Kreuz

Woran denkst du, wenn du an Gott denkst?

An eine unpersönliche, übernatürliche Macht? An eine Art Racheengel, der versteckt hinter einem Busch sitzt und nur darauf wartet, dass du etwas falsch machst, um dich dann zu bestrafen? An eine höhere Instanz – wie das Universum – die zwar existiert, aber wenig mit deinem Leben zu tun hat? Oder an einen persönlichen Gott, der sagt: „Ich will dein Vater sein?“

Nachdem ich Christ geworden war, ging es mir lange so, dass ich zwar an einen persönlichen Gott glaubte und auch an das, was über ihn in der Bibel beschrieben wurde, aber diesen Gott so nicht in meinem Leben erlebte. Von daher war er in meinem Kopf schon existent – und ich hätte auch gesagt, dass ich Erfahrungen mit ihm gemacht hatte, aber erlebt habe ich ihn nicht.

Lesen und Beten

Wenn ich in der Bibel las, dann hatte ich schon den Eindruck, dass mir das etwas für mein Leben sagte. Es war nicht, wie ein Roman, der zwar nett zu lesen ist, mich aber im Leben nicht weiter brachte. Wenn ich betete, dann habe ich öfters erlebt, dass etwas nach dem Gebet passierte. Ich habe damals eine ganze Zeit lang ein Gebetstagebuch geführt und war erstaunt, wie viel nach dem Beten wirklich passiert ist.

Aber wenn ich ehrlich war, dann war Gott für mich eher wie ein Strohalm, an den ich mich klammerte. Ich  habe Jesus in einer absoluten Lebenskrise in mein Leben eingeladen und habe damals alle Hoffnung auf ihn gesetzt, dass auch aus meinem verkorksten Leben etwas werden konnte. Aber Gott war damals eher ein Oberbefehlshaber als ein Vater. 

Ich versuchte in meinem Leben umzusetzen, was ich von Gott lernte, versuchte ein neuer, besserer Mensch zu sein, der sein Leben im Griff hat, indem ich mich mächtig anstrengte. Hierbei gab mir der Glaube einen gewissen Halt. Ich hatte Angst, dass Gott mich vor die Tür setzen würde, wenn ich wieder in meine alten Muster verfallen würde. Und ich hatte Angst, meine Gemeinde, der ich mich damals anschloss, zu enttäuschen. 

Eine Weile lang ging das auch gut – aber es lag immer ein enormer Druck auf meinen Schultern. Heute im Rückblick sehe ich, wie Gott damals schon um mein Herz geworben hat. Meine Entscheidung, Jesus in mein Leben einzuladen war absolut richtig. Aber die Umsetzung meines Christenlebens war eine Katastrophe. Angst ist nie ein guter Berater.

Gott möchte weder unser Oberbefehlshaber sein, noch der Rächer, der auf Fehler wartet. Natürlich möchte er Wegweiser sein, aber eben wie ein liebender Vater, der sein Kind an die Hand nimmt und es auf das Leben vorbereitet, der es aufhebt, wenn es nach den ersten Schritten hingefallen ist. Gott ist auch nicht der, der uns vor allen Fehlern immer bewahrt, der uns wie mit einer Hunde-Flexi-Leine immer im letzten Moment zurückzieht, bevor wir ein Missgeschick produzieren.

Gott selbst verspricht: „Ich werde euer Vater sein, und ihr werdet meine Söhne und Töchter sein. Das sage ich, der Herr, der allmächtige Gott“ (2. Korinther 6, 18 HfA) 

Perfekter Vater oder perfekte Mutter

Gott ist so, wie man sich einen perfekten Vater (oder eine perfekte Mutter) vorstellt – nur eben noch viel besser. Es hat noch eine weitere Lebenskrise bei mir gebraucht, bis ich das verstanden habe. Ich muss nichts leisten. Ich muss Gottes Liebe annehmen. Und diese Liebe wird mich verändern. Ich muss nicht perfekt sein. Ich darf Kind sein, ein Kind, um das sich der Vater kümmert. Sicherlich erzieht uns Gott auch, es ist ihm sehr wichtig, dass wir es zulassen, dass er uns zum Guten hin verändert.

Aber nicht, indem wir uns selbst quälen und zwingen, sondern, indem Gott unser Herz anrührt. 

Woran denkst du, wenn du an Gott denkst? Ist Gott dein liebender Vater – oder hast du ein anderes Bild von ihm? Lade ihn ein, sich als der zu zeigen, der er ist. Und dann schau, wie Gott darauf reagiert.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de