Lichtstrahl auf Straße mit Kopfsteinpflaster

Was für ein Abenteuer

Ich werde nie vergessen, wie ich kurz nach dem Mauerfall mit einem Freund Prag besucht habe. Wir  fuhren mit dem Zug und kamen nach nur wenigen Stunden am Hauptbahnhof „Praha hlavní nádraží“ an. Wir waren mit der Adresse unseres Hotels und einem Stadtplan bewaffnet. Es sollte nicht allzu weit sein bis zur Zieladresse. Da es damals noch verboten war, tschechische Kronen einzuführen und man uns gewarnt hatte, am Hauptbahnhof zu tauschen, beschlossen wir zu laufen.

Und genau hier begann das Problem. Unsicherheit überkam uns. Wir sahen zwar überall Buchstaben, die den unsrigen ähnlich sahen, außer dass es gefühlt mindestens zwei Akzente über jedem Wort gab. Die Worte aber zu erfassen, geschweige denn auf dem Stadtplan Namen wiederzufinden waren wir nicht in der Lage. Folge davon, wir hatten uns im Nu verirrt. Was für ein Abenteuer!

Blind vertrauen?

Es war zudem nicht gerade einfach, in Prag kurz nach der Wende jemanden zu finden, der Englisch oder Deutsch sprach und den wir um Rat hätten fragen können. Nach einer ganzen Weile fanden wir aber freundliche Menschen, die uns den Weg zum Hotel beschrieben. 

Wenn man verloren ist, den Weg nicht weiß, sich verlaufen hat, von Unsicherheit bestimmt wird, ist man froh, jemanden zu finden, der einem aus der misslichen Lage helfen kann. Zumindest ich vertraue dann schnell und fast schon blind. Gut, dass ich – einen Weg suchend – noch nicht dem Patenonkel meiner Frau begegnet bin. Er hat einmal in Berlin – wo er sich so gar nicht auskennt – Leuten den Weg zu einer Apotheke „verraten“. Als wir ihn darauf ansprachen, woher er den Weg denn kennen würde, meinte er nur: „Ich hab keine Ahnung, ob dort eine Apotheke ist – ich wollte nur nicht unhöflich sein.“

Zum Glück kann man Gott vertrauen

Gott kann man zum Glück mehr vertrauen, als dem Patenonkel meiner Frau. Im Buch der Sprüche heißt es: „Verlass dich nicht auf deinen eigenen Verstand, sondern vertraue voll und ganz dem Herrn! Denke bei jedem Schritt an ihn; er zeigt dir den richtigen Weg und krönt dein Handeln mit Erfolg.“ (Sprüche 3, 5-6 HfA).

Ich erschrecke mich manchmal darüber, wie leicht ich anderen Menschen vertraue und wie oft ich nach einem „Plan B“ schiele, wenn ich Gott um Rat frage. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass wir Menschen alles durchplanen. Wir strukturieren und sichern alles ab. Aber letztendlich können wir es dann eben doch nicht.

Im Fach Mathematik bin ich schon an einer Variablen gescheitert. In unserem Leben gibt es aber unendlich viele unberechenbare Faktoren, die uns schnell vom Weg abbringen und ins Chaos führen. Dann stehen wir vor dem Stadtplan unseres Lebens und versuchen die Buchstaben zusammenzusetzen. Aber es will nicht gelingen. 

Unsicherheit oder Leben aus Glauben

Zukunft bedeutet eben Unsicherheit. Ich weiß nicht, was mein nächster Schritt bringen wird, auch wenn ich ihn mir genau überlegt, genau geplant habe und fest davon überzeugt bin, dass er mich ans Ziel bringt.

Das Gegenstück davon ist ein Leben aus Glauben. 

Ein Problem dabei ist, dass verschiedene Menschen ganz unterschiedliche Auffassungen davon haben, was „Glauben“ eigentlich ist. Wenn ich dir sage, dass es wichtig ist, ein Leben aus Glauben zu führen, wirst du den Satz vielleicht anders verstehen als jemand anderes. Manche denken da an eine positive Einstellung. Glaube ist mehr als die Frage, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Manche denken, du brauchst Religion, die Kirche jeden Tag. Aber ein Mensch kann sowohl Glauben haben, aber keine Kirche – genauso, wie es Menschen gibt, die zur Kirche gehen, aber nicht glauben.

Unser Vers aus Sprüche gibt eine gute Definition: 

  • Vertraue voll und ganz dem Herrn.
  • Denke bei jedem deiner Schritte an ihn.

Frage Gott vor jeder Entscheidung, an jeder Weggabelung deines Lebens, wann immer du Rat brauchst, was dein nächster Schritt sein soll. Damit wirst du deine Unsicherheit besiegen. Und dann gehe den Weg, den er dir zeigt. Eigentlich einfach, wie mein Erlebnis in Prag damals zeigt. Dennoch ist es ganz schön schwer, weswegen ich so oft nach einem „Plan B“ schaue – (nur für den Fall, dass …).

Gebet: „Guter Gott, so oft bin ich gescheitert, wenn ich meinen Weg selbst gehen wollte. So oft habe ich erlebt, wie meine Pläne wie Kartenhäuser zusammengefallen sind. So oft war ich müde und ausgepowert, weil ich wieder einmal gefallen bin. Ich bitte dich heute, dass du mir meinen nächsten Schritt zeigst, dass du mich vor dem Stolpern bewahrst – und mich aufhebst, wenn es dennoch wieder geschehen ist. Bitte hilf mir, dir mehr zu vertrauen, mehr an dich und deine Liebe zu glauben, damit ich erlebe, was ich gelesen habe, dass du meinen Weg mit Erfolg krönst. Dir vertraue ich und will tun, was du mir sagst. AMEN“

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de