Abendmahl - Brot und Wein

Uroma

Die einzige, die in meiner Familie etwas mit dem Glauben zu tun hatte, war meine Uroma. Eine wirklich großartige Frau. Sie hatte den Kaiser noch erlebt, zwei Weltkriege und fünf Ehemänner überlebt und war die fröhlichste und zufriedenste Frau, die ich je kennengelernt habe. Sie war auch die einzige, die mich als Kind mit in die Kirche genommen hat.

Einer meiner großen Highlights als Kind war es, wenn ich bei meiner Uroma übernachten durfte. Wir unternahmen dann immer schöne Sachen zusammen. Wenn ich aber von Samstag auf Sonntag bei ihr bleiben durfte, dann ging es Sonntagmorgen immer erst einmal in den Gottesdienst.

Ich fand es immer furchtbar langweilig als kleiner Steppke mitten zwischen den alten Leuten – ich muss so acht bis neun Jahre alt gewesen sein, als ich das erste Mal mitgekommen bin. Besonders die alten Lieder mochte ich überhaupt nicht. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich immer nach oben an die Decke geschaut habe, solange die Gemeinde gesungen hat. Ich musste irgendwann wohl jeden Stein und jede Fuge dort auswendig gekannt haben. 

Abendmahl

Die Predigten fand ich als Kind auch grausam, denn ich habe nicht ein Wort von dem verstanden, was da vorne erzählt wurde. Es gab nur einen einzigen Moment, der mich bewegte, und das war das Abendmahl. Das hatte etwas so Geheimnisvolles und Feierliches, dass es mich total faszinierte.

Die Gottesdienstbesucher kamen nach nach vorne und bildeten vor dem Altar einen Kreis. Es gab ein Stück Brot und einen Schluck aus einem großen Kelch. Nur ich wurde als Kind übergangen, auch wenn ich neben meiner Uroma stand. Das machte die Sache noch spannender. Was war das? Was hatte das mit dem Brot und dem Wein auf sich?

Erst viel später, als ich Christ war und erwachsen, habe ich das mit dem Brot und dem Wein verstanden. Jesus hatte bei seinem letzten Mahl das Brot genommen, es gesegnet und davon gesprochen, dass dies sein Leib sei, der hingegeben würde. Und der Wein, der sei sein Blut, das vergossen werden würde zur Vergebung der Schuld und als Zeichen des neuen Bundes zwischen Gott und uns.

Wie sollte man dieses Mahl feiern?

Leider gibt es immer wieder Streit darüber, wie man dieses Mahl feiern sollte, sodass es bis heute die Christenheit spaltet. Die einen sagen, es wären wirklich Leib und Blut – etwas Mystisches würde geschehen, denn Jesus hatte nicht davon gesprochen, dass es ein Symbol sei, sondern wirklich Leib und Blut. 

Die anderen sagen, es wären beides nur Symbole. Ich sage: Jesus ist so oder so durch seinen Geist anwesend. Und das Abendmahl zu feiern birgt, wann immer es Menschen tun, die Möglichkeit, seine Schuld abzugeben und bei Null anzufangen. Von den ersten Christen heißt es: „Sie lebten in enger Gemeinschaft, brachen das Brot miteinander und beteten“ (Apostelgeschichte 2, 42 BB). 

Es war ihnen wichtig, ganz unabhängig von irgendeiner Kirchenordnung, zusammenzukommen und das Abendmahl zu feiern und das sehr regelmäßig.

Heute ist mir das Mahl immer noch wichtig, denn wenn ich das Brot esse und den Wein (oder Saft) trinke, dann bekunde ich erneut mein „JA“ Gott gegenüber. Ich erlebe, wie Gott mir vergibt und mich an sein Vaterherz drückt.

Und das kann ich erleben in der Gemeinschaft einer Kirche oder Gemeinde, aber auch zu Hause nur mit der Familie oder ein paar anderen Christen, mit denen ich Jesus erleben möchte. Wichtig ist meine Einstellung – ganz gleich, welcher „Tradition“ ich im Verständnis folge. Nämlich: Möchte ich diese enge, intime Gemeinschaft mit Jesus? Will ich, dass er mir vergibt? 

Wenn dem so ist, kann ich gar nicht oft genug „das Brot brechen“ (Abendmahl feiern), denn Vergebung brauche ich Tag für Tag. Und du?

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de