Chaos

Wie habe ich diesen Satz gehasst als Kind. Immer, wenn ich im Chaos meines Zimmers wieder einmal etwas verkramt hatte, traf mich der Spruch meiner Mutter: „Suchet, wo werdet ihr finden…“ Ich weiß gar nicht, ob ihr bewusst war, wo der Spruch her kam und was er bedeutet.

Unordnung

Gott selbst hat gesagt, dass er sich finden lässt, wenn ich ihn suche. Und ja, das Angebot Gottes hat auch mit Unordnung und Chaos zu tun – Unordnung und Chaos in meinem Leben. Ich „mülle“ mein Leben oft mit allem möglichen ebenso zu, wie ich damals mein Kinderzimmer zugemüllt habe. Damals waren es dann die Hausaufgaben, das Schulbuch oder ein Spielzeug, das ich nicht finden konnte, heute ist es Gott.

Ferne Instanz

Es war mir auch lange nicht klar, dass man Gott finden kann, dass Gott einem begegnet. Für mich war Gott lange eine ferne Instanz, die zwar zu Pfarren, Priestern oder anderen Auserwählten spricht – und das dann nur an ganz bestimmten Orten – aber, dass ich Gott begegnen kann, dass ich Gott finden kann, wenn ich ihn suche, dass er, Gott, mit mir persönlich sprechen würde, das erschien mir unmöglich.

Sehnsucht

Aber es ist nicht nur möglich, Gott sehnt sich sogar nach Gemeinschaft mit uns. Das klingt komisch, ist aber so. Schon ganz am Anfang der Bibel, als die Menschen das erste Mal Chaos produziert haben, kann man das entdecken. Adam und Eva haben sich von Gott abgewendet. Sie wollten lieber selbst Gott sein (das kenne ich…) und taten deswegen, was verboten war. Und dann heißt es: „Am Abend, als ein frischer Wind aufkam, hörten sie, wie Gott, der HERR, im Garten umherging. Ängstlich versteckten sie sich vor ihm hinter den Bäumen. Aber Gott, der HERR, rief: »Adam, wo bist du?«“ (1. Mose 3,8+9).

Wo bist du?

Gott hätte sich einfach hinstellen können und sagen können: „Hey, Adam, hey Eva, ich weiß, dass ihr Mist gebaut habt! Und was soll das, dass ihr euch da hinter den Bäumen versteckt. Ich bin Gott, ich weiß sowieso, wo ihr seid!“ Das tut er aber nicht. Er fragt „Adam (das heißt „Mensch“, also gilt es Eva ganz genau so) wo bist du?“

Gemeinschaft

Gott wünscht sich Gemeinschaft mit mit den Menschen. Es scheint ja nichts Ungewöhnliches gewesen zu sein, dass Gott im Garten „umherging“, ansonsten wäre das wohl erwähnt worden. Gott geht im Garten spazieren, um die Menschen zu treffen – für uns unverständlich, damals aber anscheinend völlig normal. Und, als sich die Menschen verstecken, ruft er sie.

Ortsgebunden

Später in der Geschichte mit den Menschen zeigt Gott es immer wieder: „Wenn ihr Menschen mich (Gott) sucht, werde ich mich finden lassen.“ Gott zu begegnen, Gemeinschaft mit Gott zu haben, ist kein Vorrecht einzelner und eben nicht an einen Ort gebunden – auch, wenn manche Leute uns das immer wieder zu suggerieren versuchen. Gott sehnt sich nach dir und nach mir.

Suchen

Aber (!), wir müssen ihn suchen. Warum? Nicht, weil er sich wie Adam und Eva hinter einem Baum versteckt, sondern, weil unser Leben oft so voll gestopft ist, dass Gott neben Terminen, Verpflichtungen, Sorgen, Nöten, Hobbys, Parties, Familie, Einkaufen, (nicht zu vergessen:) Arbeit, Fernsehen, Bücher lesen, Kindern, (…) eben schwer zu finden ist.

Versuch

Mach doch heute einmal einen Selbstversuch. Versuche, fünf Minuten Ruhe zu finden. Setz dich an einen Platz, an dem du ungestört bist und versuche einmal diese fünf Minuten lang mit Gott zu sprechen und ihm zu sagen, dass du ihn suchst, dass du ihm begegnen möchtest. Du wirst sehen, wie schnell deine Gedanken abdriften, wie schnell du innerlich woanders bist.

Oft sieht es in meinem Inneren, in meinen Gefühlen, in meiner Gedankenwelt nicht viel anders aus, als damals in meinem Kinderzimmer. Und dann passen die Worte meiner Mutter ja wieder: „Suchet, so werdet ihr finden!“

Sei gesegnet!

https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de