Heilige Schrift und …

Vor etwa 500 Jahren saß ein Mönch, Martin Luther, in seiner Zelle. Verzweifelt grübelte und meditierte er, wir er einen gnädigen Gott finde.

Die Zeiten waren irritierend: Strenger Glaube gepaart mit der Angst vor dem Fegefeuer und der Hölle. Dazu kamen noch Aberglaube und die große Furcht, Sünden könnten mich auf unberechen-bare Weise sogar bis nach dem Tod belasten. Da gab es damals „Abhilfe:“Der mit Geld bezahlte Ablass. Wo das Geld anschließend hingelangte, war wohl den wenigsten zahlungskräftigen Bürgern bekannt.

Bezahlung für die Sündenvergebung

Nach geraumer Zeit ging es diesem Mönch wie ein Kronleuchter auf: „Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche aus dem Glauben kommt und zum Glauben führt; wie geschrieben steht: Der Gerechte wird aus dem Glauben leben.“ Diesen Bibelvers fand er im Römerbrief. Also, die Menschen müssen kein Geld für die Sündenvergebung bezahlen!

Es folgte die revolutionäre Erkenntnis: Einzig die Heilige Schrift, einzig der Glaube, einzig die Gnade, einzig Christus.

Verstorbene und die Verehrung

Auch heute noch hängen fromme Menschen zur Heiligen Schrift, dem Glauben, der Gnade und Jesus Christus einige Anhängsel dazu, wie eben das Gespräch mit Verstorbenen und die Verehrung, speziell einer Gott gehorsamen Frau, die mit Jesus schwanger wurde und ihn geboren hatte. Sind diese Menschen mit ihren Kontakten aus dem Jenseits irgendwie liebenswert, sind sie doch sehr einsam. Benötigen sie ein Gebet, so ziehen sie nicht andere Glaubensgeschwister ins Vertrauen, für sie zu beten, sondern Verstorbene, die vor Jahrhunderten als fromme, wohltätige Menschen, die oft als Nonnen und Mönsche gelebt haben.

Gebet

Ich finde die Biographien dieser Menschen sehr spannend und in vielen Punkten sind sie mir wirklich große Vorbilder außer dass sie meistens ledig waren. Ob sie nun trotz Heiligsprechung nahe Gott sind, weiß ich nicht und es ist auch nicht relevant.

Dabei habe ich bereits mehrmals in meinem Leben erlebt, wie Gott eingreifen kann, wenn gute Freunde oder Menschen aus der Gemeinde, dem Bibelkreis im Gebet für meine Anliegen ringen. Ich denke, mein Diplom wäre nicht so gut ausgefallen, wenn nicht liebe Menschen regelmäßig für mich gebetet hätten.

Der ehemalige Mönch, der später geheiratet hat, mit den revolutionären Erkenntnissen über die Heilige Schrift ist mir ein noch größeres Vorbild. Er hat viele Gedanken niedergeschrieben, die wir heute lesen können. Das wichtigste ist für mich jedoch, dass er die Bibel in meine Muttersprache übersetzt hat, so dass ich sie lesen kann. Und das ist schon sehr viel.

Bereits von der ersten Gemeinde in Jerusalem war ich derart fasziniert, wie die ersten Christen so viel es ihnen möglich war, die Mahlzeiten gemeinsam einnahmen und den Lehren der Apostel lauschten.

Abneigung

Doch ich lernte auch andere Menschen kennen, bei denen das „und“ wie ein unsichtbarer schrecklicher Krakenarm mit Saugnäpfen war. Sie lebten neben dem regelmäßigen Kirchgang Ideologien, die der Heiligen Schrift widersprechen.

Im Laufe meines Lebens begegnen mir viele Menschen, die offen sagen, sie habe mit der Kirche, und automatisch mit dem christlichen Glauben, nichts am Hut. Ja nachdem, wie die Beziehung ist, frage ich nach. Oft wird diese Abneigung an Menschen festgemacht, die entweder für sich einiges aus der Heiligen Schrift entfernt hatten oder dazugetan, was nicht dazu passt. Natürlich ist es ein großer Wunsch von mir, dass kein Mensch wegen mir nichts mit der Kirche am Hut hat.

Hat nicht Jesus Christus selbst als jüdischer Mann eine Frau aus Samarien angesprochen? Die 2000 Jahre alte Geschichte ist im Johannes-Evanglium im Kapitel 4 sehr genau beschrieben.

In dieser Zeit war es strengstens verboten, dass erstens Männer Frauen ansprachen und Juden keine Samariter, da sie nach damaligen Maßstäben einer Unterklasse angehörten.

Hier hat Jesus Christus selbst jegliches Standesdenken rigoros aufgehoben. Das finde ich wunderbar!

Iris Hillmeister-Becker für GottinBerlin.de