Letzter Unterrichtstag

Es ist der letzte Unterrichtstag für mich an einer meiner Schulen. Was macht man nach der langen Corona-Pause mit seinen Schülerinnen und Schülern direkt vor den Ferien im Religionsunterricht? Der Medien-Konsum vieler Kinder war eh die Wochen zuvor bei weitem zu hoch. Film fällt also aus. Spiele auch, denn durch die Abstandsregeln macht noch nicht einmal „Mensch-Ärgere-Dich-Nicht“ keinen Spaß.

Überraschen

In einer fünften Klasse behandle ich die Geschichte von Jakobs Kampf mit Gott am Fluss Jabbok. Meine Intention ist eigentlich, den Kids in die Ferien mitzugeben, dass sie mit offenen Augen durch das Leben laufen sollen, weil Gott uns überall überraschen kann. (Jakob hätte am Morgen sicherlich auch nicht gedacht, dass er sich am Abend mit Gott prügeln würde, wurde also auch ziemlich überrascht). 
 

Segnen

Aber, wie es manchmal so ist, wir stolpern über einen Bibelvers. Jakob ist schon schwer verletzt, will seinen Angreifer aber nicht gehen lassen und hält ihn fest, obwohl der ihn auffordert, ihn loszulassen. Jakob antwortet: „Ich lasse dich nicht eher los, bis du mich gesegnet hast!“ Das fällt den Kindern auf. Was soll das heißen? Warum ist Jakob das wichtig?

Ich frage: „Was ist denn das, jemanden segnen?“ Ein Junge meldet sich und sagt: „Wenn man gute Wünsche über jemandem ausspricht! Worte haben nämlich Macht!“ Das interessiert mich, und so frage ich zurück, wie er das meint. Er sagt: „Wenn du böse Worte über jemanden sagst, dann ist das so, als würdest du eine böse Macht über das Leben dieses Menschen legen. Wenn du gute Worte sagst, dann legst du eine gute Macht über ihn. Und, wenn du jemanden segnest, dann legst du Gottes Liebe auf das Leben dieses Menschen.“

 

Worte haben Macht

War das ein 11-jähriger Schüler, der das gerade von sich gegeben hat? Heute glauben nur noch wenige an solche Mächte und dennoch hat der Junge recht. 
 
Ein Beispiel ist, wie ich von mir selbst spreche. So, wie ich über mich rede, so werde ich sein, weil ich mich dementsprechend verhalten werde. Wenn ich über mich selbst sage, ich wäre eh ein Versager, der nie im Leben erfolgreich sein wird, dann wird das mit Sicherheit auch geschehen. Wenn ich sage, ich könne keine Ehe führen, keinen Beruf lernen, nichts verändern im Leben, dann werden meine Handlungen sich danach ausrichten. Worte haben Macht.
 

Mein Verhalten ausrichten

Wenn ich darauf schaue, wer ich bin – und durch wen ich bin, wer ich bin – dann wird sich mein Verhalten auch danach ausrichten. Wer Jesus in sein Leben eingeladen hat, ist ein Kind Gottes, weil Gottes Liebe ihn dazu gemacht hat. Manche Christen sagen, sie wären immer noch „Sünder“ – das ist falsch! Wenn du über dich sagst, du wärst ein Sünder, dann wirst du dein Leben auch danach ausrichten. 

Verändern

Vielleicht klingt das für deine Ohren komisch, aber sprich es aus, wenn du von Zeiten geplagt wirst, Depressionen dich treffen, du Angst hast, dein Leben nicht in den Griff zu bekommen, du denkst, du könntest dich nie positiv verändern: „Ich bin ein Kind Gottes! Ich bin geliebt! Ich bin wertvoll!“

Du bist wertvoll

Lass dich nicht von Lügen, die andere oder du selbst dir eingeredet hast, herunterziehen. Du bist wertvoll, geliebt, einzigartig. Im Buch der Sprüche (14,12) ist zu lesen: „Wer Gutes sagt, lebt auch gut davon.“ Hier finde ich die Luther-Übersetzung ausnahmsweise mal treffender, die den Satz übersetzt mit: „Viel Gutes bekommt ein Mann durch die Frucht seines Mundes“ (gilt natürlich auch für Frauen). 

Zerstören oder aufbauen

Dein Mund kann zerstören oder aufbauen, niederdrücken oder ermutigen, Segen schenken oder töten, Angst bringen oder Sicherheit schenken. Das gilt für andere, das gilt aber auch für dich selbst. So, wie du über dich redest, wirst du sein. Und ich will ein Ermutigen sein, ein Auf-Bauer, ein Liebender, ein Glücklicher. Und du? Wie redest du über dich selbst?
 
Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de