Leider müssen wir alle unsere eigenen Erfahrungen machen, ob perfekt oder unperfekt und selbst erwachsen werden. Letztes Jahr hatten wir uns wieder entschieden, dass wir im Sommer wieder einmal für ein paar Tage nach unserem geliebten Swinemünde an die Ostsee fahren. Vor dem Strand gibt es eine schöne Promenade voll quirligen Lebens. Hier finden sich Restaurants, Verkaufsstände (für Eis, Spielzeug und allerlei Krimskrams), Kinder-Bespaßung und viele Gaukler und Musiker.

Jedes Mal, wenn wir die Promenade lang flanierten, gab es an jedem zweiten Stand die selbe Frage: „Dürfen wir dies? Dürfen wir das?“ An einem Tag gaben wir den Kindern also ein paar Zlotys, so dass sie selber Erfahrungen sammeln konnten und entscheiden was sie damit machen wollten. Unser Sohn entdeckte einen Spielautomaten und steckte sofort Geld dort hinein – und, yeah! Er gewann, so dass sich sein Einsatz verdoppelte.

Aufgeregt kam er zu mir und sagte, er wolle nun sein ganzes Geld haben, damit er es dort verdoppeln würde. Ich redete mit Engelszungen auf ihn ein, versuchte ihm klar zu machen, dass nur die Besitzer solcher Automaten an den Kunden verdienten. Es musste ja der Automat gekauft werden, die Standmiete musste bezahlt werden – und umsonst würde der Betreiber ja auch nicht arbeiten. Aber weder Bitten noch Erklärungen halfen.

Peinliche Katastrophe

Das Gehirn eines 8-Jährigen ist für solche Dinge wie Vernunft anscheinend nicht ausgelegt. Es kam, wie es kommen musste. Er entschied sich, dass Geld einzusetzen. Es dauerte nicht einmal eine Minute, da war alles Geld weg. Joshua versank vor Scham im Boden. Man sah, wollte weinen – aber er ließ es nicht zu. Er war wütend und platzte fast innerlich. Aber er wollte es nicht zulassen, dass ich ihn tröstete. Ich konnte ihn weder in den Arm nehmen, noch hörte er meinen gut gemeinten Worten zu. Was geschehen war, war für ihn eine große, peinliche Katastrophe.

Einsicht

Irgendwann kam Joshua an und sagte, er hätte es ja besser wissen müssen, denn ich hätte ja versucht, es ihm zu erklären, damit er die richtige Entscheidung trifft. Und so hätte er sich so geschämt, dass er mir nicht unter die Augen hätte treten können.

In die Falle tappen

Das Gefühl kenne ich! Oft genug denke ich, ich bin nicht würdig, überhaupt zu Gott zu gehen, wenn etwas schief gelaufen ist, denn auch ich hätte es besser wissen müssen. Gott hat mir einen Verstand gegeben, Gott hat angeboten, ihn um Rat zu fragen, wenn ich vor Entscheidungen stehe, Gott hat die Bibel als Richtschnur für mein Leben und als Liebesbrief hinterlassen. Und dennoch tappe ich immer wieder in die Falle. Dennoch tue ich Dinge, von denen ich genau weiß, dass sie falsch sind.

Schamgefühle

Und dann schäme ich mich. Dann kann ich es nicht zulassen, dass Gott mich tröstet. Dann denke ich: „Du hast es doch verdient, Jürgen – da musst du jetzt durch. War doch dein Fehler, deine Entscheidung.“ Aber noch mehr, als ich versuche gerade in Momenten, wo mein Sohn Fehler gemacht hat, für ihn da zu sein, ist Gott für mich da. Gott streckt seine Hand aus, nicht, weil ich würdig bin, sondern aus Güte, weil er liebt! Schamgefühle sind nicht verkehrt – vielleicht hindern sie mich das nächste mal ja daran, überschnell einen Fehler zu begehen. „Gottes Güte reicht so weit der Himmel ist“, heißt es im Psalm 36. Das zu erkennen macht frei.

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Um die Geschichte in Swinemünde noch aufzulösen: Natürlich haben wir Joshua nicht noch einmal Geld gegeben, er sollte ja etwas aus dem Desaster lernen. Aber er hat zum Glück eine 5-jährige Schwester, die ihn über alles liebt. Ohne lange nachzudenken teilte sie ihr Geld durch zwei, und so hatten beide noch einen wunderschönen Nachmittag! (Auch von dieser Aktion habe ich viel gelernt – was aufopfernde Liebe bedeutet!

Tausch

Ich lade dich heute wieder zu einem Tausch am Kreuz ein. Gib Gott alle Gefühle ab, die sagen, du wärst nicht gut genug, du wärst nicht würdig, du hättest zu viele Fehler. Leg sie ihm symbolisch oder wirklich ans Kreuz und sprich es aus: „Ich lege diese Dinge ab! Und ich tausche sie gegen Gottes Liebe und Güte!“

Wir sind alle unperfekt, aber alle geliebt! Ich wünsche dir einen wundervollen Tag! Sei gesegnet!

https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de