Mülleimer am Straßenrand

Vollnarkose

Heute bekommt meine sechsjährige Tochter ihre erste Vollnarkose. Als wir vorgestern beim Vorgespräch mit dem Anästhesisten waren, versuchte dieser, mich zu beruhigen, denn es war offensichtlich, was in mir hinaufkroch und mich immer stärker packte: die Angst! Ich entschuldigte mich an einer Stelle und sagte, ich wolle nicht herüberkommen wie einer dieser Helikoptereltern, aber ich hätte nun mal diese Gefühle. Seine Antwort: „Sie sind nicht Helikopter, die sind einfach ein Vater – und da ist Ihre Angst ganz normal!“

Aber ist das wirklich normal, dass „selbst mich“ die Angst befällt? Ich weiß doch Gott auf meiner Seite. Ich habe doch meinen Kindern so oft Josua 1, 9 (HfA) zitiert: „Sei mutig und entschlossen! Lass dich nicht einschüchtern und hab keine Angst! Denn ich, der HERR, dein Gott, stehe dir bei, wohin du auch gehst“.

Und nun merke ich, wie die Angst anfängt Besitz von mir zu ergreifen. Ist mein Glaube doch nicht so stark, wie ich es mir immer selbst vormache?

Panik-Pastor – Martin Dreyer

Ein von mir sehr geschätzter Kollege, Martin Dreyer, hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Panik Pastor“. In einem kleinen Werbevideo für das Buch bei „Tik Tok“ sagt er, dass schätzungsweise 25 % aller Menschen unter Angstzuständen und Panikattacken zu leiden haben – und, dass er einer dieser 25 % ist, besonders vor Predigten.

Dieser Mann hat einst in Hamburg mit den „Jesus Freaks“ eine christlichen Dienst gegründet, der seinen Fokus im Rotlicht-Milieu hatte. Vor vielen Jahren durfte ich einmal einen seiner Gottesdienst im „Power-House“, einer Disco, besuchen. Bei den meisten der anderen Besucher hätte ich abends die Straßenseite gewechselt, wenn sie mir entgegengekommen wären.

Zuhälter, Prostituiere, Strichjungen, Drogenabhängige – Martin Dreyer und sein Team erreichte sie alle. Nachdem er aus Hamburg weggezogen war, predigte er auf dem Hard-Rock-Festival „Wacken“. Daneben tat er unzählbare mehr oder weniger verrückte Dinge, wie Auftritte im Fernsehen und mehr. Und dieser Mann stellt sich hin und gibt zu, er wäre ein Panik-Pastor, hätte mit Angst-Attacken zu kämpfen.

Die richtige Adresse

Das zeigt nur wieder: Auch, wenn ich mit Gott lebe, bin ich nicht davor gefeit, dass Angst mich befällt. Auch König David hatte Angst: „Ich habe große Angst und sehe keinen Ausweg mehr“, schreibt er in Psalm 77, 2 (HfA)  Und selbst Jesus wurde mit Angst erfüllt. In Markus 14, 33 (HfA) heißt es: „Angst und Entsetzen überfielen Jesus„.

Ich denke, es ist gut und richtig, sich seine Angst einzugestehen, denn nur das ist der erste Schritt, sich von ihr nicht blockieren oder sein Leben von der Angst bestimmen zu lassen. König David wusste in seiner Angst die richtige Adresse. Er schreibt: „Doch gerade dann, wenn ich Angst habe, will ich mich dir, Gott, anvertrauen“ (Psalm 56, 4).

Jesus ging in seiner Angst zu seinem himmlischen Vater. Und selbst Martin Dreyer weiß: Auch, wenn du es nicht immer und nicht sofort spürst, aber Gott hilft dir in deiner Angst, er trägt dich durch, er kann deinem Herzen Frieden schenken und dir sogar deine Angst abnehmen. 

Gott hat die Kontrolle!

Und so gehe ich nicht gelassen, im Gebet und voller Vertrauen – wenn auch im Herzen mit Angst und Sorge – in den heutigen Tag, weil ich weiß: Gott kümmert sich und er hat die Kontrolle! Über meine Angst, aber noch viel mehr über meiner Tochter. 

Und vielleicht ist es gut, wieder einmal solch eine Erfahrung zu machen, die mir wieder einmal zeigt, wie sehr ich Gott brauche in meinem Leben. Ich vertraue mich ihm an und bete um einen inneren Frieden, den nur er geben kann.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de

Dieses Lied habe ich damals von den „Jesus-Freaks“ kennengelernt (wenn auch in einer härteren Version damals):