Rosa Blume am Zweig

Team-Building-Spiel

Oft unterrichte ich meine Klassen in der Bücherei der Schule – so auch gestern. Ich begann mit einem Team-Building-Spiel mit einem großen Ball, der nicht viel schwerer ist als ein Luftballon. Ziel war es, dass die Gruppe den Ball hin- und herspielt und dabei in der Luft hält, ohne dass er den Boden berührt. Leichter gesagt, als getan. Erstes Ziel waren zehn Berührungen.

Plastik-Blume

Irgendwann schlug jemand, weil er ihn vor dem Boden retten wollte, den Ball so fest, dass er eine kleine Deko-Glas-Vase aus einem Regal herunterfegte. Nichts passierte, die Vase war stabil genug. Was aber erstaunlich war: Obwohl in der Vase nur eine einzelne Plastik-Blume steckte, war die Vase mit Wasser gefüllt. Dieses spritzte durch die Gegend und sorgte für heiteres Quietschen.

Wasser für eine Plastik-Blume, solch einen Glauben wünsche ich mir auch manches Mal. ?

Tot gewesen und wieder lebendig geworden

Als der sogenannte verlorene Sohn nach Hause kommt, sieht ihn sein Vater schon von weitem. Er läuft ihm entgegen und fällt ihm um den Hals. Der Sohn bekennt daraufhin, dass er sein ganzes Erbe verprasst hat und eigentlich völlig abgebrannt und schuldig ist:

›Vater‹, sagte der Sohn, ›ich bin schuldig geworden an Gott und an dir. Sieh mich nicht länger als deinen Sohn an, ich bin es nicht mehr wert.‹“ (Lukas 15,21 HfA). Auch, wenn der Sohn weiß, er kann den Schaden, den er angerichtet hat, nicht wieder gut machen, so will er zumindest ab sofort selber für seinen Unterhalt aufkommen, indem er arbeitet und keine Privilegien als Sohn mehr genießt. Die Reaktion des Vaters ist aber erstaunlich: 

„Sein Vater aber befahl den Knechten: ›Beeilt euch! Holt das schönste Gewand im Haus und legt es meinem Sohn um. Steckt ihm einen Ring an den Finger und bringt Schuhe für ihn! Schlachtet das Mastkalb! Wir wollen essen und feiern! Denn mein Sohn war tot, jetzt lebt er wieder. Er war verloren, jetzt ist er wiedergefunden.‹ Und sie begannen ein fröhliches Fest.“ (Lukas 15,22-24 HfA)

Freudenfest

Der Vater will ein Freudenfest feiern, weil sein Sohn wieder nach Hause gekommen ist. Er ist nicht sauer, macht dem Sohn keine Vorwürfe, bestraft ihn nicht, sondern freut sich. Und dann kommt dieser merkwürdige Satz, der an die Plastik-Blume in der Vase erinnert: „Mein Sohn war tot, jetzt lebt er wieder!“

Dem Einflussbereich entziehen

Der Sohn war ausgezogen, um sein Glück zu finden. Er wollte auf eigenen Beinen stehen, selbst entscheiden, wollte niemanden haben, der ihm in sein Leben hineinredet. Er hatte sich also aus freien Stücken aus dem Einflussbereich des Vaters verabschiedet. Der Vater hatte keine Chance, seinen Sohn zu warnen, ihm zu helfen, ihn zu retten. So hart das klingen mag, aber so ist das im wahren Leben auch. Wenn ich Gott den Rücken zukehre, weil ich mein eigener Boss sein möchte, entziehe ich mich seinem Einflussbereich.

Es steht mir frei, mein Glück zu suchen, wo immer ich es meine zu finden. Aber Gott kann mir dann, wenn ich ihn aus meinem Leben werfe, weil ich entscheiden möchte, weder helfen, mich nicht bewahren, noch trösten. Deswegen benutzt Jesus den Vergleich mit dem Tod.

Und noch ein Weiteres: Der Sohn wusste, als er da abgebrannt bei den Schweinen saß, dass es seinen Vater gab. Im Kopf, in der Theorie gibt es diese Hilfe, diesen Gott. Aber er war getrennt von seinem Vater. Es war sozusagen totes Wissen, weil es ihm erst einmal nicht geholfen hat. Erst, als er sich aufmachte und zurück zu seinem Vater ging, konnte der ihn wieder in den Arm nehmen.

Toter Glauben

Es gibt so etwas wie toten Glauben. Der ist so wie die Plastik-Blume in der Vase. Ich kann Wasser dazu tun, es wird aber nichts passieren. Theoretischer Glaube hat keinen Einfluss in meinem Leben. Es gibt viele, die glauben, dass es da „etwas gibt“ – wenn ich Gott aber erleben möchte, dann muss ich mich aufmachen zu ihm. 

Gott geht es um Beziehung und nicht um Theorie. Gott möchte Gemeinschaft mit uns haben, nicht als ungreifbare Instanz oder theoretischer Konstrukt in unserem Leben sein. Das kann er nur, wenn ich das zulasse.

Gebet:

Gott, oft behandle ich dich, als wärst du nicht da, als Theorie. Dabei willst du ein Vater für mich sein, der für mich sorgt, der mich bewahrt, der mir Wege aufzeigt und letztendlich der, bei dem ich das Glück finde, das ich für mein Leben suche. Bitte hilf mir, dass ich umkehre, wo ich dir den Rücken zuwende. Und bitte lass mich das erleben, dass du lebendig bist und Beziehung mit dir möglich ist. AMEN.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de