Zeugen Jehovas

Sie laufen wieder herum, die Zeugen Jehovas, klingeln an den Türen oder stehen mit modern aussehendem Reiter-Porsche auf der Straße und versuchen mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Oft habe ich schon mit ihnen diskutiert. Oft habe ich mir ihre Argumente angehört, warum man unbedingt selber Zeuge Jehova werden soll. Manches hat mich zum Nachdenken gebracht, aber ich muss zugeben, dass ich heute nur noch ein paar Minuten und wenige Argumente benötige, um einen Zeugen zum Schweigen zu bringen oder dazu, dass er mich wütend wegjagt.

Argumente

Das liegt daran, dass es schwer ist,  jemanden mit Argumenten zu etwas zu überreden, der aber so gute Gegenargumente hat, dass man selber nicht weiterkommt. Beides hat nichts mit Glauben zu tun, denn ich kann niemanden überreden zu glauben. Vielleicht ist das auch der Grund, warum die Zeugen Jehovas trotz wirklich faszinierender und sehr anerkennenswerter Missionstätigkeit einfach keinen Erfolg haben.

Menschenweisheit

Menschenweisheit bringt mich nicht weiter im Glauben, denn so manches will auch nach 30 Jahren im Glauben und Theologiestudium nicht in meinen Kopf. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass manches, was ich in der Bibel lese, menschlicher Weisheit widerspricht. Dabei geht es um großartige Wunder, wie das Gehen übers Wasser oder das Heilen von Blindheit, aber auch um ethische Dinge, die mein Leben prägen sollten.

Feindes-Liebe

Die Feindes-Liebe zum Beispiel. Jesus fordert seine Freunde auf: „Euch aber, die ihr mir wirklich zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde und tut denen Gutes, die euch hassen. Bittet Gott um seinen Segen für die Menschen, die euch Böses tun, und betet für alle, die euch beleidigen“ (Lukas 6,27f). Das geht nicht! Ich kann meine Feinde nicht lieben! Ich kann denen nicht Gutes tun, die mich hassen, außer, wenn ich sie damit ärgern will (Carl Orff hat einmal gesagt: „Sei reizend zu deinen Feinden! Nichts ärgert sie mehr.“). Auch, dass ich die segne, die böse zu mir sind und für die bete, die mich beleidigen, wird in den seltensten Fällen funktionieren.

Menschliche Weisheit

Menschliche Weisheit wird mich maximal zu einem „Glauben“ überreden, der wie ein Ballon ist, eine Hülle ohne Inhalt – oder ein Museum, in dem ich alte Dinge betrachte, die mich faszinieren, aber die mit meinem Leben nicht wirklich etwas zu tun haben. Paulus wusste darum und schreibt an die Gemeinde in Korinth: „Euer Glaube sollte sich nicht auf Menschenweisheit gründen, sondern auf Gottes rettende Kraft“ (1. Korinther 2, 5).

Glaube kann mein Leben zutiefst prägen

Es ist sicherlich gut und richtig, sich den Glauben Länge mal Höhe x Breite anzuschauen. Worum geht es? Wie kann ich gerettet werden? Was muss ich tun, um Gott kennenzulernen? Das schützt mich davor, in einer Sekte zu landen. Gottes Kraft ist etwas anderes. Wenn ich erlebe, wie Gott in mein Leben eingreift, wie er durch sein Wort zu mir spricht. Wenn ich bete und Gott antwortet. Wenn Gott mein ganzes Leben umkrempelt, mir die Angst nimmt, Hoffnung schenkt, heilt, aufrichtet, tröstet – wenn ich Gottes rettende Kraft erfahren darf und so ein Stück „Himmel auf Erden“ entsteht, dann ist Glaube etwas, das mein Leben zutiefst prägt. Dann hat mein Glaube Fundament und nicht nur eine Hülle. Dann wird das „Museum“ lebendig, denn die Dinge, die ich in der „Ausstellung“ sehe, sind die Dinge, die ich mit Gott erlebe.

Gottes Kraft

Ich glaube, wir sollten uns viel mehr danach ausstrecken, „Gottes rettende Kraft“ zu erleben – im Alltag, jeden Tag, heute. Das beginnt am Morgen, wenn ich Gott einlade, dass er mich am Tag begleitet, mir Türen öffnet, mich nutzt, um sein Licht in die Welt zu strahlen und endet am Abend, wenn ich mich bei Gott bedanke für die Dinge, die er mir an diesem Tag geschenkt hat. Ich werde Gottes Kraft umso stärker spüren, je mehr ich darum bitte.

Sensibilisieren

Ich möchte mich ein Stück sensibilisieren, indem ich heute ganz bewusst darauf achte, wo ich Gottes Kraft erfahrbar brauche (z. B. beim Bibel-Lesen), wo ich für andere da sein kann (z. B., indem ich anfange, für sie zu beten) und wo ich selber Weisung brauche (z. B., indem ich Gott vor Entscheidungen bitte, mir zu sagen, wo es langgehen soll).

Durch Gott sprechen

Und übrigens auch, wenn ich das nächste Mal mit den Zeugen Jehovas spreche. Dann bitte ich darum, dass Gott mir die Worte in den Mund legt, denn wenn ich sie verprelle, dann nehme ich ihnen eine Chance, dass sie hören, dass Gott durch mich sprechen will.

Ich wünsche dir, dass du Gottes Kraft heute mächtig erlebst.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de