Zeichen  Peace

Krieg

Es herrscht wieder einmal Krieg im Nahen Osten. Menschen sterben – nicht nur Soldaten, auch Frauen und Kinder. Hass, der für eine Weile ein Stück verdeckt war, bricht nun wieder aus, als würde ein Vulkan seine Lava in den Himmel spucken. Wird denn dort niemals Frieden herrschen?  Es herrscht wieder einmal Krieg. 

Und es ist ein Kampf auf unseren Straßen entbrannt. Für mich kaum erträglich wird öffentlich wieder „Scheiß Jude!“ geschrien und dazu zur Vernichtung Israels aufgerufen. Ich merke, wie Wut auch in mir aufsteigt. Lese ich die Kommentare der „Millionen von Fachleuten“, die anscheinend blitzschnell vom Virologen zum Historiker umgeschult haben, dann sehe ich, wie klein der Schritt von einer verbalen Attacke hin zu einer realen Rakete ist. 

Es herrscht wieder einmal Krieg – in den sozialen Netzwerken.

Aggressionen im Netzwerk

Egal, auf welche Seite man sich schlägt, wenn man anfängt, eine Meinung zu vertreten, dann wird man getreten – zumindest mit Worten. Und das betrifft Christen wie Nichtchristen. Es ist erstaunlich und traurig zugleich, wie schnell man die Aggressionen anderer auf sich lenken kann und beschimpft und niedergemacht wird. Wohl dem, der hier ein starkes Selbstbewusstsein hat und sich nicht niederknüppeln lässt. 

Ich habe schon versucht, besonders in christlichen Foren, Worte Jesu zur Beruhigung zu posten, seine Aufrufe zur Nächstenliebe. „Glücklich sind die, die sich um Frieden bemühen, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden„, ruft Jesus seinen Freunden in der Bergpredigt zu (Matthäus 5, 9 HfA) – und ernte gleich wieder einen Schwall von „Gegenargumenten“.

Christen dürften doch nicht zu allem schweigen, man müsse doch aufstehen. Und ich sei ein typischer Christ, wie die, die sich in der Nazi-Zeit weggeduckt hätten oder gar mit marschiert wären. Ich bin kein Nahost-Experte, auch kein Experte für Social-Media aber bin ich ein Duckmäuser oder Mitläufer?

Wo fängt Frieden an?

Ich weiß, dass ich nicht immer ein Vorbild bin, wenn es darum geht, sich um Frieden zu bemühen („Frieden stiften“, wie Luther es übersetzt). Aber was ich weiß, ist, dass Frieden nicht erst beginnt, wenn die Bomben und Raketen schweigen. 

Sich um Frieden bemühen bedeutet nicht, alles hinzunehmen oder den Kopf einzuziehen und sich wegzuducken. Aber es bedeutet eben, alles daranzusetzen, Konflikte friedvoll zu lösen. Frieden zu stiften fängt bei der Wahl meiner Worte an, der Frage, ob ich Streite um des Streites willen oder ob ich an Frieden überhaupt interessiert bin (was wohl kaum jemand abstreiten würde). Frieden beginnt im Miteinander – in der Familie, im Sportverein, bei Diskussionen und letztendlich bei unserem Auftreten in sozialen Netzwerken.

An ihren Früchten soll man sie erkennen …„, sagt Jesus (Matthäus 7, 16 LUT).

Glücklich  („selig“, schreibt Luther) sind die, die sich um Frieden bemühen, denn sie werden Kinder Gottes genannt. Ist es nicht erstaunlich, was für einen guten Ruf Menschen wie Mahatma Gandhi oder der Dalai Lama in unserer Gesellschaft haben? Meine Erfahrung lehrt, dass von ihnen und ihren Anhängern eher Frieden erwartet wird, als von einem durchschnittlichen Christen. 

Ich bin, wie gesagt, nicht sehr gut im Frieden-Stiften, leider. Ich kann auf Friedensmärschen zu Ostern aktiv sein, mir ein Peace-Zeichen ans Auto kleben, jeden zweiten Satz mit „Peace, Bruder!“ beginnen und dennoch alles andere als ein Friedensstifter sein. Dass ein Friede ohne innere Einstellung nicht lange trägt, zeigen viele Konflikte auf der Welt. 

Nur eine Änderung der inneren Einstellung, des Herzens, kann dazu führen, dass jemand, der, wie ich, eher ein Vulkan ist und hier und da zum Ausbruch neigt, zu einem wirklichen Friedensstifter wird. Letztendlich sind wir Kinder Gottes – lasst es uns auch werden. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de