ausgestreckter linker Arm mit Armbanduhr

Ausflug ins Nirgendwo

Gestern unternahmen wir als Familie einen wirklich aufregenden Ausflug. Es ging mit dem Auto etwa eineinhalb Stunden aus Berlin heraus Richtung Norden. An einem kleinen, verschlafenen Bahnhof mitten im Nirgendwo ließen wir das dann stehen und wanderten drei Kilometer mitten durch dichten Wald. 

Plötzlich tauchte eine Mauer auf, dahinter ein verlassener Hundezwinger. Wir waren in einer ehemaligen russischen Kaserne, die einmal „die Stadt im Wald“ genannt wurde. Von dem riesigen Areal waren nur noch einige Häuser übrig. Wir durchstreiften jeden Winkel, solange wir Kraft in den Beinen hatten. Hier war augenscheinlich die alte Schule für die Kinder der Soldaten gewesen, hier ein Kino mit Theaterbühne. Das hier war wohl einmal ein Einkaufsladen und dahinter kamen die Reste eines Restaurants oder Tanzsaales zum Vorschein.

Wir ließen in dieser Stadt im Wald, die eigentlich dem Untergang geweiht ist, die Vergangenheit ein Stück lebendig werden, indem wir unserer Fantasie freien Lauf ließen. Bei einem „Lost-Places“ ist das aufregend. Leider tun wir das mit unserem eigenen Leben auch viel zu oft. 

Relikte und Ruinen

Auch wir haben eine ganze Reihe „Lost-Places“ (Relikte und Ruinen) aus vergangenen Tagen in unserem Leben in uns stehen, die zwar auch dem Untergang geweht sind, uns aber bis heute nicht loslassen. Und so, wie sich die Natur die alte Kaserne noch nicht vollständig zurückholen konnte, weil eben eine ganze Reihe Gebäude noch nicht abgerissen wurden, so verhindern unsere Ruinen der Vergangenheit auch, dass neues Leben in unser Hier und Jetzt einziehen kann. 

Oft beschäftigen wir uns so intensiv mit Fehlern, die wir einmal gemacht haben, dass wir uns die Kraft rauben, im Heute das Richtige zu tun. Statt, dass wir uns aufgrund unserer Fehler von Gott ablenken lassen, sollten wir lieber seine Vergebung annehmen und damit Vergangenes hinter uns lassen. Das macht das Gepäck leichter und wir kommen besser in unserem Leben voran.

Läßt du dich von Lost-Places bestimmen?

Die Vergangenheit heißt Vergangenheit, weil sie vergangen ist. Ich kann, so sehr ich mich von ihr bestimmen lasse, meine Vergangenheit nicht mehr ändern. Deswegen ist es gut, Vergangenheit anzunehmen und mit dem Leben weiterzumachen, nach vorne zu schauen. Wir können an der Vergangenheit nichts mehr ändern, wir können aber den heutigen Tag verbessern, indem wir uns auf das Richtige konzentrieren und dann die richtigen Entscheidungen fällen.

Konzentriere dich nicht auf die Lost-Places, nicht auf das, was war. Das bringt dich nicht weiter. Wir gehen oft durch die Ruinen unseres Lebens und jammern: „Ich hatte Alkoholiker als Eltern. Ich wurde als Kind geschlagen. Ich hatte eine schlechte Schulbildung. Ich war depressiv. Ich hatte einen schlechten Start im Leben…“

Weißt du was? Den hatte ich auch in meinem Leben, den schlechten Start. Aber er soll mein Leben nicht mehr bestimmen. Ich schaue nicht auf das, was hinter mir liegt, sondern auf das, was noch vor mir liegt. Wie soll ich ein siegreiches und erfolgreiches Leben leben, wenn ich immer auf meine Defizite schaue, auf das, was schiefgelaufen ist?

Ich mache es, wie der Apostel Paulus, der schreibt: „Ich bin noch nicht alles, was ich sein sollte, aber ich setze meine ganze Kraft für dieses Ziel ein. Indem ich die Vergangenheit vergesse und auf das schaue, was vor mir liegt, versuche ich, das Rennen bis zum Ende durchzuhalten und den Preis zu gewinnen, für den Gott uns durch Christus Jesus bestimmt hat.“ (Philippe 3, 13-14 NLB)

Spaziergang durch die „Lost-Places“

Gerade jetzt am Ende des Jahres ist es gut, sich Zeit zu nehmen mal einen Spaziergang durch die eigenen „Lost-Places“ zu unternehmen und dann auszusortieren: Das kann weg. Das brauche ich nicht mehr. Diese Festung kann abgerissen werden! Und dann wenden wir den Blick nach vorne und laufen unserer besseren Zukunft entgegen. Ich hatte vielleicht keinen guten Start ins Leben – aber ich werde ein gutes Ende haben – weil Gott sich darum kümmert!

Vielleicht hattest du auch keinen guten Start oder du bist gerade in einer schwierigen (Lebens-)Situation. Lass los, was hinter dir liegt und strecke dich stattdessen aus nach dem, was vor dir liegt.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de