Zwei Hände halten einen Kloß Hefeteig

Kennst du das Gefühl Hunger zu haben?

Als ich Kind war, gab es Zeiten, in denen ich richtig Hunger hatte. Nein, ich gehöre nicht mehr zur Nachkriegsgeneration, die Mangel litt. Ich bin auch nicht in einem Land, in dem Armut herrschte, groß geworden. Ich hatte einfach nur eine Mutter, die ihr Geld lieber in Alkohol und Zigaretten angelegt hat, als in ihre Kinder. Das ist der Preis von Sucht.

Ich kann mich an Zeiten erinnern, da lag ein Kasten Bier im Kühlschrank, aber nichts Anständiges zu essen. Ich weiß also, wie es sich anfühlt, einen leeren Magen zu haben, aber auch, wie man sich nach einem leckeren Essen fühlt.
 
Als ich ungefähr zehn oder elf Jahre alt war, fand ich wieder Kontakt zu meinem Vater, der es bei meiner Mutter nicht mehr ausgehalten hatte, als ich ganz klein war. Sie hatte daraufhin den Kontakt unterbunden. Nun saß ich bei ihm in der Küche – ich werde das nie vergessen – und bekam ein wirklich leckeres Gulasch serviert.
 
Und abends dann, bevor er mich nach Hause brachte, gab es Abendbrot mit vier verschiedenen Wurst-Sorten. Ich fühlte mich, als wäre ich in ein Schloss eingeladen worden.
 
Es gibt also zwei Arten von Essen: Der Mensch braucht ein gewisses Maß, um leben zu können. Das ist die eine Seite. Wenn ich mir heute Fotos von damals anschaue, dann sehe ich, dass das nicht viel war. Ich war ein absoluter Strich in der Landschaft.
 
 

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein

Und dann gibt es natürlich noch das Essen als Genuss. Ein Stück Brot und Wasser lässt mich überleben, ein gutes Essen lässt mich genießen.
 
Nun gibt es in der Bibel einen Vers, der genau dieses Beispiel des Essens benutzt, um zu zeigen, was in unserer Beziehung zu Gott wichtig ist. Moses erklärt dem Volk einmal: Ja, Gott ließ euch eure Abhängigkeit spüren, indem er euch hungern ließ. Dann gab er euch Manna zu essen, das ihr und eure Vorfahren bis dahin nicht kanntet. Dadurch wollte er euch zeigen, dass der Mensch mehr als nur Brot zum Leben braucht. Er lebt auch von jedem Wort, das aus dem Mund des Herrn kommt“ (5 Mose 8, 3 HfA).
 
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Um geistlich nicht zu verhungern, brauchen wir Gottes Wort. Als ich damals Christ wurde, lehrte man mich: „Wenn du im Glauben wachsen willst, dann nimm dir jeden Tag Zeit, in der Bibel zu lesen und zu beten.“ Das klang für mich eher wie eine Pflichtübung oder eben wie eine Wahl: Ich kann mich entscheiden, im Glauben zu wachsen oder eben nicht.
 
Es geht aber weder um Pflicht, noch um eine Wahl – es geht um das geistliche Überleben. Der Unterschied zum Essen ist, dass Hunger weh tut. Geistliches Absterben geschieht leise und kaum spürbar. Ich verliere nur so nach und nach den Draht, weil ich die Kommunikation zwischen Gott und mir unterbreche. Es mag sein, dass ich weiter bete, aber in einer Beziehung ist die Kommunikation immer beidseitig, sonst ist es keine Beziehung.
 
Nicht jedes Essen ist ein Festmahl. Nicht jedes Essen haut mich vom Hocker. Es gibt eben auch die Stulle, die ich in Eile verschlinge. Aber ich esse trotzdem regelmäßig. Nicht immer ist Bibel-Lesen aufregend. Nicht immer springe ich mit einer neuen Erkenntnis auf und gehe neue Wege.
 
Aber so, wie ich das Essen in meinem Leben brauche, um zu leben, so brauche ich Gottes Wort zum geistlichen Überleben, denn Gott redet durch die Bibel. 

Einen zweiten Unterschied gibt es:

Wenn ein Mensch verhungert ist, dann ist er tot. Wenn ich merke, dass mein geistliches Leben abgestorben ist, dann kann ich Gott wieder neu in mein Leben einladen. Er wird liebend gerne mein geistliches Leben wiederbeleben, wird mir aber sicherlich einen wichtigen Tipp mitgeben: „Wenn du im Glauben wachsen willst, dann nimm dir jeden Tag Zeit, in der Bibel zu lesen und zu beten.“ 
 
Sind wir schlauer geworden und setzen den Rat jetzt um?
 
Sei gesegnet!

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de