Hirte trägt Schaf

Der Herr ist mein Hirte

Ein berühmter Schauspieler, der in einer Familie eingeladen war, wurde gebeten, etwas vorzutragen. Er bat um Vorschläge. Ein älterer Herr bat um den Psalm 23. Der Schauspieler, etwas verlegen, willigte ein unter der Bedingung, dass der alte Herr den Psalm nach ihm wiederhole. 

Dann sprach er den bekannten Hirtenpsalm mit wundervoller Stimme und klarster Betonung. Er erntete dafür reichen Beifall. Darauf wiederholte der alte Herr den Psalm. Niemand spendete Beifall, aber mancher der Anwesenden war im Innersten bewegt. Da sagte der Schauspieler ernst: »Ich muss sagen, ich kenne den Psalm, Sie aber kennen den Hirten.« (Marie Hüsing) Diese kleine Anekdote hat mich im Innersten bewegt. 

 
Als ich Kind war, gehörte der Psalm 23 noch ein ganzes Stück zur Allgemeinbildung – obwohl meine Familie mit dem Glauben nichts zu tun hatte, kannte ich ihn dennoch. Bestimmt konnte ich ihn nicht komplett auswendig aufsagen, aber, dass es diesen Psalm gab, der mit den Worten „Der Herr ist mein Hirte …“ (Psalm 23, 1 HfA) begann, wusste ich. 

 

Vorgaugeln

Aber ich war eher, wie der Schauspieler. Eigentlich war ich in weiten Bereichen meines Lebens ein Schauspieler, denn ich gaukelte meinem Umfeld viel vor, was ich eigentlich gar nicht war. Und davon, dass es einen Gott gibt, der mich dann auch noch versorgen möchte, wie ein Hirte seine Schafe versorgt, davon hatte ich vielleicht maximal in meinem Leben am Rande etwas gehört, es aber nie erlebt.
 
Aber auch als Christ dauerte es lange, um diese Worte als mehr zu erleben als ein nettes Gedicht oder ein Lied. „Der Herr ist mein Hirte …“  – das war maximal Theorie, etwas, das man eben ab und an irgendwo aufsagt.

 

Benötigen wir einen Hirten?

David ging es in seinem Lied aber nicht darum, uns blumige Worte beizubringen. Er beschreibt in seinem Psalm 23, was er in seinem Leben immer wieder erlebt hat. Gott hat sich um ihn gekümmert, hat ihn versorgt, wie sich ein Hirte um eines seiner Schafe kümmert. Und David hat das, was er erlebt hat, eben in Worte gefasst (und hatte damals sicherlich eine schöne Melodie dazu, denn die Psalmen waren Lieder, die gesungen wurden).
 
Nun hat David vor langer Zeit gelebt – die Menschen waren ja vielem Unschönen mehr ausgesetzt als wir. Also brauchten sie mehr Ermutigung oder auch mehr Eingreifen Gottes. Das ist vielleicht wirklich ein Problem – nicht für die Menschen von damals, sondern für uns Menschen heute. 
 
Heute ist es so einfach, sich auf sich selbst zu verlassen, auf seine Krankenkassenkarte, seine Versicherungen oder irgendetwas anderes, das einen scheinbar sicher durch das Leben trägt. Heute meinen wir anscheinend oft, wir bräuchten gar keinen Hirten mehr, der auf uns aufpasst. Und die Versorgung ist durch den Staat und den nächsten Supermarkt um die Ecke ja sowieso gesichert. 
 
Aber wie sollten wir Gott als sich kümmernden, umsorgenden, liebenden Hirten erleben, wenn wir ihm keine Chance geben, weil wir meinen, dass wir ihn als Hirten gar nicht bräuchten? David hat – wie der ältere Herr in der Anekdote von Marie Hüsing anscheinend auch – Gott als Hirten erlebt, weil er ihm sein Leben anvertraut hat, weil er erlebt hat, dass Gott wirklich dieser Hirte ist. 
 
Der Schauspieler kannte den Text und konnte ihn gut interpretieren. David und der ältere Herr haben den Hirten erlebt.
 

Schauspieler oder Schaf was möchtest du sein? 

Wenn du erleben möchtest, dass Gott wirklich dieser gute Hirte ist, dann musst du (so hart, wie es klingt) tun, was ein Schaf tut: Seinem Herrn vertrauen, auf ihn hören, tun, was er sagt und dann noch einmal vertrauen. Nur dann wirst du  – wie der alte Herr – den Psalm 23 aufsagen können, sodass es dich und andere im Innersten bewegt. 
 
Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de