Bitte wenden!

Wir waren im Schwarzwald am Kaiserstuhl, als wir unsere ersten Erfahrungen mit einem Navigationsgerät machten. Was für ein putziges kleines Teil, das mit mir spricht und über die Richtung, in die ich fahre, bestimmen will. Wir fuhren Serpentienen und überforderten das Gerät total, denn es befahl in einer Tour: „Bitte wenden! Bitte wenden!“ Ich fühlte mich der Technik überlegen und schaltete die nervige Stimme aus.

Die Stimme in mir

Kennen Sie das auch? Sie wollen etwas tun und wissen ganz genau, dass es nicht richtig ist. Oder Sie haben bereits etwas getran, von dem Sie wissen, dass Sie es lieber bleiben lassen sollen. Ich habe so eine innere Stimme. Keine Angst, ich bin kein Fall für den Psychiater. Aber für Gott! Gott, der Schöpfer allen Lebens gab uns Menschen ein Gewissen. Von Zeit zu Zeit meldet es sich und erinnert mich an meine Fehler und mahnt: „Du bist auf dem Holzweg. Kehre um!“ Umkehren heißt Buße tun.

Das wirst Du büßen!

„Laß Dich ja nicht noch mal blicken! Das wirst Du büßen!“ „Wenn Sie sich nicht vernünftig ernähren, werden Sie das später mit Ihrer Gesundheit büßen müssen!“

In der Regel verbindet man heutzutage die Buße mit einer Strafe. Als Kinder haben wir vielleicht noch schmerzhafte Konsequenzen von unseren Eltern erfahren müssen, wenn wir nicht gehorchten. Da ist man schnell geneigt, diese Erfahrung auf Gott, unseren himmlischen Vater, zu übertragen und macht einen weiten Bogen um ihn.

Kursänderung

Ähnliche Erfahrungen machte das Volk Israel, was wir im Alten Testament nachlesen können. Israel ist das von Gott auserwählte Volk und trotzdem ist es immer wieder vom Weg abgekommen. Wir können im alten Testament nachlesen, wie das Volk sich statt auf Gott zu vertrauen, immer wieder eigene Wege ging. Es vertraute lieber anderen Völkern als ihrem Gott und betete sogar die fremden Götter an. Aber Gott ist treu und wollte immer wieder sein Volk zur Umkehr rufen, u. a. durch Propheten. Wenn Gott ruft, dann ist es eine Hinwendung zu IHM. Bei den Juden war es eine Berg- und Talfahrt. Sie ließen sich zwar immer mal wieder zur Buße rufen, aber im Großen und Ganzen blieb eine Hinwendung zu Gott aus.

Gott nimmt die Sache selber in die Hand

Im Neuen Testament beginnt die Buße mit Johannes, dem Täufer. Allerdings wurde hier noch ordentlich mit dem Gericht gedroht, wenn jemand nicht Buße tun wollte. Da hatte sich nichts gegenüber der Zeit mit den Propheten geändert. Aber jetzt kommt Jesus. Er ruft das Volk zur Buße auf. Zu einer Hinwendung zu Gott. Das tut er nicht in dem er mit Konsequenzen droht, sondern er legt seinen Schwerpunkt darauf, wie erleichtert jemand ist, der zu Gott umkehrt. Kennen Sie die Geschichte vom verlorenen Sohn? Meine Lieblingsgeschichte, wie der Vater dem verlorenen Sohn entgegenläuft! Der Sohn kehrt um, zum Vater und muß keine Strafe befürchten.

Wenn ein Mensch sich zu einem Leben mit Jesus Christus entschließt, dann wendet er sich vom alten Leben ab und wendet sich hin zu Jesus. Er hat dann Buße getan. Mit dem alten Leben abzuschließen heißt, sich von der Sünde zu verabschieden. Nun wissen wir alle, dass der Geist zwar willig ist, aber das Fleisch schwach. „So begleitet uns die Buße ein Leben lang,“ wie Luther sagte.

Der Buß- und Bettag

Über mein Leben nachzudenken, zu prüfen, ob ich noch auf dem Weg mit Gott bin oder eine Kurskorrektur brauche, dass alles kostet Zeit. Da war es eigentlich ein richtiges Geschenk, dass wir den Buß- und Bettag als Feiertag hatten. Der Arbeitgeber bezahlte den Dienstausfall und ich konnte mit Gott reden. Einen ganzen Tag lang. Schön blöd von mir, dass ich 1995 gar nichts dagegen hatte, als der Feiertag zu Gunsten der Pflegeversicherung gestrichten wurde. Da waren die Sachsen schlauer. Sie haben sich den Feiertag nicht nehmen lassen. Unser Land hätte einen festen Termin für Gott im Jahrerythmus bitter nötig. Einen Tag lang Audienz beim lebendigen Gott zum Danken und Loben für alles, was gut läuft und klagen und bitten für die Dinge, die uns unter den Nägeln brennen.

Auch wenn dieser Feiertag für die meisten Menschen nicht mehr existiert, den Buß- und Bettag begehen Christen immer noch. Es ist der letzte Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag. Umkehren zu Gott und mit IHM reden kann und darf ich jeden Tag. Da brauche ich keinen festgelegten Tag.

Ich möchte abschließen mit einem Zitat von Bischof Hugo Auferbeck: „Gott kennt dein Gestern. Gib ihm dein Heute. Er sorgt für dein Morgen.“

BeLa für GottinBerlin