, Gott zu vertrauen, wenn ich sein Wort ernst nehme. Wenn ich das tue, dann erlebe ich, dass Gott treu ist. Wenn ich Gott beim Wort nehme, dann lerne ich aber auch zu unterscheiden, wo ich mir im Leben meinen Gott mit meinen Vorstellungen zusammengebastelt habe bzw. wer und wie Gott wirklich ist. Nimm dir Ruhe und Zeit, um Gott zu begegnen.

Ruhe – Stille

Ein zweiter wichtiger Aspekt, um zu lernen, Gott zu vertrauen, ist die Stille. Ruhe ist eine gute Voraussetzung, Gott zu erleben. Es kommt nicht von ungefähr, dass seit Anbeginn der Christenheit Stille- und Ruheübungen ihren Raum hatten und haben. In Psalm 131, 2 schreibt David: „Ich bin zur Ruhe gekommen, mein Herz ist zufrieden und still. Wie ein kleines Kind in den Armen seiner Mutter, so ruhig und geborgen bin ich bei dir!

Verlernt

Leider haben wir es in weiten Teilen verlernt, uns Zeiten der Ruhe zu nehmen und Zeiten der Ruhe zu genießen. Als ich vor Jahren eine Jugendgruppe beim „Christlichen Verein Junger Menschen“ (CVJM) leitete, machte ich ein Experiment mit den Jugendlichen. Man muss dazu wissen, dass die Kids, die damals zu uns in die Gemeinde kamen, nicht dem vielleicht manchmal vorhandenen Klischee des „braven Kirchen-Kindes“ entsprachen, also keine absolut angepassten, still sitzenden immer artigen Jungen und Mädchen waren.

Ruhige Atmosphäre

Sehr oft ging es turbulent bei uns zu – sonst hätte mir die Arbeit wahrscheinlich auch nicht so einen Spaß gemacht. An einem Nachmittag hatte ich unser Kirchencafé „MoCCa“ mit einer Menge Dekoration ausgestattet. Überall brannten Kerzen (natürlich in Gläschen oder als LED), ein angenehmer Duft erfüllte den Raum. Leise, kaum hörbare Musik sorgte für eine ruhige, aber nicht bedrückende Atmosphäre.

Stationen

Im ganzen Raum waren Stationen aufgebaut. An einer Klagemauer konnte man Zettelchen schreiben und symbolisch in die Ritzen stecken. Es gab ein Meer aus Tränen, verschiedene Stationen mit Bibeltexten und entsprechenden kurzen Impulsen zum Nachdenken. An einem Kreuz konnte man Schuld abladen und vieles mehr.

Ich führte die Jugendlichen in den Raum und erklärte ihnen kurz die einzelnen Stationen. Dann bat ich sie, absolut still zu sein und im Raum zu tun, wonach ihnen der Sinn stand. Wer keine Lust dazu hatte, konnte in den Jugendraum gehen und dort spielen oder quatschen.

Die Unruhe legte sich

Es dauerte ein paar Minuten, bis sich die erste Unruhe legte. Dann plötzlich machte sich eine angenehme und friedliche Atmosphäre der Ruhe und Stille breit. Jugendliche beteten oder „moderierten“ über einem Bibeltext. Manche wurden an Stationen kreativ oder saßen andächtig vor dem Kreuz. Niemand verließ den Raum. Als ich alle nach über einer Stunde in unseren Jugendraum bat, blieben einige immer noch im „MoCCa“ sitzen.

Feedback-Runde

Die anschließende Feedback-Runde brachte zutage, dass nicht nur alle die Zeit genossen hatten, sondern auch, dass viele Begegnungen mit Gott hatten. Manche hatten erlebt, wie ihnen eine Schuld, die lange ihr Leben belastete, plötzlich weggenommen wurde. Manche erlebten, wie Lasten von Sorge und Kummer wichen. Fast alle sagten, sie hätten Gott so real gespürt, dass sie sich sicher waren, dass es weder die Atmosphäre noch das Bauchgefühl waren.

Dieser Abend hatte viele verändert. Die Begegnung mit Gott in der Ruhe ließ das Vertrauen zu ihm wachsen. Es sollte bei weitem nicht der einzige dieser Abende bleiben.

Lärm, Stürme, Lasten …

In der Ruhe merke ich, wie der Lärm des Alltags, Stürme der Gedanken, Lasten von Angst und Not weichen und ich empfänglich für Gott werde. Deswegen ist eine Stunde Ruhe vor Gott erholsamer als eine Stunde Tatort. Und Ruhe kann ich an vielen Orten finden, nicht nur bei den Stationen im MoCCa.

Gönn dir Auszeiten der Ruhe

Gönn dir Auszeiten der Ruhe – nicht nur zum Durchatmen vom Alltag, sondern bewusste Zeiten, in denen du dich nach Gott ausstreckst. Du wirst erleben, wie Gott an und in dir wirkt – und dein Vertrauen zu ihm wächst.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de